Ungarns Zentralbank setzt auf Gold
Während Gold auf den Terminmärkten geshortet wurde, häufte die ungarische Zentralbank in den ersten beiden Oktoberwochen 2018 still und leise Goldbarren an. Die Magyar Nemzeti Bank (MNB, ungarische Zentralbank) gab am 16. Oktober bekannt, dass sie ihre Goldreserven in den ersten beiden Oktoberwochen auf 31,5 Tonnen aufgestockt hat. Dies entspricht einem zehnfachen Anstieg gegenüber der bisherigen Reserve von 3,1 Tonnen (Quelle: MNB). Das ist ein großer Schritt für eine Zentralbank, die in den letzten 32 Jahren (d. h. seit 1986, Quelle: MNB) eine konstante Reserve von 3,1 Tonnen vorrätig hatte. Der Zentralbank zufolge sind ihre Reserven auf 4,4 % der Devisenreserven gestiegen (laut Statistik des World Gold Councils waren es im September 2018 noch 0,4 %).
Durch die Aufstockung ihrer Goldreserven auf eine Höhe wie zuletzt im Jahr 1946 (Quelle: MNB) scheint die MNB ihren Glauben an Gold erneuert zu haben. Auf ihrer Website findet sich folgender Kommentar: „Seiner historischen Rolle gerecht werdend, ist Gold weiterhin eine der sichersten Anlagen der Welt. Auch unter normalen Marktbedingungen sorgt es für eine Verbesserung von Stabilität und Vertrauen.“ Auch transportierte die Zentralbank das ganze Gold nach Ungarn – das scheint bei Zentralbanken heute im Allgemeinen beliebt zu sein, nachdem die deutsche Bundesbank 2013 einen Rückführungstrend gestartet hatte.
Bis zur zweiten Oktoberwoche, in der Aktien aus finanzstarken Märkten ins Straucheln geraten waren, war eine stark negative Stimmung gegenüber Gold zu spüren. Die spekulative Positionierung an den Terminmärkten hatte letzte Woche ihren tiefsten Stand seit Februar 2001 erreicht. Die letzten Freitag von der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) veröffentlichte Daten zur Positionierung auf den Terminmärkten beziehen sich auf die Positionen vom vergangenen Dienstag. Erst am 19. Oktober 2018 werden wir erfahren, ob diese hohen Short-Positionen eingedeckt worden sind, doch angesichts der Preisbewegungen von Gold erwarten wir, dass Short-Eindeckungen in vollem Gange waren.
Verfügte die ungarische Zentralbank also über Informationen, die dem Terminmarkt vorenthalten geblieben waren? Höchstwahrscheinlich handelte es sich dabei um keine konkreten Informationen, wir argumentieren jedoch seit Langem, dass zahlreiche geografischen Risiken in Europa und darüber hinaus an den Terminmärkten unterbewertet werden. Ebenso wie die MNB ihre Goldreserven wieder auf eine Höhe angepasst hat, die mit anderen mittel- und osteuropäischen Ländern außerhalb der Eurozone vergleichbar ist, erwarten wir, dass die Terminmärkte mit ihrer Positionierung auf ein „normales“ Niveau zurückkehren (d. h. ein Stand von eher 100.000 Kontrakten netto long als 52.000 Kontrakte netto short). Dies sollte den Goldpreisen Rückenwind geben.
Die MNB stellt einige der Vorteile von Gold heraus, u. a., dass es historisch gesehen Schutz vor extremen Marktbedingungen oder geopolitischen Krisen bietet. Ebenso scheint die Abwesenheit von Kredit- und Kontrahentenrisiken für die Zentralbank attraktiv zu sein. Dies könnte dann an Bedeutung gewinnen, wenn sie befürchtet, dass andere Zentralbanken aufgrund einer Belastung ihrer jeweiligen Volkswirtschaften durch Handelskonflikte in einen Währungskrieg verwickelt werden könnten.
Unseres Erachtens hat die Stimmung bei Gold ein Wendepunkt erreicht. In unserem aktuellen Ausblick (Goldausblick: Korrektur nach oben absehbar), September 2018) legen wir dar, warum es unseres Erachtens wahrscheinlich ist, dass die Goldpreise um diese Zeit nächstes Jahr auf über 1320 USD/oz. steigen werden (von den heutigen 1224 USD/oz., Quelle: Bloomberg).
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