„Britin“ oder „Brexit“? „Britin“ als Vertrauensschub für europäische Risikoanlagen (Teil 3)
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In unserer fünfteiligen Serie über den Brexit beschäftigen wir uns mit den Folgen von „Britin“ und „Brexit“ für die Finanzmärkte. Siehe auch die beiden ersten Teile „Kurz gefasst“ und „Vor dem Referendum vom 23. Juni – Die Grexit-Episode 2015 legt Absicherung bis zum B-Day nahe“.
In unserem Basisszenario bleibt Großbritannien in der EU („Britin“). Schon allein deshalb, weil am Ende eine Mehrheit im Land kein Interesse daran hat, dass die damit verbundenen Unsicherheiten die hart erkämpfte Rückkehr zu wirtschaftlicher Stabilität gefährden. Man denke nur an den sich seit Kurzem wieder erholenden Arbeitsmarkt, der die Einkommen erst seit 2014 wieder spürbar steigen lässt. Das bedeutet, dass die privaten Haushalte noch nicht sonderlich lang in den Genuss der Vorteile einer wirtschaftlichen Erholung kommen. Denn wie Grafik 2 zeigt, steigt der über Jahre geschrumpfte Durchschnittslohn eines im Privatsektor beschäftigten Arbeitnehmers zwar wieder. Aber der Zuwachs übersteigt die Inflation erst, seitdem die Arbeitslosenquote auf das Niveau vor der Finanzkrise zurückgefallen ist.
Beim Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands 2014 stimmte die über die soziale Sicherheit besorgte ältere Bevölkerung und die über die Beschäftigungssituation beunruhigte Jugend gegen die Unabhängigkeit. Damit traten die Bedenken über den Verlust nationaler Identität hinter den Wunsch nach allgemeiner wirtschaftlicher Prosperität zurück.
Angesichts der hart erkämpften wirtschaftlichen Fortschritte in Großbritannien in den letzten Jahren und der Tatsache, dass die EU der größte Handelspartner des Landes ist (weshalb die Geschäftswelt „Britin“ mit großer Mehrheit unterstützt), werden die Briten ähnlich wie die Schotten wahrscheinlich gegen einen Austritt votieren. Vor diesem Hintergrund dürfte den britischen Wählern ihr Geldbeutel wichtiger sein. Deshalb werden sie für den Erhalt des Status quo und damit für eine aus ihrer Sicht unvollkommene Union mit Kontinentaleuropa stimmen. Ein „Britin“ würde die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten beseitigen. Dazu würde es das Vertrauen in auf Pfund Sterling lautende Vermögenswerte wieder herstellen und den Euro stärken. Schließlich dürften sich die Finanzierungsbedingungen weiter lockern und damit die Erholung der Binnennachfrage in Europa stützen.
Wie sich Anleger positionieren sollten Von einem solchen Szenario dürften europäische Small- und Mid-Cap-Aktien besonders profitieren. Das gilt auch für ihre britischen Pendants, die einen vergleichsweise großen Teil ihrer Umsätze in Europa erwirtschaften. Sofern nichts anderes angegeben ist, stammen alle Daten von WisdomTree Europe und Bloomberg.