Bereit für etwas Auftrieb? Gold: Unser Ausblick auf das dritte Quartal 2019
Was hat sich bei Gold im vergangenen Quartal getan?
Das gelbe Metall hat in den drei Monaten seit Juni um 4 % nachgegeben – ein Rückgang, der unseres Erachtens nicht dadurch gerechtfertigt werden kann, dass die Anleiherenditen um 11 Basispunkte gestiegen sind und der US-Dollar in diesem Zeitraum um 0,4 % zugelegt hat. Vielmehr scheint die schlechte Wertentwicklung bei Gold auf einen Zusammenbruch der Stimmung zurückzuführen zu sein.
Auf dem Markt geht das Gerücht um, dass einige Investoren den Glauben an das Edelmetall als historisch sichere Anlage verloren hätten, da es bei dem Ausverkauf von Schwellenmarktwerten, zu dem es vor Kurzem gekommen ist, keinen Wertzuwachs verzeichnen konnte. Dieses Argument hat jedoch eine Schwachstelle: Aktien aus finanzstarken Märkten sind in diesem Zeitraum nicht eingebrochen, was darauf schließen lässt, dass die Investoren gar keine sichere Anlage angestrebt haben.
In diesem Blogartikel fassen wir unsere neuen Goldpreisprogosen für Basis-, Bullen- und Bärenszenarios zusammen. Sie können hier auf die vollständige, detaillierte Prognose zugreifen und sie herunterladen.
Reif für eine Rally?
Der aktuelle Pessimismus mutet übertrieben an und Gold scheint reif für eine durch Short-Eindeckungen ausgelöste Rally zu sein. Als Basisszenario nehmen wir in unserer Prognose an, dass das Metall das Jahr auf einem Stand von knapp 1270 USD/Unze beenden und bis zum dritten Quartal 2019 ein Niveau von 1320 USD/Unze erreichen wird – ein Zuwachs gegenüber dem Stand von 1200 USD/Unze zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Dokuments (Abbildung 1).
Abbildung 1: Goldpreisprognose
Quelle: WisdomTree Model Forecasts, Bloomberg Historical Data, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 12. September 2018.
Prognosen sind kein Indikator für die zukünftige Performance und alle Investments beinhalten Risiken und Unsicherheiten.
Stimmung spielt eine entscheidende Rolle
Vorausschauend wird die Stimmung unseres Erachtens für die nächste Bewegung von Gold eine entscheidende Rolle spielen. Steigende Zinsen drücken in der Regel den Goldpreis. Doch obwohl wir erwarten, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinsen 2018 noch einmal und 2019 noch zweimal anheben wird, entsprechen diese Maßnahmen weithin den Erwartungen und werden bereits größtenteils in den US-Dollar und US-Anleihen eingepreist.
Auch ein sinkender Inflationsdruck könnte Gold zu einem gewissen Grad belasten. Die Inflation nach dem US-Verbraucherpreisindex (VPI) erreichte im Juli 2018 2,9 %, doch mehrere Faktoren wirken einem steigenden Kurs entgegen: die Tatsache, dass Zuwächse bei Öl künftig aus dem Jahresvergleich herausfallen werden, niedrigere Agrarpreise und höhere Leitzinsen. Insgesamt wird die US-Inflation unseren Erwartungen zufolge bis zum dritten Quartal 2018 auf 2,4 % sinken.
Für den US-Dollar besteht hingegen das Risiko einer Abwertung, was den Goldpreis historisch gesehen stützt. Obwohl drei Zinserhöhungen durch die US-Notenbank unseres Erachtens am Markt für keine Überraschungen sorgen werden, besteht das Risiko, dass andere Zentralbanken ihre Geldpolitik ebenfalls straffen könnten. Zusammen mit der steigenden Verschuldung in den USA – die durch die aktuellen Steuersenkungen noch erhöht wird – würde diese den US-Dollar unter Druck setzen.
Gleichwohl ist es wenig wahrscheinlich, dass einer dieser Faktoren bedeutenden Einfluss auf Gold ausüben wird. Das bringt uns wieder zurück zur Stimmung als wahrscheinlichen Faktor, der den Preis des Metalls hauptsächlich beeinflusst. Was könnte also einen Stimmungsumschwung auslösen?
Die Stimmung im Blick
Wir messen die Stimmung anhand der spekulativen Positionierung am Goldfuturesmarkt, die sich auf dem niedrigsten Stand seit 2001 befindet. Einfach ausgedrückt sind wir der Ansicht, dass die aktuelle negative spekulative Netto-Positionierung ungewöhnlich ist (Abbildung 2), insbesondere angesichts der im Markt vorhandenen Risiken (wie unten dargelegt).
Abbildung 2: Spekulative Positionierung in Goldfutures
Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 13. September 2018.
Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.
Daraus ergibt sich, dass es selbst bei einer geringen bis leichten Erholung zu einer Eindeckung vieler Short-Goldpositionen (d. h. Investments ausgehend von der Erwartung, dass der Preis des Metalls rückläufig sein wird) kommen wird. Dies verstärken tendenziell die Kurszuwächse und könnte eine Rally in Gang setzen.
Mehrere Faktoren könnten für die Rückkehr einer risikoaversen Stimmung sorgen und den Investoren die historisch defensiven Qualitäten von Gold in Erinnerung rufen:
- Handelsstreitigkeiten: Wir erwarten nicht, dass der zunehmende Protektionismus in den USA der weltweiten wirtschaftlichen Nachfrage schaden wird. Sollte das Tauziehen um protektionistische Maßnahmen jedoch eskalieren, könnte dies auf dem Markt zu einer risikoaversen Haltung führen.
- Brexit-Verhandlungen: Die im März 2019 endende Frist für den Austritt Großbritanniens aus der EU rückt näher und es gibt noch eine große Anzahl an Details zu klären. Sollte es zu keinem Handelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU kommen, könnten beide Seite großen Schaden davontragen.
- Spannungen an den Finanzmärkten: Trotz mehrerer volatiler Phasen an den Aktienmärkten in diesem Jahr, haben sich Aktien aus finanzstarken Märkten größtenteils als widerstandsfähig erwiesen. Es gibt jedoch keine Garantie dafür, dass sie auch bei der nächsten Markterschütterung so optimistisch bleiben werden.
Weiterhin sind mehrere Ergebnisse für Gold möglich. Wir haben Modelle zu mehreren Szenarien erstellt. Hierbei stammt der Großteil der Sensitivität in unseren Prognosen aus unserem Maß für die Stimmung (unsere optimistischen und pessimistischen Szenarien finden Sie in Abbildung 1). Unser Basisszenario stellt sich jedoch so dar, dass die spekulative Positionierung am Futuresmarkt durch Short-Eindeckungen wiederhergestellt wird und die Goldpreise dadurch um diese Zeit im nächsten Jahr auf rund 1320 USD/Unze steigen werden.
Wenn Sie den detaillierten Bericht über unsere neuen Prognosen lesen möchten, können Sie unten auf das Dokument zugreifen.