Was steckt hinter der Dollar-Abwertung von 2017?
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Was uns 2017 angesichts einflussreicher makroökonomischer Faktoren wie der unterschiedlichen Geldpolitik der Zentralbanken sehr überraschte, war die Abwertung des US-Dollars. Es wurde weithin erwartet, dass die Zinserhöhungen durch die US-Notenbank in Verbindung mit den ausgeweiteten Bilanzen ausländischer Zentralbanken den Katalysator für einen starken US-Dollar liefern würden.
Doch genau das Gegenteil ist eingetreten.
Mit mehreren Blogartikeln zu diesem Thema möchten wir das Verhalten des US-Dollars im Jahr 2017 in einen Zusammenhang stellen, um die Entwicklungen für 2018 und darüber hinaus besser einschätzen zu können1.
2017: Breit angelegte Dollar-Abwertung
Quelle: Bloomberg. Zeitraum vom 31. Dez. 2016 bis zum 31. Dez. 2017.
Die historische Performance ist kein Indikator für zukünftige Ergebnisse. Ein direktes Investment in einen Index ist nicht möglich.
- Breite Dollar-Schwäche 2017: Das obige Chart zeigt die Performance des US-Dollars gegenüber den G10-Währungen im Laufe des Jahres 2017. Entscheidend ist hierbei, dass sich dieses Phänomen nicht auf ein oder zwei wichtige Währungen beschränkte, sondern alle davon betroffen waren.
- Auch sollte die Performance des US-Dollars im Zusammenhang wichtiger Indizes betrachtet werden. Einer der ältesten ist der DXY. Sein Engagement orientiert sich stark in Richtung Euro und Yen. Der DXY verzeichnete 2017 einen Rückgang von 9,9 %. Der Bloomberg Dollar Index, den WisdomTree 2013 gemeinsam mit Bloomberg entwickelte, bietet ein ausgeglicheneres Engagement und war um 8,5 % rückläufig2.
- Der MSCI Emerging Markets Index verbuchte 2017 ein gutes Jahr. Investoren, die auf US-Dollarbasis investieren, profitierten aufgrund der Aufwertung der Währungen von Schwellenmärkten gegenüber dem Dollar von kumulierten 5,2 %3.
Scheinbar fehlender Zusammenhang zwischen Geldpolitik und Performance
Vor allem seit der weltweiten Finanzkrise von 2008–09 wird die Geldpolitik der Zentralbanken – insbesondere die Maßnahmen der US-Notenbank, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of Japan (BOJ) – fast täglich diskutiert und veröffentlicht. Wir fassen die Entwicklungen der letzten Jahre zusammen4:
- Ende November 2015 betrug der effektive Leitzins der US-Notenbank 0,08 % und nach der globalen Finanzkrise war es zu keinen Zinserhöhungen gekommen. Mit Stand vom 4. Mai 2018 beträgt der effektive Leitzins jetzt 1,69 %, was sechs Zinserhöhungen von jeweils 25 Basispunkten entspricht.
- Zum selben Startzeitpunkt betrug der Hauptrefinanzierungssatz der EZB 0,05 %. Er beträgt aktuell 0,00 % und das schon seit geraumer Zeit.
- Der Leitzins der BOJ belief sich ursprünglich auf 0,10 %. Er beträgt aktuell -0,10 % und befindet sich schon seit längerer Zeit auf diesem Niveau.
Fazit: Die US-Notenbank hat ein mehrjähriges Programm zur Normalisierung der Geldpolitik eingeleitet, die BOJ und die EZB haben dies jedoch nicht getan. Viele sind angesichts dieser Situation – und alle drei dieser Institutionen haben die Märkte umfassend darüber informiert – davon ausgegangen, dass ein stärkerer US-Dollar von vornherein feststand.
Zusammenhang zwischen erwarteter und umgesetzter Geldpolitik
Yield Curve Slopes and Spot Rates (31 Dec. 2016 to 1 May 2018)
Quellen: Macrobond, Record. Steigung der Zinsstrukturkurve wird anhand der Interbankensätze gemessen. Kassakurse werden im Dezember 2016 auf 100 indexiert.
Die historische Performance ist kein Indikator für zukünftige Ergebnisse. Ein direktes Investment in einen Index ist nicht möglich.
In der oben dargestellten Situation spielt die Menge an Informationen und Mitteilungen, die die Zentralbanken bezüglich ihrer geldpolitischen Erwartungen herausgeben, eine wichtige Rolle. Der tatsächliche Unterschied bei den Leitzinssätzen fängt die Erwartungen des Markts über eine künftige Geldpolitik nicht gut ein – sie bestätigen vielmehr, dass genau das passiert, worüber die Marktteilnehmer im Voraus informiert worden sind.
- Die gestrichelten Linien messen den Unterschied zwischen den Einjahres- und Dreimonats-Interbanksätzen für die USA minus den Unterschied für den Euro-Raum bzw. für Japan. Ein sinkender Wert bedeutet deshalb, dass sich der Abstand zwischen dem Einjahres- und dem Dreimonatssatz im jeweiligen Markt außerhalb der USA schneller verbreitert als der in den USA. Dies lässt sich so interpretieren, dass die Märkte erwartete kurzfristige Zinserhöhungen in diesen jeweiligen Märkten „eingepreist“ haben und dass die Erwartungen auf Zinserhöhungen durch die Bank of Japan und die Europäische Zentralbank bei diesen Zinssätzen 2017 einkalkuliert wurden.
Die Daten im Kontext
Wir können nicht genug betonen, wie wichtig die Daten einer sich verschiebenden Zinsstrukturkurve sind, da sie eine veränderte Entwicklung des US-Dollars deutlich macht – eine Entwicklung, die auch künftig zu weiteren Bewegungen beitragen wird.
- Im Prinzip setzte die US-Notenbank das um, was sie angekündigt hatte und was den Erwartungen entsprach. Dies hatte keinen Einfluss auf zukünftige Erwartungen, da sich die Zinsstrukturkurven in eine Richtung bewegten, die darauf schließen ließ, dass sich der Abstand zwischen den USA und den anderen Märkten verringerte.
- Sie spiegeln außerdem wider, dass sich die Märkte, aufgrund von guten Daten aus dem Euro-Raum, vor allem im Jahr 2017, auf künftige Zinserhöhungen durch die EZB und später sogar aus Japan vorbereiteten. Diese Faktoren nahmen in der Tat Einfluss auf die Steigungen der Zinsstrukturkurven und darauf, wie hoch der Markt künftige Währungsbewegungen bezifferte.
- Leider ist das noch nicht alles, denn gegen Ende 2017 kam es auch noch zu einer Veränderung bei den relativen Steigungen – ein Signal für sinkende Erwartungen bei den kurzfristigen Zinserwartungen für den Euro-Raum und Japan gegenüber den USA. Diese Bewegung sorgte für keine deutliche Stärkung des US-Dollars gegenüber dem Euro oder dem Yen, was darauf schließen lässt, dass zu diesem Zeitpunkt andere Faktoren stärker dominierten.
Wendepunkte im Auge behalten
Die Daten für den Euro-Raum sehen 2018 vollkommen anders aus als 2017. 2017 stützten sich die Erwartungen stark auf die Glaubwürdigkeit eines Ausstiegsprogramms der EZB, das Ende September 2018 beginnen sollte. Dies scheint zum jetzigen Zeitpunkt weniger sicher und wir konnten beobachten, wie sich der Euro wieder von seinen Zuwächsen zurückzog.
Aus Investorensicht floss 2017 der Großteil des europäischen Aktienengagements in nicht abgesicherte Strategien, die den Bewegungen des Euro ungeschützt ausgeliefert sind. Wir stellen die langfristige Begründung für dieses Euro-Risiko infrage und schlagen den Einsatz eines bewussten Währungsprogramms vor, um bei einer positiven Sicht auf den Euro ein Engagement zu ermöglichen. Kurzfristig werfen die Daten mehr Fragen rund um das langfristige Euro-Risiko auf.
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1 Wir bedanken uns bei Record Currency Management, einem globalen Vordenker im Bereich Währungen, für die analytische Unterstützung in dieser Blog-Serie.
2 Bloomberg, Daten vom 31. Dez. 2016 bis zum 31. Dez. 2017.
3 Bloomberg, Daten vom 31. Dez. 2016 bis zum 31. Dez. 2017.
4 Bloomberg, Daten gemessen vom 30. Nov. 2015 bis zum 4. Mai 2018.