"Brit-in" oder "Brexit"? Vor dem Referendum vom 23. Juni - Die Grexit-Episode 2015 legt Absicherung bis zum B-Day nahe (Teil 2)
![](https://www.wisdomtree.eu/-/media/eu-media-files/blog/refresh-images/abstract-and-landscape/market-boards-and-graphs/market-board-1151x564.jpg?h=564&iar=0&w=1151&sc_lang=de-de&hash=B5336AB973D83129019CB75F1C288044)
Im zweiten Teil unserer "Brit-in oder Brexit"-Serie werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Aspekte im Vorlauf zum Referendum. Siehe "Brit-in" oder "Brexit"? : - Kurz gefasst" mit unserer Grobanalyse in der vergangenen Woche.
Den Märkten gefällt der Flirt Großbritanniens mit dem Status quo nicht. Solange kein überzeugender wirtschaftlicher Vorteil und nur Unsicherheit vorliegt, bestimmen die Bären die Stimmung. Mit 12% bewegt sich die hohe Volatilität des britischen Pfund auf einer Ebene, wie sie zuletzt im Zeitraum 2010 bis 2011 während der Krise der Staatsanleihen und Banken in der Eurozone zu beobachten war – was wiederum nahe legt, dass die Einstellung der Anleger zum Pfund Sterling ausgesprochen gedrückt ist.
Diagramm 1 zeigt den Trend in europäischen Aktien und Anleihen in den 30 Börsentagen bis zum 5. Juli 2015, dem Tag des „Grexit“-Referendums, und die 30 Tage danach. Damals stimmte Griechenland praktisch für den strengen Sparkurs als Preis für die Rettung und den Verbleib in der Eurozone. Ein direkter Vergleich mit einem „Brexit“ ist zwar nicht möglich. Nach unserer Meinung bietet er jedoch einen Hinweis darauf, wie die Märkte im Vorlauf zum 23. Juni reagieren könnten, dem Tag, an dem die Bevölkerung über einen Verbleib Großbritanniens in der EU entscheidet.
In der Zeit vor der Abstimmung und der realen Möglichkeit eines „Grexit“ ist ein Trend zur Risikoaversion sowohl auf der Insel als auch in der Eurozone nicht zu übersehen. Die Aktienmärkte verlieren an Kraft und die Anleihemärkte gewinnen hinzu. In den 30 Tagen vor dem Referendum gaben der FTSE 100 und der EURO STOXX 50 um rund 6 % nach. Ein weiterer Einbruch kehrte sich erst um, nachdem der Termin für die Rettung verschoben wurde - und die Märkte wieder Vertrauen fassten und eine Einigung zustande kam. Das war vier Tage, nachdem Griechenland die Bedingungen für die Rettung abgelehnt hatte.
Quelle: Wisdomtree Europe, Bloomberg, The Daily Telegraph.
Frühere Wertentwicklungen lassen keine Rückschlüsse auf zukünftige Renditen zu. Solange die Umfragen eine Patt-Situation für einen Verbleib Großbritanniens in der EU oder ein Verlassen ergeben, trübt die Unsicherheit das Spektrum ein und könnte dazu führen, dass europäische Aktien nachgeben, ähnlich wie im Wartesaal für den „Grexit“ vor einem Jahr. Sichere Häfen, insbesondere britische Staatsanleihen und Gold, dürften auf Gegenliebe bei den Anlegern treffen.
Wie sich Anleger positionieren sollten
Angesichts der Anfälligkeit von Pfund Sterling und Euro könnte es klug sein, Long-Positionen in britischen Aktienmärkten und breite Positionen in europäischen Aktienmärkten abzusichern.