Hebelung von Short-Strategien an volatilen Märkten
Dieser Blog ist ein Beitrag im Rahmen unserer Informationsblogs zu Anlagestrategien und Anlageklassen. Heute beschäftigen wir uns mit Short-Strategien als Anlageinstrumente unter den börsengehandelten Produkten.
Bei der Beurteilung neuer Investitionen sollten selbst die optimistischsten Anleger die Abwärtsrisiken im Auge behalten. Theoretisch müssten Wachstumswerte wie Aktien im Laufe der Zeit eine kontinuierliche Wertsteigerung erfahren, da die Unternehmen einen höheren Reifegrad erlangen und ihre Rentabilität verbessern. An den Märkten findet jedoch leider nicht immer eine Wertsteigerung statt. Wir stellen immer wieder fest, dass sich negative Einflussfaktoren genauso stark durchsetzen können wie positive Faktoren.
Betrachtet man beispielsweise die Rohölpreise, so zeigt sich, dass der Preis im Jahr 2013 zwar die meiste Zeit über 100 USD/Barrel lag und dieses Niveau auch 2014 anfänglich noch halten konnte. Anschließend jedoch stürzte er ab und hat sich in den vergangenen vier Jahren nicht mehr entsprechend erholt. Trotz des allmählichen Anstiegs im Laufe des vergangenen Jahres ist der Rohölpreis noch weit von 100 USD/Barrel entfernt. Dieser langanhaltende Trend (jedenfalls vor dem Anstieg) wäre ein idealer Zeitpunkt für die Umsetzung einer Short-Strategie gewesen.
Abbildung 1: Preis pro Barrel Brent-Rohöl
Quelle: Bloomberg. Preis pro Barrel Brent-Rohöl in US-Dollar für den Zeitraum vom 4. September 1998 bis 31. August 2018.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse und Anlagen können im Wert fallen.
Über kurz oder lang
Kauft man eine Anlage und hält sie in der Hoffnung, dass sich ihr Wert im Laufe der Zeit steigert, spricht man von einer „Long“-Strategie.
Geht man hingegen „Short“-Positionen ein, dann hofft man, dass sich der Wert der Anlage mindert. In Bezug auf Aktien funktioniert der Leerverkaufsmechanismus in der Regel folgendermaßen:
1) Man leiht Aktien mit einer Marge und verkauft sie
2) Zu einem bestimmten Zeitpunkt muss man die Aktien zurückkaufen und zurückgeben
- Sollte der Aktienkurs wie erhofft fallen, kauft man sie zu einem niedrigeren Preis als dem Verkaufspreis zurück und profitiert von der Differenz
- Natürlich kann es passieren, dass man sie zu einem höheren Preis als dem Verkaufspreis zurückkaufen muss, sollte der Aktienkurs steigen
Anleger, die mit diesem Mechanismus nicht vertraut sind oder keinen Zugang dazu haben, haben Short-Positionen vielleicht überhaupt noch nicht als Möglichkeit in Betracht gezogen – nicht wissend, dass diese mit einer Anlage in einem Short-ETP (Exchange Traded Product) relativ leicht umzusetzen sind.
Leerverkäufe leicht gemacht
Zu beachten ist, dass das obige Öl-Beispiel nur eine Möglichkeit dafür darstellt, wann Short-Positionen sinnvoll sind. Jeder Tag bietet zahlreiche weitere Beispiele. Daher sollte man bei scheinbar geringem Aufwärtspotenzial am Markt Short-Strategien zumindest in Erwägung ziehen. Short-ETPs ermöglichen die Umsetzung einer anspruchsvollen Short-Strategie ohne Wertpapierleihgeschäfte über ein Margin-Konto.
Eine der wichtigsten Eigenschaften von ETPs ist ihr reines Engagement in den Basisanlagen. Ist man beispielsweise der Ansicht, dass der Ölpreis unhaltbar hohe Niveaus aufweist, könnte sich eine Short-Strategie anbieten. Würde man eine Short-Position bei Aktien eines bestimmten Ölunternehmens eingehen, könnten damit bei einem Kursanstieg des Unternehmens Verluste verbunden sein, selbst wenn der Ölpreis nachgibt. Das Engagement bei einem Short-Öl-ETP bietet hingegen die Möglichkeit, vom Ölpreisverfall zu profitieren, ohne dabei die externen Aktienrisiken eingehen zu müssen.
Das A und O von Short-ETPs
Es gibt viele Arten von Short-ETPs, darunter Rohstoff-, Aktien- und Währungsoptionen. Diese stehen oftmals als 1- bis 5-fache Short-Positionen zur Verfügung. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass man bei 2-, 3- und selbst 5-fachen Short-Positionen den doppelten, dreifachen bzw. gar 5-fachen entgegengesetzten Ertrag der Anlage erhält. Gibt die Anlage um 1 USD nach, legt der ETP bei einer 2-fachen Short-Position um 2 USD zu, bei einer 3-fachen Short-Position entsprechend um 3 USD. Selbstverständlich ist auch das Gegenteil der Fall. Steigt der Kurs des Basiswerts, führt dies im Umkehrschluss auch zu größeren Verlusten. Bei einer 1-fachen Short-Position sinkt oder steigt der ETP um denselben Betrag wie der Basiswert.
Im Hinblick auf den Ertragszeitraum werden tägliche ETPs einer täglichen Neubewertung unterzogen. Dies bedeutet, dass Gewinne oder Verluste am Ende eines jeden Handelstages in den Preis eines ETP einfließen und ein neuer Bezugspunkt für die Berechnung etwaiger künftiger Erträge festgelegt wird. Ein wesentlicher Aspekt der täglichen Neubewertung ist der, dass die Erträge, die ein Anleger erwirtschaftet, mit zunehmender Haltedauer möglicherweise nicht den Erwartungen entsprechen – diese könnten über den gesamten Zeitraum dem 2-, 3- oder 5-fachen des entgegengesetzten Ertrags der Anlage entsprechen.
Dies ist insofern von Bedeutung, als die Aufzinsung an Trendmärkten, d.h. solchen, die gleichmäßig steigen oder fallen, in der Regel die ETP-Erträge steigert, was größere Gewinne und kleinere Verluste relativ zum Indexertrag multipliziert mit dem Hebelfaktor zur Folge hat. In volatilen oder sich seitwärts entwickelnden Märkten hat die Aufzinsung für gewöhnlich negative Auswirkungen und zieht niedrigere Gewinne und höhere Verluste relativ zum Indexertrag multipliziert mit dem Hebelfaktor nach sich. Daher ist es wichtig, im Rahmen dieser Strategien einen kurzfristig orientierten und aufmerksamen Ansatz zu verfolgen.
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