Öl: Trading-Chancen in Sicht
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Am 25. Mai steht das nächste Treffen der OPEC an. Währenddessen nähert sich der Ölpreis aufgrund des Drucks auf die OPEC-Produzenten, die Fördermengen zu drosseln, steigernder Ölbestände und einer Erholung der Schieferöl-Produktion einem kritischen Punkt. Die Volatilität ist hoch. Selbst wenn sich die OPEC auf weitere Produktionseinschnitte einigen kann, reicht dies möglicherweise nicht aus, um den Ölpreis zu stabilisieren.
In den letzten sechs Monaten hat sich die Positionierung der Anleger um die Ölmärkte dramatisch verändert. Daten der CFTC (Commodity Futures Trading Commission) zeigen, dass das Engagement der Händler in Öl-Futures deutlich gesunken ist. Vor dem letzten OPEC-Treffen im November 2016 erreichten Netto-Long-Positionen bei Öl den relativ niedrigen Stand von 276.000 Kontrakten. Diese Positionen stiegen bis Ende 2016 sprunghaft um 61 % an und erreichten fast 445.000 Kontrakte. Grund: Der Ölpreis reagierte positiv auf die vorgeschlagene Drosselung der Produktion durch die OPEC-Mitglieder von fast 34 Millionen Barrel/Tag auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel/Tag. Obwohl die Drosselung relativ gering ausfiel, trug vor allem die Absicht, die Produktion zu reduzieren, sowie die Verpflichtung Russlands zu einer eingeschränkten Förderung zur Preisstabilität bei.
Chart 1: Netto-Long-Positionen der Trader und der Ölpreis
Quelle: WisdomTree, Bloomberg
Im Mai 2017 stellt sich die Situation hingegen komplexer dar. Der Produktionsanteil der OPEC ist einigermaßen unter Kontrolle. Ende November 2016 wurde die Produktion von knapp über 34,1 Millionen Barrel/Tag auf einen aktuellen Stand von 31,9 Millionen Barrel/Tag (per Ende April) reduziert. Das entspricht einer Senkung von 6,6 %. Auch Russland hielt sich an die Vereinbarung. Auf der anderen Seite sank der Ölpreis von einem Hoch von 54,45 USD gegen Ende Februar auf ein aktuelles Tief von 46 USD. In den vergangenen paar Wochen kam es zu einer kurzfristigen Rally. Ausgelöst wurde diese durch die Verpflichtung Saudi-Arabiens und Russlands , die Produktion langfristiger – nicht nur 2017, sondern auch 2018 – zu reduzieren.
Überschattet wird dieser Fortschritt auf OPEC-Ebene jedoch durch die uneingeschränkte Erholung bei Schieferöl, sowohl im Hinblick auf die Produktion als auch auf die Anzahl der betriebenen Förderanlagen. Im Laufe der vergangenen zehn Monate hat sich die Anzahl der betriebenen Förderanlagen für Schieferöl von einem Tief von 262 auf über 600 erholt, während die Fördermenge um fast 0,35 Millionen Barrel/Tag gestiegen ist. Obwohl das steigende Angebot von Schieferöl die Kürzungen der OPEC nicht vollkommen aufhebt, hat dies für eine Schwächung des Ölpreises gesorgt.
Einfach ausgedrückt, stellt die Fähigkeit des US-Schiefersektors, sich selbst zu beleben, auf Unternehmensebene neu zu strukturieren und die stufenweise Ölproduktion wiedereinzuführen, die Ölpreispolitik der OPEC vor eine enorme Herausforderung. Kurzfristig erwarten wir, dass die OPEC versuchen wird, die Fördermengen zu senken und diszipliniert und organisiert zu bleiben. Dies könnte zu einer Anhebung der Handelsspanne von Öl von unter 50 USD auf 50 bis 55 USD führen. Andererseits fördert ein steigender Ölpreis bei den US-Schieferölproduzenten eine Expansionspolitik, wodurch potenzielle Aufwärtstrends wiederum eingeschränkt werden.
Chart 2: Schieferöl, Anzahl der Förderanlagen gegenüber Produktion
Quelle: WisdomTree, Bloomberg
Obwohl das nächste Treffen der OPEC nicht für viel Aufsehen sorgen wird, erwarten wir insgesamt, dass die OPEC ihre Entschlossenheit im Hinblick auf Drosselungen und Stabilität bekräftigen wird. Dies wird kurzfristig wohl für Volatilität und Handelschancen sorgen. Die Marktteilnehmer werden versuchen, die längerfristige Entwicklung der Produktion als auch des Ölpreises zu ergründen. Ein weiterer erschwerender Faktor ist die sukzessive Schwäche der prognostizierten weltweiten Erdölnachfrage. Ein aktueller Bericht der IEA (International Energy Agency) weist auf eine Schwäche bei bisher starken Konsumenten wie Indien, den USA, Deutschland und der Türkei hin.
Fazit
Öl wird mit einer Mischung aus höherer Volatilität, widersprüchlichen Förderszenarien und politischen Risiken auch weiterhin Schlagzeilen machen. In diesem Umfeld dürfen Anleger eine Vielzahl an kurzfristigen Handelschancen erwarten, da die Netto-Positionsdaten der CFTC in enger Beziehung zu den Anstiegen des Ölpreises stehen.