Die OPEC und Russland: ein Balanceakt
Der Ölpreis hat kürzlich auf zwei wichtige Ereignisse positiv reagiert: Erstens hat der Vorschlag der OPEC zu einer Drosselung der Förderung – wie von uns zuvor berichtet – dazu beigetragen, den Ölpreis auf über USD 50 pro Barrel zu treiben. Zweitens hat Russland ebenfalls zu einem potenziellen Versorgungsengpass beigetragen, als Präsident Wladimir Putin am Rande einer Pressekonferenz in der Türkei sagte, Russland sei bereit, an den gemeinsamen Maßnahmen zur Deckelung der Förderung mitzuwirken, und andere erdölexportierende Länder sollten dies ebenfalls tun. (Quelle: Reuters).
Wie jedoch viele Marktbeobachter festgestellt haben, dürfte es in beiden Fällen noch ein weiter Weg sein, bis diese Aussagen in konkrete Handlungen umgesetzt werden. Innerhalb der OPEC dürfte schwerpunktmäßig Ende November mit einer festen Vereinbarung zu rechnen sein. Russland, das an keinen spezifischen Zeitplan gebunden ist, sollte dagegen in der Lage sein, mit seinen Maßnahmen die Versorgungsbilanz erheblich zu beeinflussen.
In den vergangenen zehn Jahren zeigte die Ölproduktion in Russland ein relativ stabiles Wachstum. Diese ist von einem Tiefstand von 9,65 Mio. Barrel/Tag zum Jahresende 2006 auf den kürzlich erreichten Höchststand von 10,9 Mio. Barrel/Tag Ende März dieses Jahres gestiegen. Zwar ist Russland ein bedeutendes Erdölförderland, jedoch gilt es auch zu berücksichtigen, wie hoch die Exporte prozentual zur Gesamtproduktion sind. Die Ausfuhren lagen durchschnittlich bei fast 50 % in den letzten sechs Jahren bis Ende 2012. Ein Tiefstand wurde im Februar 2014 bei 38,5 % erreicht. Seither sind die Exporte wieder gestiegen: Seit Juni 2016 liegen diese erneut bei ihrem langjährigen Durchschnitt von 49,5 %.
Durch die russischen Ölexporte ist das Gesamtangebot auf dem Markt um etwa 1,3 Mio. Barrel/Tag angewachsen. Dies ist insbesondere bemerkenswert im Zusammenhang mit dem jüngsten Vorhaben der OPEC, die Ölproduktion von ihrem kürzlichen Höchststand im September 2016 (33,6 Mio. Barrel/Tag) auf 32,5 Mio. bis 33 Mio. Barrel/Tag zu reduzieren. Insgesamt sieht die OPEC lediglich eine Reduzierung von maximal 1 Mio. Barrel pro Tag vor und damit etwas weniger als der von Russland in den vergangenen zweieinhalb Jahren geleistete Beitrag.
Die Fähigkeit Russlands, das Überangebot des Marktes zu beeinflussen, kann sich als wichtige Einflussgröße auf die Preise erweisen. Gegenüber der Ölproduktion in Saudi-Arabien verzeichnete Russland eine konstante Aufwärtsbewegung. Mit Blick auf die letzten zehn Jahre erreichten die Produktionsmengen kürzlich ihren Höchststand. Im September wurden dabei mehr als 11,1 Mio. Barrel/Tag gefördert. Dagegen zeigte sich das Produktionsniveau in Saudi-Arabien trotz eines Anstiegs über die letzten zwei Jahre deutlich volatiler. Saudi-Arabien war historisch bislang einer der Ausgleichsproduzenten („Swing Producer“) innerhalb der OPEC, welcher die Preisbildung direkt beeinflussen kann. Dies verdeutlicht sich dadurch, dass Saudi-Arabien mehr als 31 % der gesamten OPEC-Fördermengen leistet.
Während der Einfluss Russlands auf die Ölversorgung – und damit auf die Stabilität des Ölpreises – im Laufe der nächsten Monate entscheidend sein dürfte, gilt es noch andere Faktoren zu berücksichtigen. Zahlreiche OPEC-Länder dominierten im Laufe des vergangenen Jahres den wachsenden Markt der Ölversorgung. Der Iran konnte seine Produktion wieder auf ein hohes Niveau steigern. Im letzten Jahr belief sich das Wachstum auf fast 30 %, von 2,8 Mio. Barrel/Tag auf mehr als 3,6 Mio. Barrel/Tag. Diese gestiegene Produktionsmenge ist zentraler Bestandteil für die Wiedereingliederung des Iran in den internationalen Ölmarkt und verdeutlicht die Lockerung der Sanktionen. Zur Veranschaulichung: Die aktuelle Fördermenge des Iran liegt nur 11 % unter dem höchsten Produktionsniveau der vergangenen 15 Jahre. Die Kapazitätsengpässe deuten darauf hin, dass ein erneutes Erreichen dieser Werte kurzfristig unwahrscheinlich ist. Zu den bedeutenden OPEC-Produzenten, die auf die bevorstehenden Verhandlungen Einfluss nehmen könnten, zählt auch der Irak, der derzeit mit einem Plus von 7 % gegenüber dem Vorjahr Öl auf Rekordniveau fördert. Darüber hinaus haben Lieferausfälle in Nigeria die Produktion im vergangenen Jahr um mehr als 24 % beeinträchtigt – ein Rückgang von fast 0,5 Mio. Barrel/Tag. Die gesamte Produktionsleistung in Nigeria liegt um knapp 40 % unter dem Höchstniveau.
Die Volatilität des Ölpreises erreichte im Februar dieses Jahres mit fast 75 % einen Spitzenwert. So wurden Handelsmöglichkeiten und Umsätze bei Short and Leveraged ETCs geschaffen, die den Ölpreis nachbilden. Im Mai und Juni dieses Jahres belief sich der ETC-Umsatz auf nahezu USD 1,5 Mrd., selbst als die Volatilitätswerte deutlich niedriger bei 30 % bis 40 % lagen. Die Volatilität zog jüngst auf über 45 % an, der Umsatz stieg auf über USD 1,1 Mrd. Selbst in Zeiten geringerer Volatilität ist erkennbar, dass sich Anleger für potenzielle Bewegungen des Ölpreises entsprechend positionieren möchten.
Obwohl sich der Ölpreis bei einem Niveau von USD 40 bis USD 50 stabilisiert hat, sind in den kommenden Monaten vor dem nächsten offiziellen OPEC-Treffen weitere Chancen bei der Ölpreisentwicklung zu erwarten. Zwar verfolgt die OPEC die erklärte Absicht einer Herabsetzung der Produktion, jedoch gilt es zu erwähnen, dass sowohl innerhalb der OPEC als auch bei bedeutenden Nicht-OPEC-Produzenten wie Russland komplexe dynamische Prozesse wirken. Aus makroökonomischer Sicht und mit Blick auf die Finanzstabilität zeigen sich die meisten Beteiligten insgesamt bereit, ein stabileres Umfeld für den Ölpreis zu schaffen.
Unser Angebot für Investoren, die eine anhaltende Volatilität des Ölpreises erwarten:
+ Boost WTI Oil 3x Short Daily ETP (3OIS)
+ Boost WTI Oil 3x Leverage Daily ETP (3OIL)
+ Boost Brent Oil 3x Leverage Daily ETP (3BRL)
+ Boost Brent Oil 3x Short Daily ETP (3BSR)
+ Boost WTI Oil 2x Short Daily ETP (2OIS)
+ Boost WTI Oil 2x Leverage Daily ETP (2OIL)
+ Boost WTI Oil 1x Short Daily ETP (OILZ)
+ Boost Brent Oil ETC (BRND)
+ Boost WTI Oil ETC (WTID)
Sources:
[1] Reuters