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Die Rolle von Bitcoin in Portfolios
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Obwohl die Volatilität und der Drawdown von Bitcoin oder Kryptowährungen insgesamt für sich genommen höher sind, ist das relative Risiko (Volatilität oder Drawdown), das durch eine kleine Beimischung zu einem Multi-Asset-Portfolio entsteht, recht niedrig und hat sich in der Vergangenheit als sehr lukrativ erwiesen.
- Selbst konservative Anleger mit geringer Risikotoleranz könnten von einer kleinen Allokation (1 %) in Bitcoin profitieren, da die zusätzliche Volatilität und der relative Drawdown sehr begrenzt bleiben.
- Auch wenn man künftig von einem konservativen Verhalten bei Kryptowährungen1 ausgeht, würden die besten Multi-Asset-Portfolios Bitcoin enthalten. Die optimale Allokation für ein ausgewogenes Portfolio würde bei etwa 5 % liegen.
- Trotz seiner hohen Volatilität und dank seiner geringen Korrelation würde eine Allokation von 1,5 % in Bitcoin nur 3 % des Risikos in einem ausgewogenen Portfolio ausmachen, das Aktien, Anleihen und einen kleinen Anteil an Rohstoffen umfasst.
2024 entwickelt sich zum Jahr eins der „Institutionalisierung von Bitcoin“. Damit verlagert sich der Fokus der Anleger schnell von der Frage „Ist es sinnvoll, Kryptowährungen in Multi-Asset-Portfolios aufzunehmen?“ zur Frage „Wie gestaltet sich die optimale Allokation von Kryptowährungen in meinem Portfolio?“.
Die Beimischung von Krypto zu Multi-Asset-Portfolios ist eher Mainstream als Avantgarde
In unserem Researchbeitrag Bitcoin in multi-asset portfolios, der erstmals vor einigen Jahren veröffentlicht und Anfang dieses Jahres aktualisiert wurde, wollten wir die Vorteile der Beimischung von Kryptowährungen zu Multi-Asset-Portfolios darstellen. Aus unserer Arbeit gingen vier wichtige Ergebnisse für institutionelle Anleger hervor:
- Digitale Assets machen zwischen 1 % und 2 % des Marktportfolios aus (je nach Zeitpunkt der Betrachtung). Multi-Asset-Allokationen, die nicht in Kryptowährungen anlegen, gewichten die Assetklasse effektiv unter und wetten gegen sie. Diese Haltung sollte unserer Meinung nach Anlegern vorbehalten sein, die über fundierte Kenntnisse verfügen und eine stark „negative“ These zu diesem Bereich vertreten.
- Im Vergleich zu anderen Anlageklassen weist Bitcoin ein hohes Wachstumspotenzial auf, war in neun der letzten zwölf Jahre die beste Anlage und bleibt unkorreliert. Daher ist er ein ausgezeichneter Kandidat für eine Multi-Asset-Allokation.
- Selbst eine kleine Allokation in einem Portfolio kann die Rendite bei einer begrenzten Erhöhung des Gesamtrisikos beträchtlich steigern und dem Portfolio so ein besseres Risiko-Rendite-Profil verleihen. Die Information-Ratio dieser Beimischung beläuft sich auf etwa 1, sodass es sich um ein äußerst attraktives Konzept handelt.
- Der Anstieg von Volatilität und Drawdowns, der durch die Aufnahme von Bitcoin in Portfolios verursacht wird, wird durch Diversifikation und regelmäßige Neugewichtungen wirksam gesteuert. Die Beimischung von 1 % zu einem 60:40-Portfolio hätte in der Vergangenheit eine zusätzliche Volatilität von nur 0,07 % gebracht, was die Stabilität des Portfolios unterstreicht2.
Ein Rahmen zur Bewertung der optimalen Allokation in Bitcoin für Anleger
Zwar fällt die Antwort je nach der spezifischen Situation eines Anlegers unterschiedlich aus, doch haben wir in einem zweiten Beitrag mit dem Titel Die Rolle von Bitcoin in Portfolios, den wir vor Kurzem veröffentlicht haben, drei verschiedene quantitative Techniken eingesetzt, um die neuen Fragen der Anleger nach der optimalen Allokation zu beantworten.
Die erste Technik ist ein Bootstrapping-Verfahren, bei dem historische Daten für Anleihen, Aktien und Kryptowährungen aus den letzten zehn Jahren herangezogen und anschließend Monte-Carlo-Simulationen von 36 Monatszeiträumen durch Zufallsstichproben erstellt werden. Mit anderen Worten: Beim Bootstrapping werden neue Renditereihen erstellt, indem bestehende historische Reihen neu geordnet werden. Dadurch erhalten die Bootstrap-Stichproben die gleiche Verteilung wie die Originaldaten, was die Schätzung der Stichprobenverteilung verschiedener Statistiken ermöglicht. Anhand dieser simulierten Reihen können wir eine Zeitreihe für ein 60:40-Portfolio (Aktien/Anleihen) und Portfolios, die Bitcoin zum 60:40-Portfolio hinzufügen, konstruieren. Anschließend untersuchen wir die sich daraus ergebende Verteilung und insbesondere die Verteilung des relativen Risikos und der relativen Drawdowns.
In Abbildung 1 ist zu sehen, dass Anleger bei einer Bitcoin-Investition von 5 % in 99 % der Fälle (gegenüber dem 60:40-Portfolio) einen relativen maximalen Drawdown von besser als -4,4 % und in 1 % der Fälle einen relativen maximalen Drawdown von schlechter als -4,4 % erlitten hätten (blauer Balken).
Abbildung 1: Verwendung des relativen Drawdowns zur Anpassung der Allokation in Bitcoin
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. S&P. Von Januar 2014 bis Mai 2024. Die Berechnungen beruhen auf monatlichen Renditen in USD. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Mit dieser Technik können Anleger ihre bevorzugte Kryptoallokation anhand des Risikos bestimmen, das sie einzugehen bereit sind. Nehmen wir zum Beispiel einen konservativen Anleger, der einen relativen Drawdown von maximal 1 % (im Vergleich zu einem traditionellen 60:40-Portfolio) und ein Konfidenzniveau von 99 % wünscht. Aus der Abbildung kann dieser Anleger schließen, dass eine Allokation von 1 % bis 2 % in Bitcoin am besten geeignet wäre.
Die zweite Technik besteht in der Verwendung eines von H. Markowitz vorgeschlagenen Rahmens für die Mean-Variance-Optimierung bzw. Mittelwert-Varianz-Optimierung. Sie stützt sich auf die langfristigen Kapitalmarktannahmen von JP Morgan für Aktien und Anleihen sowie auf drei Szenarien für Bitcoin:
- Gutes Szenario: Die Rendite von Bitcoin wird mit der geschätzten Rendite von US Large Cap Equity + 20 % pro Jahr gleichgesetzt – das bewegt sich deutlich unter den langfristigen Renditen und liegt weit unter der Wertentwicklung von 2023. Die Volatilität wird um 20 % niedriger als die historische Volatilität von Bitcoin angesetzt.
- Mittleres Szenario: Es wird angenommen, dass die Rendite von Bitcoin der geschätzten Rendite von US Large Cap Equity + 12,5 % entspricht. Die Volatilität wird um 10 % niedriger als die historische Volatilität von Bitcoin angesetzt und die Korrelation mit den anderen Vermögenswerten wird um 10 % erhöht.
- Schlechtes Szenario: Es wird angenommen, dass die Rendite von Bitcoin der geschätzten Rendite von US Large Cap Equity + +7,5 % entspricht. Die Volatilität wird auf dem Niveau der bisherigen Volatilität von Bitcoin angesetzt und die Korrelation mit den anderen Vermögenswerten wird um 20 % erhöht.
Wir können Folgendes feststellen:
- Sowohl im guten als auch im mittleren Szenario erhält Bitcoin selbst in Portfolios mit geringer Volatilität eine nicht zu vernachlässigende Gewichtung. Im mittleren Szenario würde das optimale Portfolio mit einer Volatilität von 5,5 % beispielsweise 1,5 % in Bitcoin investieren.
- Die Bitcoin-Allokation ist in allen Portfolios mit einer Volatilität von mehr als 5 % vertreten, selbst im schlechten Szenario, in dem Kryptowährungen nur 7,5 % mehr als Aktien pro Jahr abwerfen.
- Bei einem aggressiven Multi-Asset-Portfolio (Volatilität von ungefähr 10 %) liegt die Allokation je nach Szenario zwischen ca. 1 % und 9 %.
Abbildung 2: Assetallokation von effizienten Portfolios nach Portfoliovolatilität in drei zukunftsorientierten Szenarien
Quelle: WisdomTree, JP Morgan. Die Berechnungen beruhen auf monatlichen Renditen in USD. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Bei der dritten Technik werden Portfolios konstruiert, die nicht auf der Zuweisung von Gewichtungen zu Vermögenswerten basieren, sondern auf der Festlegung von Zielrisikobeiträgen für jedes Asset und der Ableitung von Gewichtungen aus diesen Zielen. Ein Anleger, der 1 % seines Portfoliorisikos in Bitcoin halten will, müsste dann 0,7 % in Bitcoin anlegen, wie in Abbildung 3 dargestellt. Ein aggressiverer Anleger, der 5 % des Risikos zuweisen möchte, würde 2,2 % investieren.
Abbildung 3: Durchschnittliche Über-/Untergewichtung ggü. Benchmark-Portfolio
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Von Januar 2014 bis Dezember 2023. „TRC“ steht für „Target Risk Contribution“ (Anvisierter Risikobeitrag) und „90:5:5:0“ für das Benchmark-Portfolio mit einer Risikoallokation von 90 % in Aktien, 5 % in Anleihen, 5 % in Rohstoffen und 0 % in Bitcoin. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Schlussfolgerung
Da Kryptowährungen allmählich ihren Platz in Multi-Asset-Portfolios einnehmen, müssen wir einen Rahmen schaffen, um die relevante Allokation auf diese Vermögenswerte unter Berücksichtigung ihres Wachstumspotenzials, ihres Diversifikationspotenzials und der Veränderungen, die durch ihre größere Verbreitung verursacht werden, zu bewerten. Eine Zusammenfassung unserer Ergebnisse für drei Portfoliotypen ist in der nachstehenden Tabelle zu finden: Konservativ, Ausgewogen und Aggressiv.
Konservatives Portfolio | Ausgewogenes Portfolio | Aggressives Portfolio | |
Bootstrapping method |
ca. 1 % Allokation, die mit einer Konfidenz von 99 % zu einem relativen max. Drawdown von 1 % führt |
ca. 3 % Allokation, die mit einer Konfidenz von 99 % zu einem relativen max. Drawdown von 2,5 % führt |
ca. 5 % Allokation, die mit einer Konfidenz von 99 % zu einem relativen max. Drawdown von 5 % führt |
Markowitz Mean-Variance method |
ca. 1 % Optimale Gewichtung im mittleren Szenario für ein Portfolio mit Zielvolatilität von 5 % |
ca. 5 % Optimale Gewichtung im mittleren Szenario für ein Portfolio mit Zielvolatilität von 10 % |
ca. 8 % Optimale Gewichtung im mittleren Szenario für ein Portfolio mit Zielvolatilität von 15 % |
Risk contribution method |
ca. 0,7 % Allokation eines Risikobeitrags von 1 % auf Krypto |
ca. 1,5 % Allokation eines Risikobeitrags von 3 % auf Krypto |
ca. 2,2 % Allokation eines Risikobeitrags von 5 % auf Krypto |
Insgesamt dürfte ein konservatives Portfolio eine leichte Untergewichtung von Kryptowährungen im Vergleich zum Marktportfolio anstreben – mit einer Allokation von etwa 1 %. Das ist völlig logisch, da ein konservatives Portfolio auch andere Risikoanlagen wie Aktien untergewichtet. In einem ausgewogenen Portfolio könnte eine leichte Übergewichtung von rund 3 % der Allokation angestrebt werden. Schließlich könnte ein aggressives Portfolio mit seiner klassischen Übergewichtung risikoreicher Anlagen im Vergleich zum Marktportfolio ohne Weiteres eine Allokation von 5 % in Kryptowährungen anstreben.
Wenn es etwas gibt, das man aus dieser Analyse mitnehmen kann, dann ist es, dass die Zeit, diese Anlageklasse nicht zu beachten, eindeutig vorüber ist. Keine Allokation in der Anlageklasse ist nicht mehr die Standardentscheidung. Anleger und Multi-Asset-Manager müssen einen Überblick und einen Plan für diese heranreifende Anlageklasse haben.
Weitere Informationen über die Rolle von Bitcoin in Portfolios finden Sie im vollständigen Portfolioeinblick hier.
1 Konservatives Verhalten bei Kryptowährungen: positive Rendite, aber deutlich unter dem, was wir in der Vergangenheit erlebt haben, ähnliche Volatilität und Korrelation.
2 Bloomberg, WisdomTree. Vom 31. Dezember 2013 bis zum 31. Dezember 2023. In USD. Auf der Grundlage täglicher Renditen.
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