Kollateralschaden am Sojabohnenmarkt: Erhöhtes Preisgefälle zwischen USA und Lateinamerika
China ist der weltweit größte Importeure von Sojabohnen und größter Abnehmer der USA. Eine wachsende Bevölkerung, Verstädterung und steigende Einkommen haben in den letzten paar Jahrzehnten zu einem stetigen Anstieg chinesischer Sojabohnenimporte beigetragen. Im vergangenen Jahr importierte China 57 % der in den USA produzierten Sojabohnen, was einem Drittel der globalen Lieferungen entspricht. Da am 6. Juli 2018 US-Importzölle auf 34 Milliarden USD chinesischer Güter eingeführt worden sind, hat China einen Importzoll von 25 % auf US-Sojabohnen verhängt. Der Handelskrieg verschärfte sich, als die Trump-Regierung bekanntgab, Zölle in Höhe von 10 % auf weitere 200 Milliarden USD an chinesischen Importen zu erheben. Das Tauziehen dieses Handelskriegs hat deutliche Auswirkungen auf den Sojabohnenmarkt, da Importeure und verarbeitende Unternehmen versuchen, den Nachschub für das nächste Wirtschaftsjahr zu sichern. Die Preise für Sojabohnen aus den USA sind seit Anfang Juni dieses Jahres nicht nur um 15 % zurückgegangen, außerdem erreichte das Preisgefälle zwischen Sojabohnen aus den USA und aus Brasilien ein Fünf-Jahres-Hoch, das 70 USD pro Tonne entspricht.
Abbildung 1: Sojabohnen aus Lateinamerika werden gegenüber denen aus den USA mit einer Prämie gehandelt
Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 13. Juli 2018.
Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.
China wird für den Abzug der Exporte aus den USA eine Prämie bezahlen müssen
Das chinesische Landwirtschaftsministerium hat seine Prognosen für Sojabohnenimporte im Erntejahr 2018/19 (das am 1. Oktober beginnt) im Vergleich zu den 94 Millionen Tonnen des vergangenen Monats um 2 % gesenkt. Laut dem Direktor der China National Cereals, Oils and Foodstuffs Corporation (COFCO), der für Getreideimporte zuständigen Behörde, plane China als Reaktion auf die von den USA verhängten Strafzölle, mehr Sojabohnen aus anderen Ländern zu importieren, um weniger stark von den USA abhängig zu sein. Kurzfristig ist es wahrscheinlich, dass China mehr Sojabohnen aus Lateinamerika einführen wird. Angesichts des Preisgefälles haben wir bereits darauf hingewiesen, dass dies für China nachteilig wäre, da das Land Sojabohnen zu einem höheren Preis einkaufen würde. Dadurch würden die Kosten für Farmer steigen und möglicherweise auch die Einzelhandelspreise für Lebensmittel, was die Inflation schüren würde. Unseres Erachtens ist es immer noch unwahrscheinlich, dass China in der Lage sein wird, die gesamte Menge seiner US-Importe innerhalb eines so kurzen Zeitrahmens durch andere große Exporteure wie Brasilien und Argentinien zu ersetzen. Dazu kommt, dass die Preise für US-Sojabohnen auch mit den von Peking verhängten Zöllen in Höhe von 25 % im Vergleich zu den Sojabohnen aus Lateinamerika noch konkurrenzfähig sind. Es besteht für China also der Anreiz, seine Importe von US-Sojabohnen fortzusetzen. Interessanterweise sorgt der Preisvorteil von US-Sojabohnen für einen Aufschwung bei den Exporten außerhalb Chinas, die im Mai einen Rekord erreichten. Auch die Erwartungen für Juni sind auf der Grundlage der Exportkontrollen hoch. Die kumulierten Nettoumsätze in den USA durch Länder außerhalb Chinas haben seit Ende März 7 Millionen Tonnen erreicht, das sind 50 % mehr als letztes Jahr. Im krassen Gegensatz dazu ist der kumulierte Nettoumsatz durch China in den letzten Wochen aufgrund zunehmender Stornierungen zurückgegangen.
Aktuelle Updates des US-Landwirtschaftsministerium spiegeln Zollkriege wider
Übernacht (am 12. Juli 2018) korrigierte auch das US-Landwirtschaftsministerium (US Department of Agriculture; USDA) seine vorherige Schätzung (Juni) der Sojabohnenimporte 2018/19 durch China für diesen Monat um 8 Millionen Tonnen auf 95 Millionen Tonnen nach unten. In der Zwischenzeit wurden die US-Exporte für das Erntejahr 2018/19 um 6,8 Millionen Tonnen nach unten korrigiert, was eine Erhöhung der US-Sojabohnenbestände am Ende des Erntejahrs um 5,3 Millionen auf 15,8 Millionen Tonnen zur Folge hat. Es ist wahrscheinlich, dass dadurch der bisherige Rekord aus dem Erntejahr 2006/07 übertroffen werden wird. Dies entspricht auch den Schätzungen des chinesischen Landwirtschaftsministeriums. Bisher fallen die Importe Chinas für Juni um 10 % geringer aus. Sofern es in den aktuellen Handelsstreitigkeiten zu keiner Lösung kommt, erwarten wir, dass der Druck auf die Preise für US-Sojabohnen weiter steigen wird.
Abbildung 2: Angebot und Verwendung von Sojabohnen weltweit
Quelle: World Agricultural Supply and Demand Estimates – Vergleich der Berichte vom 12. Juli und vom 12. Juni, WisdomTree, Stand: 12. Juli 2018.
Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.
Zudem könnte Sie folgende Lektüre interessieren...