Wachstumsförderung in Japan – "One-team-one-dream"-Politik
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Wir erwarten weitere Maßnahmen von der japanischen Notenbank (BOJ). Der Rat der BOJ beschloss auf seiner Sitzung in der vergangenen Woche (7. Oktober) noch keine geldpolitischen Veränderungen. Dazu wird es jedoch voraussichtlich auf der nächsten Sitzung am 30. Oktober kommen. Denn die Koordination der Politik in Japan spielt eine wichtige Rolle. So muss die Lockerung von Geld- und Finanzpolitik aufeinander abgestimmt werden. Das Team um Premier Abe betont immer wieder seine Fokussierung auf den Ansatz: “One team, one dream”. Daher erwarten wir bei WisdomTree eine gleichzeitige und gut koordinierte Ankündigung geld- und finanzpolitischer Lockerungsmaßnahmen.
Trägt die BOJ ein nominales Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 600 Billionen Yen mit?
Es ist durchaus möglich, dass die BOJ der von Shinzo Abe angestrebten Steigerung des nominalen BIP auf ¥ 600 Billionen Yen zustimmt – wir schließen nicht aus, dass letztendlich das nominale BIP-Ziel an die Stelle der Verbraucherpreisindex-Vorgabe (CPI) tritt Das würde im Wesentlichen bedeuten, dass die BOJ eine lockere Geldpolitik zusichert, bis das angestrebte nominale BIP von ¥ 600 Billionen erreicht ist (es liegt gegenwärtig bei rund ¥ 510 Billionen). Damit würde sich die BOJ nicht nur von den Terms of Trade und der rohstoffpreisgetriebenen Volatilität des CPI abwenden, sondern sich auch stärker zu einer kompromisslosen koordinierten Pro-Wachstums-Politik bekennen.
Eine zusätzliche Aufstockung des Budgets
Um einen weiteren finanzpolitischen Impuls zu setzen, rechnen wir mit einem zusätzlichen Budget von rund ¥ 5 Billionen, von denen ¥ 1–2 Billionen für öffentliche Arbeiten und die verbleibende Summe für Kinderbetreuung und Altenhilfe vorgesehen sind. Möglicherweise liegt ein Vorschlag für die Genehmigung zusätzlicher Haushaltsmittel bereits am 30. Oktober vor.
Ein beachtlicher Schub durch die BOJ
Wir gehen davon aus, dass die BOJ den Erwerb von Indexfonds (ETF) und börsennotierten Immobilienfonds (REIT) deutlich ausbauen und ihr Anleihekaufprogramm neben den über das staatliche Investitions- und Darlehensprogramm des Finanzministeriums begebenen «Zaito»-Bonds um Anleihen lokaler und regionaler staatlicher Emittenten erweitern wird; derzeit ist der Kauf auf Staatsanleihen beschränkt, die von der japanischen Zentralregierung emittiert werden.
Die BOJ hat seit Jahresbeginn[1] ETFs in Höhe von ¥ 2.49 Billionen gekauft, was in etwa 83% des angestrebten Ziels von ¥ 3 Billionen entspricht. Sie ist damit dem Plan deutlich voraus - es sind schließlich erst rund zwei Drittel des Jahres vorüber. Es darf davon ausgegangen werden, dass die BOJ ihr Budget für den ETF-Kauf von derzeit ¥ 3 Billionen auf ¥ 6 Billionen verdoppelt.
Über Plan liegt auch der Kauf börsennotierter japanischer Immobilienfonds (J-REIT) mit ¥ 76.6 Billionen (YTD)[2], was 85% der veranschlagten ¥ 90 Billionen entspricht. Auch hier darf mit einer Verdopplung des J-REIT-Budgets von bisher ¥ 90 Billionen auf ¥ 180 Billionen oder ¥ 200 Billionen gerechnet werden.
Negative Zinsen?
Es gibt Diskussionen darüber, dass die BOJ negative Zinsen einführen wird. Wir rechnen nicht damit. Ein Hauptgrund für unsere Annahme sind die möglicherweise nachteiligen Auswirkungen negativer Zinsen auf die Gewinnmargen innerhalb des Bankensystems. Vor allem die anstehende Privatisierung der Postal Bank verringert in unseren Augen die Wahrscheinlichkeit von Negativzinsen als geldpolitisches Instrument in Japan.
Somit kehren die Abenomics schrittweise zu ihren ursprünglichen wachstumsfreundlichen Idealen zurück. Nach unserem Ermessen könnte eine mögliche neue und auf ein nominales BIP-Ziel ausgerichtete BOJ-Politik de facto wieder das Interesse lokaler und globaler Anleger an auf Yen lautenden Risikoanlagen, Aktien und Immobilien wecken. In den kommenden vier Wochen wird sich voraussichtlich zeigen, ob wir mit unserer Vermutung richtig liegen.
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Sofern nichts anderes angegeben ist, sind alle Daten von Wisdom Tree Europe und Bloomberg.