Warum das Streben nach Momentum in Schwellenmärkten kurzlebig sein kann: Bessere Wertsteigerungschancen durch Rebalancing
Häufig herrscht die Vorstellung vor, dass “ineffiziente Märkte“ wie Schwellenmärkte (EM) große Chancen für aktive Anlageverwalter bieten. Ich würde zu bedenken geben, dass wenn große Chancen für eine Outperformance bestehen, auch eine große Gefahr für eine Underperformance vorhanden ist. Mit anderen Worten: Jemand muss auf der Gegenseite der “Ineffizienzen“ stehen.
Caesar Maasry und Jane Wei, Strategieanalysten bei Goldman Sachs, haben kürzlich einen Beitrag darüber veröffentlicht, wie der Trend zugunsten von ETFs und passiven Strategien sich auf die Kurse von Anlageinstrumenten in Schwellenmärkten ausgewirkt hat. In diesem Zusammenhang weisen sie darauf hin, dass die starken Zuflüsse in ETFs mit einem kräftigen Anstieg der Kurse in den Schwellenmärkten; der Underperformance aktiver EM-Fonds und der Rotation von EM-Small Caps in Large Caps in Verbindung gebracht werden.[1]
In den letzten 13 Jahren haben aktiv verwaltete EM-Aktienstrategien weniger als 20 Mrd. US-Dollar an Mittelzuflüssen verzeichnet, während insgesamt mehr als 110 Mrd. US-Dollar in passiv verwaltete Strategien geflossen sind. In Europa waren in diesem Jahr passiv verwaltete Strategien für EM-Aktien besonders robust. Sie verzeichneten Zuflüsse von 7,5 Mrd. Euro – mehr als die 6,4 Mrd. Euro Zuflüsse in den vergangenen drei Jahren zusammen (siehe Diagramm 1) und mehr als die Zuflüsse in aktiv verwaltete Strategien im jeweiligen Kalenderjahr.
Passiv verwaltete Anlagestrategien für Schwellenmärkte haben ihre Effektivität bewiesen. Die wirkliche Frage lautet jedoch: Wie alloziert ein Anleger sein Geld auf Länder und Sektoren in den Schwellenmärkten?
Was die Performance in den Schwellenmärkten dieses Jahr speziell beeinflusst hat, waren Brasilien und Russland, welche jedoch mit ihrer Value-Charakteristik etwas außer Mode waren. Beide haben einen hohen Anteil an Aktien in den Sektoren Energie sowie Grund- und Hilfsstoffe. In diesem Jahr haben die Länder in den Schwellenmärkten durchs Band solide Wertentwicklungen erfahren. So haben wir beispielsweise unter den 10 größten Ländern im WisdomTree Emerging Markets Dividend Index die folgende Rangliste nach Performance seit Jahresbeginn in US-Dollar beobachtet[2]:
Die Performance-Rangliste führte Brasilien an. Das Land legte 59 % zu, mit bedeutenden Wertsteigerungen sowohl im Aktienmarkt als auch bei seiner Währung. Den zweiten Platz belegte Russland mit einer Wertsteigerung von 36 %, gefolgt von Indonesien (30 %), Thailand (26 %) und Südafrika (23 %). Was diese Länder eint, ist ihre Verbindung zu Rohstoffpreisen und Exporten. Nach jahrelangen negativen Erwartungen führte die Stabilität bei den Rohstoffen zu einer kräftigen Erholung in diesen Märkten und den entsprechenden Währungen.[3]
Anleger scheinen auf Momentum gesetzt und dabei die (hohen) Bewertungen ignoriert zu haben, als sie in eine Strategie auf Basis der Marktkapitalisierung investierten. Können wir jetzt davon ausgehen, dass dieser passive Ansatz sich weiter gut entwickelt, wenn die Bewertungen aufgrund höherer Preise steigen?
Eindämmung des Bewertungsrisikos durch Neugewichtung weg von rohstofflastigen Sektoren
Auf Rohstoffe ausgerichtete Sektoren und Länder weisen 2016 eine solide Marktperformance aus. Die Zugewinne erreichen Werte, die höher liegen als die Veränderungen in den Fundamentaldaten der Unternehmen, gemessen an ihren Dividend Streams® in US-Dollar.
Nach Handelsschluss am 20. Oktober wurden die WisdomTree Emerging Markets-Indizes nach neuen Positionen und Gewichtungen ausgerichtet und WisdomTree hat seine jüngsten Indexbasiswerte auf dieser Grundlage bekannt gegeben.
Dies sind Ergebnisse der jährlichen Screeningdaten:
(1) Der WisdomTree Emerging Markets Equity Income Index (ETF: DEM) hat sein Gewicht in Rohstoffsektoren[4] um mehr als 6 % reduziert und derweil sein Engagement in Titeln der Sektoren Telekommunikation und Versorger insgesamt in ähnlicher Höhe aufgestockt.
(2) Der WisdomTree Emerging Markets Small Cap Dividend UCITS (ETF: DGSE) hat sein Gewicht in den Rohstoffsektoren um 3 % reduziert und derweil 2,5 % in Titeln der Sektoren Telekommunikation und Versorger erhöht.
Brasilien ist ein Abbild dieser Entwicklung: seine Zugewinne lagen weit über denen jedes anderen Landes. Dementsprechend wurde das Engagement in Brasilien in beiden Strategien insgesamt auf unter 5 % reduziert. Hingegen erhielten die höchste zusätzliche Gewichtung Taiwan im DEM und Thailand im DGSE (rund 3 %).
Dies ist ein großer Unterschied zwischen einem nach Marktkapitalisierung gewichteten Index – der das Momentum der Titel auf Kosten höherer oder niedrigerer Gewichtung ausspielt – und einem nach Dividenden gewichteten und hohen Erträgen gefilterten Index. Dieser ist darauf ausgerichtet, Chancen auf der Grundlage von Veränderungen der relativen Bewertung zu erkennen.
Nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes: Dem Momentum folgen heißt, die Bewertung zu ignorieren
Um es noch klarer auszudrücken: Traditionelle, nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes achten nicht auf Bewertungen und Fundamentaldaten, wenn sie ihr Engagement festlegen. Sie achten ausschließlich auf Börsenkurse (multipliziert mit den im Umlauf befindlichen Aktien).
Während die Zugewinne bei den rohstofflastigen Titeln 2016 auf mehr basierte als die zugrunde liegenden Veränderungen der Dividenden – und unsere Indizes daher weniger Engagements in diesen Titeln aufweisen – führen die Gesamtbewertungen immer noch zu einer übergewichteten Position.
Unter allen von uns berechneten Indizes sind die niedrigsten Bewertungen und die höchsten Dividendenrenditen normalerweise im WisdomTree Emerging Markets Equity Income Index zu finden. Nach dieser Neugewichtung gehen wir davon aus, dass die Bewertungen des Portfolios sich vorteilhaft von den auf Marktkapitalisierung basierenden, passiv verwalteten Strategien abheben. Sie sollten daher niedrigere Bewertungskennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und höhere Dividendenrenditen aufweisen.
Anleger, die ein Investment in Schwellenmärkte erwägen, sollten Unternehmen mit hohen Dividendenzahlungen in Betracht ziehen, statt nach der Momentum-Story zu suchen.
- WisdomTree Emerging Markets Equity Income UCITS ETF (WTEI)
- WisdomTree Emerging Markets SmallCap Dividend UCITS ETF (WTED)
Quellen
(1) Goldman Sachs Blog-Beitrag: „Global Markets Daily: Active vs Passive and the EM alpha challenge“ von Maasry und Wei, 13. Oktober 2016
(2) WisdomTree. Wertentwicklung vom 31. Dezember 2015 bis 30. Dezember 2016
(3) WisdomTree, Bloomberg, 31.12.2015 - 30.09.2016. Währungsrendite am US-Dollar gemessen.
(4) Rohstoffsektoren sind Grund- und Hilfsstoffe sowie Energie