Schwein muss man haben
Die Afrikanische Schweinepest – das tödlichste Virus der Welt – grassiert im Lande des größten Schweinefleischproduzenten und -konsumenten der Welt und dezimiert Chinas Schweinebestand. Bei der Afrikanischen Schweinepest handelt es sich um ein äußerst widerstandsfähiges Virus, gegen das weder eine Impfung noch eine Therapie existiert. Zwar ist es für Menschen nicht bedrohlich, jedoch leicht übertragbar und nur mittels strenger Dekontaminationsmethoden auf den Schweinefarmen zur Vermeidung seiner Ausbreitung unter Kontrolle zu bringen. Die Afrikanische Schweinepest wurde in China erstmals im August 2018 entdeckt. Zwar reagierte die Regierung rasch, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Diese erfolgte jedoch deutlich schneller als die offiziellen Berichte darlegen, da die Erfassung von Erkrankungsfällen und die Biosicherheitsmaßnahmen vielerorts unzureichend sind. In China existieren ca. 26 Millionen Schweinefarmen, die jährlich fast 1 Milliarde Schweine heranziehen. Aufgrund der rasanten Ausbreitung der Krankheit werden wahrscheinlich Hunderte Millionen Schweine in China sterben, denn es dauert in der Regel mindestens fünf Jahre, das Virus zu stoppen. Das US Landwirtschaftsministerium (USDA) prognostizierte jüngst, dass der Schweinebestand in China 2019 um nur 13 Prozent schrumpfen und die Schweinefleischversorgung um nur 5 Prozent abnehmen dürfte. Dies ist eine ziemlich optimistische Einschätzung im Vergleich zur Vorhersage chinesischer Branchenanalysten, die für 2019 mit einem Rückgang der Schweinefleischproduktion um 15 bis 20 Prozent rechnen.
Abbildung 1: Historischer Preis im Vergleich zur spekulativen Positionierung von Schweinefleischterminkontrakten
Quelle: Bloomberg, WisdomTree. Stand: 25. April 2019, Schlusskurse. CFTC: US Commodity Futures Trading Commission. Bitte beachten: SD = Standardabweichung (standard deviation) dient zur Messung der Streuung oder Verteilung von Datenwerten. Preis ist auf der rechten Seite.
Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse und Anlagen können im Wert fallen.
Folglich sind die Preise für Schweinefleisch nach oben geschnellt und US-amerikanische Schweinefleischexporte nach China haben ein Rekordhoch erreicht. Laut der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) liegt die spekulative Positionierung von Magerschweinterminkontrakten derzeit eine Standardabweichung über dem 5-Jahresdurchschnitt und spiegelt somit den Optimismus in Bezug auf Magerschweinpreise wider. Der Verbraucherpreisindex (VPI) für Schweinefleisch ist im März im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent gestiegen, nachdem er zwei Jahre in Folge rückläufig war. Die Inflation der Schweinefleischpreise wird wahrscheinlich nicht in die breitere Inflation einfließen, denn die Inflation bei Nichtlebensmitteln bleibt weiterhin gering und andere Rohstoffpreise sind ziemlich verhalten.
Abbildung 2: Verbraucherpreisindex für Schweinefleisch – prozentuale Veränderung im Jahresvergleich
Quelle: Chinesisches Statistikbüro, Bloomberg, WisdomTree, Stand: 25. April 2019, Schlusskurse.
Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse, und Anlagen können im Wert fallen.
Die größere Sorge sollte unseres Erachtens dem Ausgleich des Defizits in der Schweinefleischversorgung gelten. Da das globale Gesamthandelsvolumen für Schweinefleisch gerade mal 20 Prozent von Chinas Inlandsverbrauch ausmacht, werden sich die Handelsmuster sehr wahrscheinlich deutlich verschieben. Die Verbrauchernachfrage nach Schweinefleisch verändert sich. Mit steigendem Einkommen entwickelt sich auch der Verbrauchergeschmack und Geflügel, Lamm und Rind erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Gleichwohl bleibt Schweinefleisch die Grundlage der lokalen Küche und macht 50 Prozent des Fleischkonsums der Haushalte aus . Dies geht schon aus den offiziellen Exportdaten der USA hervor, laut denen das Land bis zum 4. April 2019 eine Rekordmenge von 77.732 Tonnen Schweinefleisch nach China exportiert hat. Interessanterweise ließen sich die USA durch den von China erhobenen Zoll auf Schweinefleischeinfuhren in Höhe von 62 Prozent nicht von den Verkäufen abschrecken. Da sich einige europäische und asiatische Länder weiterhin mit Ausbrüchen der Afrikanischen Schweinepest auseinandersetzen müssen, sind die USA der größte Nutznießer der extremen Schweinefleischknappheit in China. Angesichts der steigenden Schweinefleischexportmengen aus den USA und der laufenden Handelsgespräche zwischen den beiden Ländern ist es sehr wahrscheinlich, dass der Zoll in den kommenden Monaten aufgehoben wird.
Source
1 Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) & Food and Agriculture Organisation (FAO)
2 Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) & Food and Agriculture Organisation (FAO)