Währungskrieg in Asien?
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Die Abwertung des chinesischen Yuan dürfte kein Startschuss für einen bevorstehenden Wettlauf von Währungsabwertungen in Asien sein. Es trifft zwar zu, dass der Schritt eindeutig aufgrund von Kräften der Realwirtschaft notwendig wurde, aber ich gehe nicht davon aus, dass dies der Beginn weiterer Abwertungen durch China ist. Warum? Ich bin davon überzeugt, dass eines der übergeordneten Ziele der chinesischen Regierung die Etablierung des Yuan als anerkannte bevorzugte Reservewährung für Asien wird. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sie glaubhaft belegen, dass sie die eigene Währung gegen die Versuchung verteidigt, Abwertungen nach dem „Beggar-my-Neighbour-Prinzip“ vorzunehmen.
Werden die Märkte der Regierung glauben?
Auf mittlere bis lange Sicht scheint mir dies plausibel zu sein. Allerdings werden die Kapitalmärkte kurzfristig testen wollen, ob die Regierung zu ihren Aussagen steht. Seit mehr als einem Jahr erlebt China kontinuierliche Kapitalabflüsse. Der stetige Schwund der Währungsreserven lässt auf erhebliche US-Dollar-Verkäufe durch die chinesische Notenbank schließen, um den Yuan gegenüber dem US-Dollar zu stabilisieren. Mit der Abwertung dürfte sich der Abstand zwischen dem Markt und den täglichen Fixings durch die Notenbank verengen. Sollte jedoch in den nächsten Wochen der Spotmarkt weiterhin am schwächeren Ende der festgelegten Kursspanne handeln, wird sich das Risiko einer weiteren Abwertung sicher deutlich erhöhen.
Die zentrale Frage ist, ob die Abwertung tatsächlich zu einem Rückgang der Kapitalabflüsse führen wird. Sie könnte nämlich fatalerweise genau das Gegenteil auslösen: die Kapitalflucht könnte sich beschleunigen, wenn die chinesischen Privathaushalte und Institutionen den Schritt als einen weiteren Beweis für eine steigende Unsicherheit in der Wirtschaftspolitik deuten. Das Gleiche gilt für den Fall, dass internationale Investoren ihre Investitionen in China zurückschrauben (was sich indirekt gegen die Regierung richten würde, weil dadurch die globale Nachfrage nach dem Yuan geschwächt würde).
Zusätzlicher Druck kommt aus der steigenden Wahrscheinlichkeit eines ausgewachsenen Abstimmungsmangels in der Währungspolitik zwischen den USA und China. Der Schritt belegt, dass just zu dem Zeitpunkt, wenn die US-Notenbank (Fed) ihre Geldpolitik zu straffen beginnt, die chinesischen Währungsbehörden nach weiteren Instrumenten suchen, um die Geldpolitik zu lockern.
Im Klartext: aus unserer Sicht ist es unvermeidbar, dass die Spannung zwischen der chinesischen Regierung und den Akteuren am globalen Kapitalmarkt auf hohem Niveau verharren wird. Deshalb dürften die Risikoprämien in Asien, einschließlich Japan, weiter steigen, bis die Währungsbehörden das Ruder übernehmen und das Vertrauen der Kapitalmärkte wieder gewinnen. Interventionen am Währungsmarkt - durch den Kauf von Yuan und dem Verkauf von US-Dollars - wäre eine Sofortmaßnahme, um den Prozess erträglich zu gestalten. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre es uns unter fundamentalen Aspekten lieber, entweder ein überzeugendes Anspringen des Wirtschaftswachstums in China oder einen neuen Schwung für eine deutliche Ausweitung der öffentlichen Ausgaben zu sehen (wodurch Anreize geschaffen würden, das inländische Sparvermögen im Lande selbst statt im Ausland zu investieren).
China als Asiens Deutschland, nicht Frankreich
Aus meiner Sicht gibt es einen bedeutenden Faktor für die Überzeugung, dass die chinesische Regierung keinen Währungskrieg in Asien anzetteln wird. Er liegt auf der politischen und weniger auf der wirtschaftlichen Ebene. Es handelt sich um das faktisch erklärte mittel- bis langfristige Ziel Chinas, dass der Yuan in Zukunft die bevorzugte Reservewährung Asiens wird. Wenn dies zutrifft, muss der Yuan als eine solide und stabile Währung verteidigt werden, ähnlich wie es Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren getan hat. Aus unserer Sicht wäre der Beginn einer Reihe von Währungsabwertungen extrem kontraproduktiv für Chinas Ansehen und Vertrauen in Asien und der Welt. Dieses politische Ziel wird selbstverständlich durch die Realität im Inland auf die Probe gestellt. Sollte sich die Wirtschaft so stark abschwächen, dass die Arbeitslosigkeit in China ansteigt, würde sich der Druck, schnell wirkende stimulierende Maßnahmen zu umzusetzen, als unumgänglich erweisen. Bislang hält sich die Arbeitslosenquote in China bemerkenswert stabil bei rund 4 %. Soweit man den Daten trauen kann, lässt wenig darauf schließen, dass die chinesische Job-Maschine nicht so läuft, dass die Kommunistische Partei sich unwohl fühlte. Anzeichen dafür, dass sich dies ändert, würden uns sehr alarmieren, denn ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in China würde die Wahrscheinlichkeit von bevorstehenden wettbewerbsbedingten Abwertungen in Asien deutlich erhöhen.
Konjunkturelle Anpassungen gegen strukturelle Ziele
In diesem Sinne unterstreicht der in dieser Woche vollzogene Schritt den Wunsch Chinas, seiner Währung mehr Flexibilität zu gestatten und sie an die konjunkturelle Realität der chinesischen Wirtschaft anzupassen. Er markiert jedoch nicht den Beginn einer grundlegenden Änderung bei den politischen Prioritäten - das Ziel, eine stabile und solide asiatische Währung aufzubauen, die in der Lage ist, eine Prämie als Reservewährung zu beanspruchen, steht aus meiner Sicht überhaupt nicht in Frage.
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