Drei Einflussfaktoren bestimmen die Entwicklung des US-Dollar: Inflation, Wahlen, Geldpolitik
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Bei unseren Analysen bezüglich der Entwicklung des US-Dollar haben wir festgestellt, dass es drei wichtige Faktoren gibt, die immer wieder auftauchen:
- Inflation
- Wahlen
- Geldpolitik
Nachfolgend gehen wir auf jeden einzelnen dieser Faktoren ein1.
Steigende Inflation kann den US-Dollar schwächen
Abbildung 1: Zinssatz und Inflationserwartungen
Quellen: Bloomberg, Record, 31. März 2014 bis 2. Mai 2018.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keinen Hinweis auf die künftige Entwicklung dar. Sie können nicht direkt in einen Index investieren.
Der Overnight-Index-Swap (OIS) über zwölf Monate macht deutlich, was ein Anleger erhalten würde, wenn er den Tagesgeldsatz über einen 12-Monats-Zeitraum prolongieren würde, wobei die Breakeven-Inflationsrate über 1 Jahr die Rendite der nominalen T-Bill mit einer Laufzeit von 12 Monaten abzüglich der Rendite der inflationsgeschützten T-Bill mit einer Laufzeit von 12 Monaten verwendet. Beide sind 2017 und im bisherigen Jahresverlauf gestiegen.
Es ist äußerst hilfreich, die US-Inflation anhand marktorientierter Maßstäbe wie diesen zu beobachten, denn damit können wir jenseits des US-Dollar ein Anlagespektrum ins Auge fassen, das möglicherweise auf ein steigendes Inflationsumfeld reagiert. Interessant sind Aktien mit steigenden Dividenden sowie andere Sachwerte (z. B. Rohstoffe), deren Kurszuwächse einen gewissen Inflationsschutz darstellen.
Die Positionierung im US-Dollar spiegelt die Enttäuschung über Präsident Trump wider
Abbildung 2: Citi FX Positioning Alert Indicator (PAIN) Index: Positionierung im US-Dollar
Quellen: Citi, Macrobond, Record, 29. Dezember 2015 bis 29. Dezember 2017.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keinen Hinweis auf die künftige Entwicklung dar. Sie können nicht direkt in einen Index investieren.
Die Wahl und Amtseinführung von Präsident Trump sorgte unter den Dollar-Optimisten für große Begeisterung. Sie eröffneten zahlreiche Long-Positionen im US-Dollar. Diese Einschätzung lag in der Annahme begründet, dass die neue Regierung das Potenzial haben würde, den natürlichen Wachstumszyklus zu verlängern, unter anderem durch Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben im wirtschaftlichen Spätzyklus.
Im Nachhinein wissen wir, dass die Verabschiedung des Steuergesetzes alles andere als einfach war – und das obwohl die Republikaner sowohl die Legislative als auch Exekutive in der US-Regierung kontrollieren. Die Ausgabenpolitik im Infrastrukturbereich ist derzeit noch nicht abzusehen. Dies führte dazu, dass viele Dollar-Optimisten eine pessimistische Haltung einnahmen und ihre Long-Positionen im US-Dollar drastisch kürzten. Zuweilen wurde die Schwäche des US-Dollar im Jahr 2017 auf den Kapitalfluss zurückgeführt – hierbei handelt es sich um einen guten Indikator zur Untermauerung dieser These.
Der Wahlsieg von Macron ermöglichte einen starken Euro
Abbildung 3: EUR/USD, implizite Volatilität über drei Monate
Quellen: Bloomberg, Record, 30. Juni 2016 bis 29. Dezember 2017.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keinen Hinweis auf die künftige Entwicklung dar. Sie können nicht direkt in einen Index investieren.
Eines der einflussreichsten (und im Jahr 2017 auch überraschendsten) Währungspaare war der Euro gegenüber dem US-Dollar. Das größte Thema im ersten Teil des Jahres 2017 war der so genannte „Aufstand der Populisten“ – insbesondere nach dem Wahlsieg von Präsident Trump. Für die Märkte wurde dies am stärksten durch Marine Le Pen verkörpert. Aufgrund ihrer Wahlniederlage gegenüber Emmanuel Macron konnten die Anleger mit einer weitaus größeren Zuversicht Long-Positionen im Euro eingehen, nachdem befürchtet worden war, dass ein Wahlsieg von Le Pen den Euro-Skeptikern deutlich Auftrieb verleihen würde.
Die implizite Volatilität des Währungspaares EUR/USD über drei Monate deutet darauf hin, dass das implizite Risiko dieses Wechselkurses deutlich abgenommen hat. Der Auslöser für diese Entwicklung waren die französischen Präsidentschaftswahlen. Während der Wahlen im restlichen Jahresverlauf 2017 stufte der Markt das Risiko der Euro-Skepsis nie mehr so hoch ein. Man könnte meinen, dass damit ein Hindernis für einen starken Euro aus dem Weg geräumt wurde, und nichts Spezifisches auf eine Schwäche des US-Dollar hindeutete.
Haben die Anleger das Konzept der geldpolitischen Divergenz der Zentralbanken falsch verstanden?
Abbildung 4: USD-Index in Zinserhöhungszyklen
Quellen: Bloomberg, Record. Durchschnitt der vergangenen fünf Zinserhöhungszyklen (1986 bis 1988, 1988 bis 1990, 1994 bis 1996, 1999 bis 2001, 2004 bis 2006).
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keinen Hinweis auf die künftige Entwicklung dar. Sie können nicht direkt in einen Index investieren.
Das Kapital fließt in höhere relative Zinsen und steigert den Wert von Währungen mit einer höheren Verzinsung im Vergleich zu Währungen mit einer geringeren Verzinsung – richtig, oder? Theoretisch ja, praktisch ist es jedoch nicht so einfach – wie so vieles, wenn es um Währungsschwankungen geht. An dieser Stelle beschäftigen wir uns mit dem Durchschnitt der vergangenen fünf Zinserhöhungszyklen der US-Notenbank. Zumindest in der Vergangenheit wurden diese geldpolitischen Veränderungen eher von einem schwächeren als von einem stärkeren Dollar begleitet.
Das Phänomen kann insbesondere im heutigen Marktumfeld damit erklärt werden, dass die US-Notenbank dazu tendiert, ihre geplante Geldpolitik zu kommunizieren, um den Märkten keinen Schock zu versetzen. Als der Fed-Vorsitzende Benjamin Bernanke im Mai 2013 erstmals über eine Drosselung der quantitativen Lockerung sprach, reagierten die globalen Märkte folglich auf eine Weise, die wir inzwischen als „Taper Tantrum“ bezeichnen. Darauf folgte die breit angelegte Aufwertung des US-Dollar. Anfang 2017 oder 2018 hatten die Marktteilnehmer weitgehend eine grundlegende Vorstellung von den voraussichtlichen Zinserhöhungen – eine Überraschung wäre es lediglich, wenn die Geldpolitik eine andere Richtung einschlagen würde.
Wenn wir uns mit Zentralbanken befassen, müssen wir zuerst darüber nachdenken, welche neuen Informationen zu einer Überraschung auf den Märkten führen könnten – und nicht über die allgemein erwartete geldpolitische Divergenz.
Überlegungen zu 2018 und darüber hinaus
Diese unterschiedlichen Faktoren müssen weiter beobachtet werden, und auch das Potenzial für Überraschungen sollte Gegenstand unserer Überlegungen sein. Könnten schwächere Wirtschaftsdaten in der Eurozone dazu führen, dass die EZB ihre Geldpolitik erneut lockert? Gibt es in Europa politische Risiken – vielleicht im Zusammenhang mit dem politischen Szenario in Italien – die Fragen bezüglich der Eurozone aufwerfen? Wird die Inflation in den USA überraschend stark anziehen? Unseres Erachtens könnten die Antworten auf diese Fragen die Entwicklung auf den Währungsmärkten weitaus mehr beeinflussen, als wir es heute wissen und erwarten.
Rückkehr zur King-Dollar-Politik – die Auswirkungen
+ Was steckt hinter der Dollar-Abwertung von 2017?
1 Wir bedanken uns bei Record Currency Management, einem weltweiten Vordenker im Währungssektor, für seine analytische Unterstützung dieser Blog-Reihe.