„Brit-in“ oder „Brexit“?: Ein „Brexit“ wäre für die Finanzmärkte der Worst Case (Teil 5)
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Wir haben die Auswirkungen eines „Britin“ und „Brexit“ analysiert und noch wichtiger - dargelegt wie Sie je nach Ergebnis investieren können. Heute fassen wir die Serie zusammen und geben zum britischen Pfund und Euro ein Schlusswort.
Der Brexit führt an allen Fronten zu Ungewissheit: während die Konditionen für zukünftige Handelsabkommen unbekannt bleiben, ist es wahrscheinlich, dass Grossbritannien außerhalb der Union weniger Spielraum für günstige Handelskonditionen hat. Auf einem bilateralen Handelsniveau werden Handelsabkommen sowohl mit der EU als auch außerhalb der EU mit höheren Kosten verbunden sein. Zur Ungewissheit kommt die Zeitspanne bis Grossbritannien von der EU getrennt ist und ein neues Abkommen bezüglich Handel, Sicherheit und Gesetze beschlossen wird, hinzu. Bis es mehr Klarheit über die Handelsabkommen geben wird, werden Investoren und Unternehmen Investitionen in Grossbritannien verschieben. Nach Art. 50, der den Ablauf im Falle eines EU-Austritts regelt, müsste Grossbritannien bis zu zwei Jahren warten, um über die exakten Austrittsbedingungen Gewissheit zu erhalten. Diese würden von allen EU-Mitgliedern – nicht nur mit Grossbritannien – verhandelt. Bis es mehr Klarheiten gibt, bleibt es unklar, welches Handelsmodell Grossbritannien wählen wird.
Während Grossbritannien die Immigration kontrollieren wird, bleiben die ökonomischen Vorteile einer eingeschränkten Einwanderung fraglich (das netto Steuereinkommen der Immigration ist positiv und Unternehmen als auch öffentliche Einrichtungen profitieren von Immigranten mit gutem Bildungsniveau). Während das Austreten aus der EU zur Kontrolle der Einwanderung den Verlust an der Teilnahme des europäischen Marktes mit sich bringt, steigt langfristig das Risiko einer Aufspaltung Grossbritanniens. Dies da die Schottischen Nationalpartei bereit steht ein weiteres Referendum für die Unabhängigkeit Schottlands zu verlangen um ein Mitglied der EU und der Eurozone zu werden. Riskant ist auch der unstabile Frieden zwischen Nordirland und Grossbritanien. Die durch einen Brexit hervorgerufenen Grenzkontrollen könnten neue Spannungen hervorrufen. Die starken politischen Risiken stehen im Kontrast zu den zweifelhaften Vorteilen für das Budget und den Arbeitsmarkt. Politische Unsicherheit herrscht auch in England: Die konservative Partei ist gespalten. Sechs Kabinettsministern stimmten mit der Hälfte der konservativen Partei gegen Camerons Vorschlag in der EU zu bleiben.
Auch für den Euro besteht das Risiko, dass der Verkaufsdruck überhand nimmt. Randparteien versuchen bereits, den “Brexit” für ihre eigenen politischen Zwecke zu instrumentalisieren - Haushaltsdefizite, Arbeitslosigkeit und Einwanderung stehen dabei im Fokus. Die Europäische Kommission wird, um den politischen Druck zu mildern, wohl eine etwas härtere Gangart beim Thema Einwanderung einschlagen und den Mitgliedstaaten bei ihren Haushaltszielen entgegenkommen. Das wäre ein Versuch die Randparteien zu beschwichtigen, die nicht nur die derzeit schwachen Koalitionsregierungen destabilisieren, sondern auch eine insgesamt feindselige Stimmung gegenüber dem europäischen Projekt als solchem schüren.
Wie geht es weiter?
Die Fokussierung der Investoren auf sicheren Häfen wie die Deutschen Bundesanleihen wird sich intensivieren, bis die Europäische Union bei grossen Themen wie Arbeitslosigkeit und Einwanderung eine gewisse Einigkeit erreicht. Die Zinsen werden dabei weiter in den negativen Bereich sinken. Auch die EZB dürfte die Zügel weiterhin locker halten, um das Vertrauen in den fragilen Bankensektor der Eurozone aufrechtzuerhalten.
Das Szenario eines Brexits wäre für die europäischen Finanzmärkte der Worst Case. Wenn Aktien, dann sollten Investoren in einem solchen Szenario auf defensive, breit diversifizierten Dividendentitel setzten. Für Anleger ausserhalb Grossbritanniens könnten währungsgesicherte Investitionen in europäischen Aktien wieder interessanter werden. Die insgesamt gedrückte Stimmungslage dürfte auch ein Segen für Gold sein
Bereits erschienene Artikel aus der Serie:
“Brit-in“ oder “Brexit“? Risikoanlagen absichern – Fokus auf Qualität bei Aktien (Teil 1)
“Brit-in” oder “Brexit”? Vor dem Referendum vom 23. Juni – Die Grexit-Episode 2015 legt Absicherung bis zum B-Day nahe (Teil 2)
„Britin“ oder „Brexit“? „Britin“ als Vertrauensschub für europäische Risikoanlagen (Teil 3)
Ein „Brexit“ zerstört das Vertrauen in britische Anlagen (Teil 4)
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