Handelszölle dämpfen Ausblick für Industriemetalle
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Die Unsicherheit im Zusammenhang mit den Handelsspannungen ist wieder in den Vordergrund gerückt. Die Trump-Regierung hat bestätigt, dass die Ausnahmen bezüglich der erhobenen US-Zölle für Kanada, Mexiko und die EU nicht verlängert werden. Nachdem die US-Handelszölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte nun in Kraft getreten sind, werden die EU und Kanada wahrscheinlich Vergeltungszölle auf US-Importe verhängen. Des Weiteren sieht es so aus, als ob der jüngste Triumph angesichts der am 22. Mai abgeschlossenen Handelsverträge zwischen den zwei größten Volkswirtschaften der Welt von kurzlebiger Dauer war. Trotz der diversen von China angebotenen Handelserleichterungen hat Trump bekannt gegeben, dass die Zölle und Investitionsbeschränkungen für China jeweils am 15. und 30. Juni formalisiert werden. Wir denken, dass die aggressivere Haltung Trumps eine Reaktion auf die Kritik in den USA war, dass er China gegenüber in letzter Zeit zu nachgiebig gewesen sei. Bislang scheint sich das Ausmaß der Betriebsunterbrechungen in Grenzen zu halten, da die Stahl- und Aluminiumzölle weniger als 2 Prozent der US-Importe betreffen. Tatsächlich ist der Prozentsatz noch geringer, da einige Länder wie Australien weiterhin von den Zöllen ausgenommen sind. Hinzu kommt, dass die chinesischen Importe im Wert von rund 50 Mrd. USD nicht einmal 2 Prozent der US-Importe ausmachen. Aus historischer Sicht fallen die derzeitigen Handelskriege deutlich moderater aus als die Zollerhöhungen in den Jahren 1929 oder 1971 von bis zu 20 bzw. 10 Prozent. Wenngleich die Schutzzölle auf Metalle bislang nur einen kleinen Teil der Importe betreffen, liegt die Bedrohung für die Finanzmärkte darin, dass durch eine Vergeltungsspirale weitere Produkte mit Zöllen behaftet und die Tarife erhöht werden könnten. Dies würde das globale Wirtschaftswachstum gefährden.
Die vorherrschende Stimmung lenkt von den guten Fundamentaldaten der Grundmetalle ab
Die Ankündigungen der US-Handelsmaßnahmen erschüttern die Industriemetallmärkte, wie der Stimmungsumschwung zeigt. Die Aluminiumpreise profitierten am meisten davon. Sie stiegen um 26 Prozent und verzeichneten ein Sieben-Jahres-Hoch seit der Bekanntgabe der US-Sanktionen gegen Russland am 6. April. Die Befürchtung von Versorgungsausfällen verstärkte sich, als zwei der weltweit größten Bergbauunternehmen – Glencore und Rio Tinto – einige ihrer Aluminiumlieferverträge in Russland wegen höherer Gewalt nicht erfüllen konnten. Die Sanktionen gegen den russischen Aluminiumhersteller Rusal waren wesentlich an der Verteuerung von Nickel beteiligt. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass Sanktionen gegen russische Nickelproduzenten verhängt werden, trug die erwartete Angebotsverknappung zu einer erheblichen Ausweitung der spekulativen Long-Positionen auf Nickel-Futures bei.
Abbildung 1: Preisentwicklung und Marktstimmung im Vergleich
Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Commodity and Futures Trading Commission (CFTC), London Metal Exchange (LME), Stand: 31. Mai 2018.
Die in der Vergangenheit erzielte Performance ist kein Anhaltspunkt für zukünftige Ergebnisse. Sie können nicht direkt in einen Index investieren.
Die Fundamentaldaten von Grundmetallen bleiben positiv
Obwohl sich Industriemetalle 2018 verhalten entwickelt haben, dürften die Fundamentaldaten der meisten Metalle unseres Erachtens solide bleiben. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Industriemetalle aufgrund ihrer prozyklischen Eigenschaften vom Eintritt in die Spätphase des Expansionszyklus profitieren werden.
Der Ausblick für den globalen Nickelmarkt bleibt optimistisch, da die globale Versorgungslücke 2018 von der International Nickel Study Group (INSG) nach oben korrigiert wurde. Trotz einer Angebotszunahme um 7 Prozent aufgrund eines Anstiegs der Nickel-Roheisenproduktion in China und Indonesien kann die Nachfrage weiterhin nicht vollständig gedeckt werden. Die INSG hat ihren Nachfrageausblick aufgrund der gestiegenen Nutzung von Edelstahl (der größte Nickelkonsument) und der Batterietechnik nach oben korrigiert.
Bei Kupfer wird laut Angaben der International Copper Study Group (ICSG) 2018 erstmals seit neun Jahren ein leichter Angebotsüberschuss von 43.000 Tonnen erwartet. Unseres Erachtens hat die ICSG die Wahrscheinlichkeit von Versorgungsausfällen in diesem Jahr außer Acht gelassen. Gegen Jahresmitte steht eine Verlängerung der Tarifverträge in der chilenischen Kupfermine Escondida an, aber die im Vorfeld geführten Gespräche haben noch keine Ergebnisse gebracht. Im vergangenen Jahr sorgten Streiks in dieser Mine für einen erheblichen Angebotsausfall auf dem Kupfermarkt. Hinzu kommt, dass die Regierung des indischen Bundesstaates Tamil Nadu diese Woche aufgrund ökologischer Bedenken die Schließung der Kupferhütte von Sterlite (Tochterunternehmen von Vedanta) mit einer Kapazität von 400.000 Tonnen angeordnet hat. Es ist noch unklar, ob eine dauerhafte Schließung angestrebt wird. Dennoch sind durch den Wegfall der Sterlite-Kupferhütte 1,7 Prozent des globalen Kupferangebots gefährdet. Dies allein kann 2018 zu einem erneuten Defizit auf dem Markt führen. Die ICSG rechnet aufgrund des Infrastrukturausbaus in China und Indien mit einem Nachfrageanstieg von rund 3 Prozent. Wenngleich die jüngsten Aktivitätsdaten in China gemischt ausgefallen sind, stieg der amtliche chinesische Einkaufsmanagerindex im Mai auf ein Acht-Monats-Hoch von 51,9, was auf eine weitere Expansion hindeutet.
Im Fall von Aluminium rechnen wir nun, da die US-Zölle auf Importe in Kraft getreten sind, mit weiteren Versorgungsausfällen, wodurch die Sorgen am Aluminiummarkt weiter Bestand haben werden. Ein Markt, bei dem noch im letzten Jahr davon ausgegangen wurde, dass er dauerhaft Überschüsse produziert, wird nun wahrscheinlich mit einem Defizit konfrontiert.
Gemäß den jüngsten Schätzungen der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) bleibt der Zinkmarkt 2018 in einem Defizit, das jedoch dank dem prozyklischen Angebotsanstieg nicht so ausgeprägt sein wird wie im vergangenen Jahr (siehe Abbildung oben). Unterdessen wird die Versorgungslücke auf dem Bleimarkt im Vergleich zum Vorjahr aufgrund eines Produktionsanstiegs sowohl in den Minen als auch in den Hütten voraussichtlich erheblich geringer ausfallen. Die Nachfrage dürfte in diesem Jahr den Prognosen zufolge um 2,7 Prozent steigen, wobei der höchste Anstieg trotz des Aufkommens alternativer Technologien für Batterien verzeichnet wird.
Abbildung 2: Angebotsdefizit bei Metallen
Quelle: ICSG, INSG, ILZSG, WisdomTree, Stand: 30. Mai 2018.
Die in der Vergangenheit erzielte Performance ist kein Anhaltspunkt für zukünftige Ergebnisse. Sie können nicht direkt in einen Index investieren.
Zusammenfassung
Die Fundamentaldaten des Markts für Industriemetalle bleiben solide. Wenngleich die Angebotsseite allmählich in Gang kommt, da die Produzenten von den höheren Preisen profitieren, weisen die meisten Metallmärkte weiterhin ein Angebotsdefizit auf. Obwohl die Volatilität bei Metallen unseres Erachtens wegen den Handelskriegen erhöht bleiben dürfte, sind wir hinsichtlich des langfristigen Wachstums bei Industriemetallen nach wie vor optimistisch.