Warum hat der Krieg in der Ukraine die Cybersicherheit und die Energiewende in den Mittelpunkt gerückt?
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Der Krieg in der Ukraine hat zwei wichtige Megatrends ausgelöst: das wachsende Bedürfnis an Cybersicherheit und den Übergang zu grüner Energie.
Warum Cybersicherheit? Warum jetzt?
Seit Beginn des Konflikts lautet die Handlungsempfehlung der United States Cybersecurity & Infrastructure Security Agency (CISA) für Organisationen "Schilde hoch" (siehe Abbildung unten). Die CISA ist der Ansicht, dass jede Organisation, ob groß oder klein, auf störende Cyber-Vorfälle vorbereitet sein muss. Jetzt mehr denn je.
Abbildung 01: Handlungsempfehlung der US Cybersecurity & Infrastructure Security Agency für alle Organisationen
Quelle: US Cybersecurity & Infrastructure Security Agency (CISA), Stand: 31. März 2022.
Die Rating-Agenturen Moody's und Fitch haben diese Bedenken aufgegriffen und auf das Risiko von Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen in öffentlichen und privaten Einrichtungen hingewiesen. Präsident Biden hat wiederholt seine Besorgnis über die erhöhten Cyber-Risiken geäußert, die von dem Konflikt ausgehen, und die Unternehmen daher aufgefordert, sicherzustellen, dass sie über solide Schutzmechanismen verfügen.
In jüngster Zeit hat sich die australische Regierung mit diesem Thema befasst und versucht, strenge Cybersicherheitsgesetze einzuführen, um damit den Schutz der australischen Infrastruktur in 11 Schlüsselsektoren wie Telekommunikationsnetzen, Versorgungsunternehmen, Finanzdienstleistungen, Verteidigung, Gesundheitswesen, Bildung und Forschung zu verbessern.
Es mag jetzt so den Anschein haben, dass der Krieg in der Ukraine mit militärischen Mitteln geführt wird und Cyberangriffe nicht unbedingt zugenommen haben. Aber dies ist genau der Punkt. Panzer und Raketen verursachen unvorstellbares menschliches Leid, und das tun sie auch jetzt. Cyberangriffe sind eher verdeckter Natur - man hört oder sieht sie nicht kommen. Doch auch sie haben das Potenzial, immensen Schaden anzurichten.
Das Hacken kritischer nationaler Infrastrukturen wie Kommunikationsnetze oder die Wasser- und Stromversorgung kann ein ganzes Land lahmlegen. Für Unternehmen kann der Diebstahl von Kundendaten zu irreparablen finanziellen Schäden oder Rufschädigung führen.
Daher ist die Cybersicherheit wie ein notwendiger Wachposten, der Eindringlinge abwehrt, so wie das Schloss an der Haustür, das Ihr Haus sicher macht. Manchmal ist es schwer, die Bedeutung zu erkennen, denn wenn die Aufgabe erfüllt wird, dann passiert nichts. Aber wenn das nicht der Fall ist, kann das Ergebnis katastrophal sein.
In einer zunehmend digitalen Welt ist die Notwendigkeit der Cyberabwehr noch wichtiger geworden, und der Krieg spornt sowohl politische Entscheidungsträger als auch Unternehmen zum Handeln an.
Warum Cybersicherheit? Warum jetzt?
Die erste Reaktion auf den energiepolitischen Konflikt kam aus Deutschland, als es ankündigte, den Übergang zu 100 % erneuerbarer Energie bis 2035 zu beschleunigen – 15 Jahre früher als bisher geplant. Das Jahr 2035 mag zwar noch 13 Jahre entfernt sein, aber damit dieses kühne Ziel Wirklichkeit werden kann, sind erhebliche Investitionen sowohl in die erneuerbare Stromerzeugung als auch in die Energiespeicherung erforderlich.
Außerdem hat der britische Premierminister Boris Johnson Pläne angekündigt, die britische Offshore-Windkraftkapazität um das Fünffache zu erhöhen, um 95 % des britischen Stroms bis 2030 kohlenstoffarm zu machen. Im Jahr 2021 erzeugte die Windenergie 21,4 % des Stroms im Vereinigten Königreich, obwohl viele Energieunternehmen klagen, dass es Jahre dauern kann, die erforderlichen Lizenzen und Genehmigungen zu erhalten - ein Umstand, den die britische Regierung nun in Angriff genommen hat.
Diese politischen Maßnahmen scheinen zwar durch den Konflikt in der Ukraine und den Wunsch Europas, seine Energieabhängigkeit von Russland zu verringern, ausgelöst worden zu sein, doch letztlich geht es darum, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Von der Geopolitik einmal abgesehen, sind dies Schritte in die richtige Richtung.
Doch obwohl die Offshore-Windenergie aufgrund ihrer Skalierbarkeit als eine der am aussichtsvollsten Formen der erneuerbaren Energien angepriesen wird, muss das Wachstum in den kommenden Jahren exponentiell sein, damit die Welt bis 2050 ein Netto-Null-Niveau erreichen kann (siehe Abbildung 02 unten). Dies hätte tiefgreifende Konsequenzen auf Investoren in Batterietechnologie und Industriemetalle - den Wegbereitern der erneuerbaren Energien.
Quelle: International Energy Agency (IEA), Wind power generation in the Net Zero Scenario, 2000-2030, IEA, Paris https://www.iea.org/data-and-statistics/charts/wind-power-generation-in-the-net-zero-scenario-2000-2030.
Prognosen sind kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse, und Anlagen jeglicher Art unterliegen Risiken und Unsicherheiten.
Wie sieht es mit den aktuellen Marktbedingungen aus?
Natürlich sind die Anleger enttäuscht, wenn Strategien, die auf solche Megatrends ausgerichtet sind, bei Marktabschwüngen zurückgehen. Es ist hilfreich, sich daran zu erinnern, dass solche Strategien mit hohem Wachstum nicht immun sind gegen Markteinbrüche, selbst wenn diese durch Pandemien, geopolitische Ereignisse oder eine Straffung der Geldpolitik verursacht werden. Dieser Gegenwind kann den Megatrend jedoch nicht entgleisen lassen, und die Vorteile eines thematischen Anlageansatzes dürften mit der Zeit deutlich werden.
Der Krieg in der Ukraine hat die Märkte zum Rückzug veranlasst, aber diese zugrunde liegenden Megatrends in Gang gesetzt. Wir haben dies kürzlich als eine der vier wichtigsten Investitionsverlagerungen des Konflikts identifiziert.
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