Aktienmärkte sollten “Brit-in” noch einpreisen oder “Brexit“-Sorgen abschütteln
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Das diesjährige “Brexit”- und das letztjährige “Grexit”-Referendum haben eines gemeinsam: Sie sorgen für Ungewissheit. Und Ungewissheit mögen die Märkte überhaupt nicht.
Die Ungewissheit, ob sich Großbritannien für oder gegen einen Verbleib in der EU entscheidet, strapaziert allmählich die Nerven der Händler. Die implizierte Volatilität des Währungspaares GBP/USD ist auf 29 % in die Höhe geschnellt und damit auf einem vergleichbaren Niveau wie den extremen Höchstständen während der Finanzkrise 2008. Zugleich rentieren 10-jährige britische Staatsanleihen mit weniger als 1,1 % und erreichen damit neue historische Tiefstände (siehe Grafik 1). Dies deutet auf die allmähliche Verbreiterung einer Risk-Off-Positionierung hin.
Equity markets in Europe had resisted succumbing to significant downward pressure in the weeks leading up to the referendum. But if last year’s “Grexit” event is any guide, risk sentiment in Europe remains fragile.
As shown in Chart 2, in the final weeks leading up to last year’s “Grexit” referendum on 3 July 2015, the FTSE 100 and EURO STOXX sold off sharply, falling by about 6% over a 30 workday period prior to that referendum. Another 2% was shed off European equity markets following the rejection of Troika’s bailout package.
In den Wochen vor dem Referendum hatten sich die europäischen Aktienmärkte dem massiven Abwärtsdruck widersetzt. Dient aber das letztjährige “Grexit”-Referendum als Orientierung, so bleibt die Risikostimmung an Europas Börsen fragil.
Grafik 2 zeigt, dass der FTSE 100 und der EURO STOXX in den letzten Wochen vor dem „Grexit“-Referendum am 3. Juli 2015 deutlich nachgaben. Sie büßten über einen Zeitraum von 30 Werktagen im Vorfeld der Abstimmung etwa 6% ein. Weitere 2% verloren europäische Aktienmärkte nach der damaligen Weigerung der Troika, entsprechende Finanzhilfen zu zahlen. In diesem Punkt besteht, zumindest bisher, ein Unterschied zwischen “Brexit” und “Grexit”.
Denn der Vergleich desselben Zeitraums zeigt, dass sich Europas Aktienmärkte bis vergangene Woche in positiver Verfassung zeigten, ehe sich die Stimmung deutlich eintrübte (siehe Chart 2). Im Vergleich zur erhöhten Volatilität im letzten Jahr, die angefacht wurde durch sinkende Ölpreise und Bedenken um eine konjunkturelle Abkühlung Chinas und den Aktienmärkten in Europa und weltweit einen Schlag versetzte, stufen die Märkte den Nachhall eines „Brexit“-Szenarios für europäische Aktien entweder als maßlos übertrieben ein oder sie haben ein derartiges Szenario noch nicht ausreichend eingepreist.
Anleger orientieren sich möglicherweise stärker an den Buchmacherquoten als an Meinungsumfragen - nicht zuletzt, weil die meisten Demoskopen bei den letztjährigen britischen Parlamentswahlen das starke Abschneiden der Konservativen in dieser Form nicht vorausgesagt hatten. Während die beiden Lager (EU-Austritt vs. EU-Verbleib) sich Meinungsumfragen zufolge ein Kopf-an-Kopf-Rennen leisten, wobei sich Verschiebungen zwischen beiden Werten innerhalb der Fehlerspanne bewegen, zeigen die Quoten der Buchmacher seit geraumer Zeit, dass eine klare Mehrheit der Spekulanten konsequent auf einen EU-Verbleib wettet. Laut einer Meinungsumfrage von YouGov/Times sind 43% der Befragten für einen Verbleib, 42% für einen Austritt und 11% noch unentschlossen. Buchmachern zufolge befürworten 57% der Briten den EU-Verbleib, während ihn 43%[1] ablehnen, wobei erstgenannte im Idealfall eine Rendite von 34% auf ihren Einsatz erhalten würden, letztgenannte 250%[2].
Gewisse Ungewissheit spiegelt sich nicht in europäischen Aktien wider
Während die drohende Gefahr eines griechischen Staatsbankrotts und das systemische Risiko für Europas Bankensystem im Falle eines Austritts von Griechenland aus der Eurozone nicht direkt mit den Risiken eines „Brexit“ vergleichbar sind, ist die politische und wirtschaftliche Ungewissheit für Anleger derzeit vermutlich immer noch groß genug, dass sie eine Absicherung ihrer Positionen in europäischen Vermögenswerten in Erwägung ziehen. Nachfolgend fassen wir die kurz- bis mittelfristigen Risiken für die Finanzmärkte zusammen:
- Großbritanniens „Brexit“-Lager hat sich bisher noch nicht zu einem Handelsmodell geäußert, welches es im Falle eines EU-Austritts umsetzen möchte. Aber mit Blick auf die Rhetorik der EU-Gegner und deren Forderung nach Grenzkontrollen und Abschaffung der Zahlungen an die EU wird es sich dabei wohl kaum um ein Modell handeln, für das sich andere europäische Nicht-EU-Mitglieder entschieden haben: So zahlen beispielsweise die Schweiz und Norwegen in den EU-Haushalt und gewähren EU-Bürgern Personenfreizügigkeit im Austausch für freien Handel und Kapitalverkehr. Die Geschichte zeigt, dass die Neuverhandlung von Handelsverträgen mehrere Jahre dauern kann und die Bedingungen für getroffene Vereinbarungen von der EU und nicht von Großbritannien bestimmt werden. Während dieses Zeitraums könnten sich Anleger schlicht und einfach auf keine eindeutigen Bestimmungen für Handel und Kapitalverkehr berufen.
- Wenn nicht aus wirtschaftlicher Vernunft, wird dann das Bestreben um Selbstschutz EU-Beamte dazu veranlassen, Großbritannien für den EU-Austritt abzustrafen in Form von Gebühren, Zöllen oder sonstigen Hindernissen (Anhebung der Produktstandards durch Kennzeichnungs-/Verpackungsanforderungen usw.), um andere EU-Mitglieder davon abzuhalten, dem Beispiel Großbritanniens zu folgen, und um einem Zerfall der EU vorzubeugen. Mit Blick auf die überaus offene Volkswirtschaft Großbritanniens würde dies beachtliche Steuern für britische Unternehmen zur Folge haben, die in die EU exportieren.
- Es herrscht in Großbritannien derzeit eine verhältnismäßig hohe politische Ungewissheit. Etwa die Hälfte der Mitglieder der Konservativen Partei stellt die Führung David Camerons bereits in Frage. Übernähme ein neuer Premierminister mit einer konservativeren Ausrichtung dessen Amt, wäre eine Kabinettsumbildung erforderlich, von der auch Camerons Finanzminister George Osborne nicht verschont bliebe. Infolgedessen würden sich voraussichtlich neben der Ausgaben- und Steuerpolitik auch die Haushaltsdefizitziele ändern.
- Schottland und Irland sind starke Befürworter der EU und ein „Brexit“-Szenario würde vermutlich ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum in Schottland nach sich ziehen. Stärkere Grenzkontrollen zwischen Nordirland und Irland infolge des EU-Austritts Großbritanniens könnten zudem den anfälligen Friedensprozess mit Nordirland gefährden und ein erneutes Aufflammen der Spannungen mit Irland hervorrufen. Es stünde also das Auseinanderbrechen der politischen Union Großbritanniens auf dem Spiel.
Die sich gegenüber europäischen Aktien in dieser Woche eingetrübte Stimmung könnte das Vorspiel zu einer stärker risikoabweisenden Positionierung sein, wie sie 2015 anlässlich des „Grexit“-Votums zu beobachten war. Anleger sollten darauf vorbereitet sein, dass die zunehmende Ungewissheit um die weitere Entwicklung des britischen Pfund unter Umständen zu einer erhöhten Volatilität europäischer Aktien führen könnte. Die Absicherung von Long-Positionen in europäischen Aktien und im US-Dollar gewinnt daher möglicherweise wieder an Reiz.
Anleger, die derselben Auffassung sind, sollten folgende ETPs in Erwägung ziehen:
- Boost FTSE 100 1x Short Daily ETP (SUK1)
- Boost FTSE 100 2x Short Daily ETP (2UKS)
- Boost FTSE 100 3x Short Daily ETP (3UKS)
- Boost FTSE 250 1x Short Daily ETP (1MCS)
- Boost EURO STOXX 50 3x Short Daily ETP (3EUS)
- Boost EURO STOXX Banks 3x Short Daily ETP (3BAS)
- Boost ShortDAX 3x Daily ETP (3DES)
- Boost FTSE MIB 3x Short Daily ETP (3ITS)
- Boost Gilts 10Y 3x Leverage Daily ETP (3GIL)
- Boost Long USD Short EUR 4x Daily ETP (4USE)
- Boost Long USD Short EUR 5x Daily ETP (5USE)