Hat die Währungsabsicherung ein Branding-Problem?
Ein Thema, das wir immer wieder mit Investmentfachleuten diskutieren, ist die Rolle des Währungsrisikos in internationalen Portfolios. Wir sind der Meinung, dass die Branche ein Branding-Problem mit Strategien zur Währungsabsicherung hat. Dabei handelt es sich um Altlasten, die für die Branche möglicherweise nie beseitigt werden können, weshalb Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit entscheidend ist. Das Branding-Problem betrifft das Herzstück dessen, was unserer Ansicht nach die Standardoption für internationale Investments darstellt.
Nehmen wir an, wir entfernen alle aus Altlasten herrührenden Verzerrungen und beginnen mit einem unbeschriebenen Blatt. Wir haben folgende Auswahl:
+ Investment A: Internationale Aktien
+ Investment B: Internationale Aktien plus Währung
Wenn die Auswahl bei Fonds mit „Internationale Aktien plus Währung“ und andere einfach mit „Internationale Aktien“ betitelt wären, würde sich unserer Ansicht nach die große Mehrheit der Anleger für „Internationale Aktien“ entscheiden.
Das Branding-Problem für die Währungsabsicherung ist die Standardkennzeichnung, und das Branding gibt den Anschein, dass man mit der Auswahl „Internationale Aktien plus Währung“ aktiv die Entscheidung für etwas Exotischeres und Komplizierteres trifft.
In Wahrheit ist es so, dass die nicht abgesicherten internationalen Strategien einen zweiten Risikoaspekt beinhalten, nicht die abgesicherten Strategien. Die Strategien mit Währungsabsicherung haben das Ziel, Ihnen die Renditen der Aktien, die diese in ihren lokalen Märkten erwirtschaften, zu sichern.
Weshalb also werden weiterhin „Internationale Aktien plus Währung“ gekauft, wenn viele nicht von der Richtung, in der sich die Währungen bewegen werden, überzeugt sind?
Wir glauben, dass dies teilweise der Tendenz zum Status quo anzulasten ist. Schon seit Anbeginn internationaler Investments wird die nicht abgesicherte Anlage als Standardformat (Aktien plus Währungen) gewählt. In den letzten drei bis fünf Jahren konnte die Währungsabsicherung im Vergleich zu nicht abgesicherten Alternativen aufgrund der signifikanten Bewegungen des US-Dollars dramatische Investmentzuwächse verzeichnen.
Viele wertorientierte Anleger – die tendenziell im Ausland nach Bewertungschancen suchen – argumentieren deshalb, dass jetzt möglicherweise genau der Zeitpunkt gekommen ist, um nicht abzusichern und Fremdwährungsrisiken in Kauf zu nehmen. Diesem Denkansatz zufolge müsste der US-Dollar von hier an wieder an Wert verlieren. Vielleicht tut er das. Vielleicht aber auch nicht.
Niemand kann mit Sicherheit sagen, in welche Richtung sich der US-Dollar als Nächstes bewegen wird – und wir würden argumentieren, dass solche Wetten auf Währungen nicht über eine natürliche Währungsrisikoprämie nach Art der Aktienrisikoprämie honoriert werden. Aus diesem Grund legen wir nahe, dass standardmäßig eine währungsneutrale Anlageform gewählt werden sollte, um die Gesamtvolatilität zu senken (mit anderen Worten: eine Absicherung ohne Möglichkeit, von einer Währungsaufwertung zu profitieren, aber auch ohne Gegenwind durch Währungsabwertungen).
Und dieser „abgesicherte“ oder währungsneutrale Standard sollte unserer Meinung nach die Norm sein, außer man folgt der taktischen Einschätzung, dass der US-Dollar an Wert verlieren wird. Falls Sie diese taktische Einschätzung vertreten, sollten Sie auf jeden Fall danach handeln.
Das Argument, beim Dollar pessimistisch zu sein und beim Euro oder beim Pfund optimistisch, bringt lediglich zum Ausdruck, dass allgemein die Ansicht vorherrscht, die Bewegung beim Dollar sei bereits recht stark gewesen. Und ja, natürlich hat er sich bereits stark bewegt.
Doch wenn wir uns ansehen, welche Faktoren Währungen im Zeitablauf lenken, ergeben sich laut akademischen Studien drei Faktoren, die die Richtung, in die sich Währungen bewegen, tendenziell am stärksten beeinflussen: Wert-, Momentum- und Zinsdifferenzen.
Tauziehen zwischen Wert und Zinsen
Heute ziehen der „Wertfaktor“ der Währung und der „Zinsfaktor“ den US-Dollar in entgegengesetzte Richtungen.
Erst vor Kurzem hat die US-Notenbank ihren Normalisierungszyklus bei der Zinspolitik fortgesetzt.
Entstehen „Kosten für die Absicherung“ für die Währungen von Industrienationen – und heute gilt dies nur für Australien und Neuseeland –, ist es besser, sich nicht abzusichern. Wenn Ihnen die Zinsdifferentiale für eine Absicherung vergütet werden – was heute für Währungen wie den Euro, den Yen und das Pfund der Fall ist –, sollten Sie sich unserer Meinung nach absichern.
Steigende Zinsdifferentiale deuten auf Absicherung hin
Der Betrag, den Sie für eine Absicherung erhalten könnten, ist durch die aktuelle Zinserhöhung der US-Notenbank gestiegen. Dies lässt auf ein stärkeres Signal schließen, sich weiterhin abzusichern, oder zumindest die Absicherung auf die durch das Signal suggerierte Länge zu verlängern. Wir können uns vorstellen, dass dieses Zinsfaktorsignal auf eine Absicherung gegenüber dem Euro für die nächsten fünf Jahre oder länger hinweist. Als Beispiel dafür, wie beständig Zinsdifferentiale sein können, wies der Zinsfaktor darauf hin, beim Yen seit über 24 Jahren eine Absicherung aufrechtzuerhalten. Die japanische Wirtschaft befindet sich schon seit Langem in einem Tief.
Wo finden sich heute Chancen?
Globale Aktien, ob USA, Japan oder Eurozone, bieten eine Vielzahl an Chancen. In jedem Fall ist – wie oben erörtert – ein Engagement mit Währungsabsicherung die Strategie mit dem niedrigeren Risiko.