US-Aktien sorgen im 2. Halbjahr 2018 für Herausforderungen: Ist eine Multifactor-Strategie die Antwort?
Nach der Marktkapitalisierung gewichtete Benchmark-Indizes – wie etwa der S&P 500 – verzeichnen in den USA derzeit eine beachtliche Performance. 2017 war ein hervorragendes Jahr für den S&P 500 – mit Stand zum 31. Dezember 2017 erzielte er eine Rendite von mehr als 20 %. Doch wenn wir auf die erste Jahreshälfte 2018 zurückblicken, kommt der Index dieser Performance nicht einmal nahe. Sicherlich ist es schon zu seltsameren Entwicklungen gekommen, doch verfügbare Daten könnten darauf schließen lassen, dass die zweite Hälfte des Jahres 2018 zu einer echten Herausforderung werden wird.
Das Rätsel um die Zinsen
Wenn wir einen Schritt zurückgehen, wissen wir, dass wir zum Jahreswechsel 2013/2014 wirklich der Ansicht waren, dass sich die Zinsen in nur eine Richtung bewegen würden, und zwar nach oben. Das war zumindest der Konsens. Heute wissen wir, dass sich die Zinsen wohlweislich in nur eine Richtung bewegten – allerdings nach UNTEN.
Zu Beginn des Jahres 2018 wurde der Zins von 3,05 % der US-Schuldverschreibung mit 10-jähriger Laufzeit heiß diskutiert. Dieser Stand wurde als kritischer technischer Widerstand angesehen, der, wenn er erst einmal durchbrochen wurde, theoretisch zu einer sehr viel höheren Rendite für die US-Schuldverschreibung mit 10-jähriger Laufzeit führen würde.
Diese Marke wurde tatsächlich überschritten und abgesehen von einem kurzen Innertagesanstieg auf 3,12 % Mitte Mai ist es der 10-jährigen US-Schatzanweisung nicht gelungen, einen Zins von über 3,05 %, oder sogar 3,00 %, aufrechtzuerhalten. Ob der Zins Ende 2018 2,80 %, 2,90 %, 3,00 % oder mehr als 3,05 % betragen wird, wird sich deutlich auf die Renditen zahlreicher Anlageklassen auswirken – US-Aktien und der US-Dollar gehören zweifellos dazu.
Abbildung 1: Leitzins der US-Notenbank gegenüber dem Zins der US-Schatzanweisung mit 10-jähriger Laufzeit
Quelle: Bloomberg. Daten vom 29. Dezember 2017 bis zum 29. Juni 2018.
Ein direktes Investment innerhalb eines Indexes ist nicht möglich. Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.
In jede Diskussion um US-Anlageklassen muss auch die US-Notenbank (Fed) miteinbezogen werden, die die Zinsen 2018 bisher zweimal erhöht hat. Für uns sehr interessant ist, dass die Handlungsweise der Fed die Rendite für die US-Schatzanweisung mit 2-jähriger Laufzeit nach oben getrieben hat, und zwar auf ein Niveau, das mit Stand zum 28. Juni 2018 nur 33 Basispunkte unter dem der Rendite für die US-Schatzanweisung mit 10-jähriger Laufzeit liegt. Sinkt dieses Niveau auf 0 oder sogar unter 0, wird es zu einem historischen Signal, das bereits seit den 1970er-Jahren Rezessionen um 12 bis 18 Monate im Voraus vorhersagt. Hebt die Fed den Leitzins weiter an, wird nun mehr als deutlich, wie das Renditeniveau der US-Schatzanweisung mit 10-jähriger Laufzeit an Bedeutung gewinnt.
Die Rally im Spätzyklus geht weiter
Unseres Erachtens ist eine lang andauernde Bullenmarkt-Rally im Spätzyklus eine der schwierigsten Situationen für Investoren. Sie ist deshalb so außergewöhnlich, weil die Performance in diesen Perioden historisch gesehen recht gut sein und länger anhalten kann als von vielen zunächst erwartet. Obwohl alle auf eine Korrektur warten, kann es furchtbar lange dauern, bis sie endlich eintritt. Schlüsseln wir den Markt jedoch nach Faktoren auf, können wir einige interessante Beobachtungen machen.
Abbildung 2: Momentum war DER Outperformance-Faktor
Quelle: Bloomberg. 2017 ist der Zeitraum vom 31. Dezember 2016 bis zum 31. Dezember 2017. 1H18 ist der Zeitraum vom 31. Dezember 2017 bis zum 30. Juni 2018. Momentum bezieht sich auf den MSCI USA Momentum Index. Qualität bezieht sich auf den MSCI USA Quality Index. Value bezieht sich auf den MSCI USA Value Index. Niedrige Volatilität bezieht sich auf den MSCI USA Minimum Volatility Index. Größe bezieht sich auf den MSCI USA Risk-Weight Index.
Ein direktes Investment innerhalb eines Indexes ist nicht möglich. Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.
- Wie aus Abbildung 2 ersichtlich, hat Momentum 2017 sehr starke Ergebnisse geliefert und ist auch in der ersten Jahreshälfte 2018 der führende Faktor. Viele fragen sich, ob sie bei neuen Allokationen auf Momentum – und damit auf eine Fortsetzung der Rally – setzen sollen oder ob sie über den Faktor nachdenken sollten, der in der nächsten Zyklusphase für Outperformance sorgen könnte.
- Die Diskussion um die Zinsen, die wir oben erwähnt haben, hat Konsequenzen, da höhere Zinsen künftig zu niedrigeren Marktbewertungen führen könnten. An einem bestimmten Punkt könnten die Bewertungen beginnen zu sinken, wenn die Zinsen weiter steigen. Ist das der Fall, könnte sich der Momentum-Faktor von seiner Position als Hauptleistungsträger verabschieden.
Die Märkte haben Investoren gedemütigt und werden es auch weiterhin tun
Durch immer neue Arten von Indizes und Exchange-Traded Funds (ETFs) bietet sich Investoren wahrscheinlich eine so große Auswahl wie nie zuvor. Das bedeutet einerseits, dass Faktorstrategien, über die einst nur in wissenschaftlichen Arbeiten geschrieben wurde, heute sehr viel leichter zugänglich sind, doch andererseits gibt es nichts, was die Vorhersage erleichtert, welcher Faktor sich in Zukunft durch eine Outperformance oder Underperformance auszeichnen wird. Auf den Märkten haben über die Jahre viele „Gewissheiten“ die Runde gemacht und ebenso oft wurden Investoren gedemütigt, wenn sich die tatsächliche Performance in die andere Richtung entwickelt hat.
Multifactor: Befreien Sie sich davon, beim Faktor die Qual der Wahl zu haben
Anstatt sich für Momentum zu entscheiden oder zu versuchen, den nächsten Faktor mit einer Outperformance zu bestimmen, sind Multifactor-Strategien darauf ausgelegt, das Risiko stets auf mehrere Faktoren zu verteilen. Die US-Multifactor-Strategie von WisdomTree hat 2018 bisher besser abgeschnitten als der S&P 500 Index (Stand: 28. Juni 2018) und könnte weniger stark durch eine drastische Unterperformance bedroht sein als der Faktor Momentum, falls sich das Blatt tatsächlich wenden sollte.
Abbildung 3: Multifactor-Strategie von WisdomTree glänzt 2018 durch Outperformance
Quelle: Bloomberg. Freitag, 30. Juni 2017 bis Samstag, 30. Juni 2018
Ein direktes Investment innerhalb eines Indexes ist nicht möglich. Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.
Fazit
Der US Multifactor Index von WisdomTree wird vierteljährlich neu gewichtet, um fortlaufend das Engagement in den Faktoren aufzufrischen, die nachweislich für eine langfristige Outperformance sorgen. Dadurch ist es im Grunde nicht mehr notwendig, zur richtigen Zeit den richtigen Faktor auszuwählen, da anerkannt wird, dass Momentum zwar gut funktioniert hat, jedoch nicht für immer eine Outperformance liefern wird.