Diversifikation mit Rohstoffen
Anleger setzen häufig auf ein ausgewogenes 60:40-Portfolio, das das Wachstumspotenzial von Aktien mit der Stabilität und den Erträgen von Anleihen kombiniert. Dennoch bietet diese Investmentstrategie Anlegern möglicherweise nicht die Vorteile, die ein stärker diversifiziertes Portfolio bringen könnte. Keine zwei Vermögenswerte verhalten sich unter denselben Marktbedingungen identisch. Daher kann es sich auszahlen, eine Vielzahl von Vermögenswerten in einem Portfolio zu halten, um das Engagement in einer einzelnen Anlage oder einem einzelnen Risiko wirksam zu senken.
Eine häufig vernachlässigte Anlageklasse zur Verbesserung der Portfoliodiversifikation sind Rohstoffe. Welche Vorteile bieten sie? Die Antwort lautet: ihre Vielseitigkeit. Rohstoffe können als Absicherung gegen Inflation und geopolitische Risiken dienen und sich auch in späten Phasen eines Konjunkturzyklus gut entwickeln, wenn andere Anlageklassen tendenziell schwächer werden. Zwar sind nicht alle Rohstoffe gleich, denn jeder hat seine eigenen einzigartigen Eigenschaften. Dennoch gibt es nur wenige Vermögenswerte, die so wenig mit Aktien und Anleihen korrelieren wie Rohstoffe. Daher sind sie eine gute Ausgangsbasis, wenn Anleger nach Diversifizierung streben.
Tabelle 1: Korrelationsmatrix
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Von Januar 1990 bis Juni 2023. Europäische Aktien und globale HY-Anleihen ab Januar 1999, EU-Unternehmens- und EU-Staatsanleihen ab Juni 1998, europäische Kohlenstoffzertifikate ab November 2007 und kalifornische Kohlenstoffzertifikate ab Januar 2015. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken. US-Aktien: S&P 500 Total Return Index; Globale Aktien: MSCI World Net Total Return USD Index; Europäische Aktien: EURO STOXX 50 Net Return EUR; Globale HY-Anleihen: Bloomberg Global High Yield; US-Unternehmensanleihen: Bloomberg U.S. Corporate Investment Grade; EU-Unternehmensanleihen: Bloomberg Euro-Aggregate: Corporates; EU-Staatsanleihen: Bloomberg Euro Government; US-Staatsanleihen: Bloomberg US Government Bond; Kalifornische Kohlenstoffzertifikate: Solactive California Carbon Rolling Futures TR; Europäische Kohlenstoffzertifikate: Solactive Carbon Emission Allowances Rolling Futures TR; Broad Commodities: Bloomberg Commodity Total Return; Gold: LBMA Gold Price PM USD.
Dazu können Anleger auf einen breiten Rohstoffkorb zurückgreifen, der Zugang zu 24 verschiedenen Rohstoffen wie Metallen, Energie und Landwirtschaft bietet. Je nach dem Ziel, das Anleger mit ihrer Allokation erreichen wollen, können sie auch stärker auf Gold oder sogar auf hochgradig dekorrelierte Emissionsrechtesetzen, um die besten Diversifizierungsmöglichkeiten zu erschließen.
Nachfolgend stellen wir einige Beispiele dar, wie und warum Broad Commodities, Gold und Kohlenstoffzertifikate gute Optionen mit Blick auf diese Investmentherausforderung sein können.
Diversifikation mit Broad Commodities
Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, besteht eine negative Korrelation zwischen Rohstoffen und Staatsanleihen. Obwohl es sich um eine zyklische Anlageklasse handelt, liegt ihre Korrelation mit Aktien deutlich unter 0,5 und ihre Korrelation mit Unternehmensanleihen bei etwa 0,2.
Warum also verhalten sich Rohstoffe anders als andere Anlageklassen und warum eignen sie sich gut für die Diversifikation?
Erstens sind Rohstoffe ein hervorragendes Instrument zur Inflationsabsicherung, insbesondere gegen unerwartete Inflation. Abbildung 2 veranschaulicht die Sensibilität der einzelnen Anlageklassen gegenüber (a) der erwarteten und (b) der unerwarteten Inflation. Aktien fallen tendenziell mit der Inflation, während Anleihen einen gewissen Schutz gegen die erwartete Inflation bieten. Anders verhält es sich jedoch bei Rohstoffen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie am stärksten auf die Inflation reagieren und eine Absicherung gegen die am schwersten vorhersehbaren Inflationsquellen bieten.
Abbildung 1: Sensibilität der Anlageklassen gegenüber erwarteter und unerwarteter Inflation
Zweitens entwickeln sich Rohstoffe in den Spätphasen eines Konjunkturaufschwungs und in den Frühphasen einer Rezession oft besser als Aktien. Abbildung 2 zeigt, dass Rohstoffe, obwohl sie ein zyklischer Vermögenswert sind, sich nicht vollständig im Gleichklang mit Aktien bewegen. In der Tat steigen Rohstoffpreise in den frühen Phasen einer Rezession tendenziell an, während die Aktienkurse fallen. In späteren Phasen eines Aufschwungs ziehen Rohstoffe in der Regel an, wenn die Aktiengewinne nachlassen.
Abbildung 2: Wertentwicklung der Anlageklassen in verschiedenen Phasen des Konjunkturzyklus, mit Broad Commodities
Schließlich haben Rohstoffe eine andere Schiefe als Aktien. Hohe positive Renditen sind eher bei Rohstoffen1 zu verzeichnen, während erhebliche Verluste eher für Aktien2 typisch sind.
Broad Commodities von WisdomTree
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Diversifikation mit Gold
Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, weist Gold eine geringe Korrelation mit Aktien und Anleihen auf. Seine Korrelation mit US-Anleihen ist tendenziell höher als die Korrelation mit Aktien, während seine Korrelation mit europäischen Anleihen – sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen – weiterhin sehr niedrig ist.
Dieser Kontrast zu anderen Anlageklassen ist nur die Spitze des Eisbergs, was Gold betrifft. Gold verhält sich vollkommen anders als andere zyklische Rohstoffe und wird von Faktoren3 beeinflusst, die sich typischerweise auf Währungen auswirken, was ihm den Ruf einer „Pseudowährung“ eingebracht hat. Obwohl Gold-Futures beispielsweise Teil einer breit angelegten Rohstoffallokation sind, weisen sie eine relativ geringe Korrelation mit dem übrigen Rohstoffkomplex auf und können als separates Engagement zur Diversifikation in Betracht gezogen werden.
Gold weist darüber hinaus starke defensive Eigenschaften auf und verzeichnet Preisanstiege in Marktsituationen, in denen Aktien tendenziell zu kämpfen haben, wie z. B. während Finanzkrisen, Wirtschaftsabschwüngen und geopolitischen Schocks.
Die starke Performance von Gold in Krisenzeiten an den Aktienmärkten ist hinlänglich bekannt: In 15 der 20 schlechtesten Quartale des S&P 500 wurden positive Renditen erzielt. In den verbleibenden fünf Quartalen hat Gold den S&P in vier Quartalen übertroffen. Das einzige Quartal, in dem Gold stärker einbrach als Aktien – das dritte Quartal 1975 – kam ein Jahr nach ungewöhnlich starken Goldpreissteigerungen4.
Abbildung 3: Goldentwicklung in den 20 schlechtesten Quartalen für die US-Aktienmärkte
Schließlich zeigt die Geschichte, dass Gold in tiefen Rezessionen und starken Aufschwüngen gut abschneidet. Da die Inflation bei Wirtschaftswachstum häufig hoch ist, ist Gold nicht nur eine defensive Anlage. In der Tat verhält sich kein anderer Vermögenswert so wie Gold: Das Edelmetall zeigt sowohl bei Konjunkturabschwüngen als auch bei -aufschwüngen eine starke Performance. Dieses einzigartige Verhalten macht Gold einmal mehr zum idealen Kandidaten für die Diversifikation.
Um diesen Punkt zu veranschaulichen, betrachten wir die Entwicklung von Gold und anderen Vermögenswerten zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Konjunkturzyklus. Es liegt auf der Hand, dass Gold in tiefen Rezessionen am besten abschneidet und in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs deutlich besser dasteht als defensive Vermögenswerte. Das erklärt, warum seine Korrelation zu anderen Anlagen so gering ist.
Abbildung 4: Wertentwicklung von Vermögenswerten in verschiedenen Phasen des Konjunkturzyklus, mit Gold und Silber
Gold von WisdomTree
Unsere Produktreihe für Edelmetalle bietet Anlegern Zugang zu Gold, Silber, Platin und Palladium sowie zu Edelmetallkörben, die in physisch besicherten und synthetischen Engagements erhältlich sind.
Diversifikation mit Kohlenstoffzertifikaten
Die Preisbildung für Kohlenstoff ist ein Instrument, das die externen Kosten von Treibhausgasemissionen wie Ernteschäden, Gesundheitskosten im Zusammenhang mit Hitzewellen und Dürren sowie den Verlust von Eigentum durch Überschwemmungen und den Anstieg des Meeresspiegels erfasst und über einen Preis an ihre Verursacher bindet. Unter Regierungen und Unternehmen herrscht zunehmend Einigkeit darüber, dass die Bepreisung von Kohlenstoff im Übergang zu einer kohlenstoffarmen bzw. -freien Wirtschaft eine grundlegende Rolle spielt.
Die investierbaren Emissionshandelsmärkte weisen eine geringe Korrelation auf. Die beiden größten CO2-Instrumente der Welt5, die European Union Allowances (EUAs) und die California Carbon Allowances (CCAs), machten im Jahr 2022 zusammen über 90 % des Wertes auf den globalen Emissionshandelsmärkten aus6. Wie Tabelle 1 zu entnehmen ist, weisen EUAs und CCAs eine geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen ebenso wie untereinander auf (wie in der nachstehenden Abbildung hervorgehoben). Das deutet darauf hin, dass sie beide für die Diversifikation eines Portfolios in Betracht gezogen werden können.
Correlations between US and European markets
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Zeitangaben: Aktienkorrelationen von Januar 1999 bis Juni 2023. Korrelationen für Kohlenstoffzertifikate von Januar 2015 bis Juni 2023. Diese Abbildung zeigt die Korrelation zwischen den US- und den europäischen Aktienmärkten im Vergleich zur Korrelation zwischen den US- und den europäischen Emissionshandelsmärkten: European Union Allowances (EUA) und California Carbon Allowances (CCA). Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken. US-Aktien: S&P 500 Total Return Index; Europäische Aktien: EURO STOXX 50 Net Return EUR; kalifornische Kohlenstoffzertifikate: Solactive California Carbon Rolling Futures TR; Europäische Kohlenstoffzertifikate: Solactive Carbon Emission Allowances Rolling Futures TR.
Die globale Erderwärmung birgt Katastrophenrisiken. In seinem aktuellen Bericht7 kommt der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen, das Gremium der Vereinten Nationen für die wissenschaftliche Bewertung des Klimawandels, zu dem Schluss, dass die Ursachen für die globale Erderwärmung eindeutig im menschlichen Handeln zu suchen sind – vor allem in Treibhausgasemissionen. Der Bericht folgerte, dass jede Zunahme der globalen Erderwärmung „mehrere und gleichzeitig auftretende Gefahren verschärft“ und dass der Klimawandel eine „Bedrohung für das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit der Erde“ darstellt.
Die Kohlenstoffmärkte sollen die Treibhausgasemissionen reduzieren. Der Preis für Kohlenstoffzertifikate wird wahrscheinlich steigen, da die politischen Entscheidungsträger ihre Bemühungen zur Erreichung der Klimaziele verstärken und dazu den Markt verknappen. Die Preise können ebenfalls in die Höhe gehen, wenn die Verursacher ihre Treibhausgasemissionen nicht reduzieren können und mehr Zertifikate kaufen müssen als von der Politik vorgesehen.
Anleger auf den Kohlenstoffmärkten sichern sich also gegen Katastrophenrisiken ab. Sie sichern ihr Portfolio gegen zukünftige Risiken ab, die weit über Konjunkturzyklen und die traditionellen Sphären des Finanzwesens hinausgehen. Obwohl die Kohlenstoffmärkte im Vergleich zu anderen Anlageklassen eine kurze Historie haben, was die quantitative Analyse des Verhaltens der Vermögenswerte einschränken kann, könnten sie unserer Meinung nach zu einem der wichtigsten Märkte für die Diversifikation avancieren, da sich die Kohlenstoffpreise auf nahezu jede Geschäftsentscheidung auswirken.
Kohlenstoffprodukte von WisdomTree
Investmentressourcen
Quelle
1 Fachlich ausgedrückt weisen Rohstoffe eine positive Schiefe auf, d. h. Rohstoffrenditen haben eine rechtsschiefe bzw. linkssteile Verteilung und fallen typischerweise auf der rechten Seite flacher ab als auf der linken.
2 Fachlich ausgedrückt weisen Aktien eine negative Schiefe auf, d. h. Aktienrenditen haben eine linksschiefe bzw. rechtssteile Verteilung und fallen in typischen Fällen auf der linken Seite flacher ab als auf der rechten.
3 Zu den wichtigsten Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen, gehören Inflation, Anleiherenditen, Wechselkurse und Marktstimmung.
4 1974 kletterte der Goldpreis um 72 % nach oben und korrigierte dann 1975 um 24 % nach unten.
5 WisdomTree: https://www.wisdomtree.eu/en-gb/strategies/carbon#collapse-8E4BD2F1-CC63-4BA0-882C-0EE2B456C715