ETP-Trends im Juni: Bei Gerüchten kaufen, bei Tatsachen verkaufen
Exchange Traded Products (ETPs) auf Aktien beendeten ihre Durststrecke im Juni, was unterstreicht, dass Anleger erneut Risikobereitschaft verspüren. Im Juni erinnerten die ETP-Trends vor dem positiven Abschluss des G20-Treffens Ende des Monats an die bekannte Marktweisheit „Bei Gerüchten kaufen, bei Tatsachen verkaufen“. Die Zuflüsse in Aktien-ETPs standen in starkem Kontrast zum Mai und übertrafen die Zuflüsse in Anleihe-ETPs dank der Rally an den globalen Aktienmärkten. Dies war hauptsächlich auf Hoffnungen bezüglich potenzieller Fortschritte bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China während des G20-Gipfels sowie die globale geldpolitische Lockerung zurückzuführen. Die globalen Zinsen gingen weiter zurück. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen beliefen sich auf 2,0 % (Quelle: Bloomberg; Stand: 25. Juni 2019), während die japanischen und europäischen zehnjährigen Renditen weiter ins Negative fielen.
Abbildung 1 – Globale Zuflüsse in Aktien-ETPs übertrafen im Juni Zuflüsse in Anleihe-ETPs
Quelle: Morningstar, WisdomTree; Stand: 30. Juni 2019. Bitte beachten Sie: Geldmarkt bezieht sich auf ETPs, die in äußerst liquide Instrumente wie Barmittel, barmittelähnliche Wertpapiere und schuldenbasierte Wertpapiere mit hoher Bonität und kurzfristiger Laufzeit von weniger als 13 Monaten investieren.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse und der Wert von Anlagen kann fallen.
Edelmetalle als wesentlicher Treiber für Zuflüsse in Rohstoff-ETPs
In Rohstoff-ETPs floss der beachtliche Betrag von 4,9 Mrd. US-Dollar, wozu vor allem Edelmetalle beitrugen. Die zunehmenden geopolitischen Risiken zwischen den USA und dem Iran rückten im Juni ins Zentrum der Aufmerksamkeit und sprachen für sichere Anlagen wie Gold. Darüber hinaus verhalfen die gemäßigte Haltung der US-Notenbank Fed und der schwächere US-Dollar (Rückgang von -1,66 %) den Goldpreisen im Juni zu einem Sechsjahreshoch. Zuflüsse in ETPs auf Industriemetalle schienen sich in Einklang mit den schwächeren Industriemetallpreisen zu entwickeln. Die meisten Rohstoff-ETPs entwickeln sich aus historischer Sicht parallel mit den zugrundeliegenden Rohstoffpreisen. Nur energiegebundene ETPs sind einzigartig, weil sie sich umgekehrt zu den Energiepreisen entwickeln. Der starke Anstieg der Energiepreise im vergangenen Monat konnte die Abflüsse aus energiegebundenen ETPs nicht verhindern, da sich der beschriebene historische Trend fortsetzte. Die Entscheidung der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), die Förderkürzungen bis zum ersten Quartal 2020 aufrechtzuerhalten, trug dazu bei, dass sich die Energiepreise im letzten Monat erhöhten.
Abbildung 2 – Edelmetalle dominieren Zuflüsse in Rohstoff-ETPs im Juni
Quelle: Morningstar, WisdomTree; Stand: 30. Juni 2019.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse und der Wert von Anlagen kann fallen.
Defensive Sektoren treiben Zuflüsse in Aktien-ETPs an
Aktien-ETPs lagen im Juni dank höherer Zuflüsse in US-Aktienmärkte an der Spitze. Bei den ETPs auf US-Aktien verbuchten Large-Cap-ETPs bei Weitem mehr Zuflüsse als Small Caps. Anleger schienen davon überzeugt zu sein, dass US-Large-Cap-Aktien im Vergleich zu Small Caps stärker vom Lockerungszyklus der Fed profitieren werden. ETPs auf Schwellenländeraktien verbuchten weiterhin Abflüsse angesichts der anhaltenden Sorge um den Welthandel. Interessant bei den Schwellenländern ist, dass China unter den Aktienmärkten der Region die zweithöchsten Zuflüsse verzeichnete. Wegen der jüngsten Verschlechterung der makroökonomischen Daten Chinas hoffen Anleger, dass die chinesische Regierung weitere geld- und fiskalpolitische Anreize setzen wird. Leider mussten in Europa domizilierte Aktien-ETPs im Juni die größten Abflüsse hinnehmen, weil sich der makroökonomische Ausblick für Europa infolge der fortdauernden Handelsspannungen verschlechterte. Der europäische Konsum zeigt sich zwar robust, aber die Fertigungsdaten werden kontinuierlich schwächer und machen Hoffnungen auf eine weitere Erholung in Europa zunichte.
Abbildung 3 – Großteil regionaler Zuflüsse in Aktien-ETPs entfällt auf US-Aktienmärkte
Quelle: Morningstar, WisdomTree; Stand: 30. Juni 2019.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse und der Wert von Anlagen kann fallen.
Die Zuflüsse in Aktien-ETPs für verschiedene Sektoren erhöhten die Vielfalt der Anlegerpositionen an den Aktienmärkten. Die höchsten Zuflüsse entfielen auf die Immobilien-, Energie- und Verbraucherdienstleistungssektoren, was den defensiven Fokus bei Aktien untermauerte. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld war die Nachfrage nach höheren Renditen von Immobilien-ETPs für Anleger attraktiv. Darüber hinaus könnte der Immobiliensektor von den erwarteten niedrigen Zinsen in den USA profitieren. An den Energiesektor gebundene Aktien-ETPs entwickelten sich parallel zu den höheren Ölpreisen und konnten die zweithöchsten Zuflüsse unter den Sektoren für sich beanspruchen. Auch der Kommunikationssektor verbuchte weiter Zuflüsse, während der Technologiesektor die größten Abflüsse unter den Aktien-ETPs hinnehmen musste.
Abbildung 4 – Immobilien weiterhin bevorzugter Sektor bei Aktien-ETPs
Quelle: Morningstar, WisdomTree; Stand: 30. Juni 2019.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse und der Wert von Anlagen kann fallen.
Aus stilistischer Sicht beflügelten angesichts des volatilen Umfelds weiter risikoorientierte (d. h. risikoreduzierende) Strategien die Zuflüsse in globale Aktien-ETPs. Anleger nahmen ihre Allokation in Aktien scheinbar mit Sorgfalt vor, was die höheren Zuflüsse in ETPs auf dividendenausschüttende und hochwertige Aktien zeigten. Wachstumsorientierte Aktien-ETPs verbuchten nach wie vor mehr Zuflüsse als wertorientierte Aktien ETPs, aber die Lücke verkleinerte sich.
Abbildung 5 – Momentum-Stil-Aktien-ETPs gerieten im Juni ins Hintertreffen
Quelle: Morningstar, WisdomTree; Stand: 30. Juni 2019.
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Zunehmend aggressive Zuflüsse in Anleihe-ETPs
In der ersten Jahreshälfte 2019 fielen die Zuflüsse der Anleihe-ETPs höher aus als im gesamten letzten Jahr. Dies ist ein Beweis für den allgemeinen Trend, dass Anleger angesichts der sich verlangsamenden Wachstumsdynamik auf defensive Anlagen setzen. Interessant ist jedoch, dass aggressivere Anleiheengagements wie Hochzinsanleihen oder Schwellenländeranleihen scheinbar starke Zuflüsse verzeichneten. Zinsempfindlichere Sektoren des Anleihemarkts wie Investment-Grade-Anleihen, hypothekenbesicherte Anleihen und Staatsanleihen waren weltweit beliebt.
Unserer Ansicht nach könnten die Zuflüsse in Anleihe-ETPs die Pole Position vor Aktien-ETPs zurückgewinnen. Bei Rohstoffen werden an Edelmetalle gebundene ETPs voraussichtlich ebenfalls Vorrang erhalten, da sich Anleger nach sicheren Anlagen umsehen. Auf Zinskürzungen zurückgehende Rallys am Aktienmarkt waren in der Vergangenheit von kurzer Dauer. Vor dem Beginn der Berichtssaison im zweiten Quartal werden die Erwartung eines Rückgangs der US-Gewinne infolge der nachlassenden Wirkung der Steuersenkungen von 2018 und die Unsicherheit bezüglich des Handels weiteres Aufwärtspotenzial an den Aktienmärkten wahrscheinlich beschränken. Während in den USA domizilierte Aktien-ETPs aus regionaler Sicht die größten Zuflüsse verzeichneten, gehen wir davon aus, dass die Zuflüsse in ETPs auf US-Aktien wegen niedrigerer US-Gewinnprognosen je Aktie im zweiten Quartal an Dynamik verlieren könnten. In Europa domizilierte Aktien-ETPs werden hingegen aller Voraussicht nach ihre Durststrecke dank im Vergleich höherer Gewinnprognosen für das zweite Quartal, gemäßigter Geldpolitik und höherer Dividendenrenditen beenden. Bei den Aktien-ETPs erwarten wir, dass hochwertige und dividendenstarke Aktien die Zuflüsse vorantreiben werden, während Anleger versuchen, sich in einem volatilen 2019 zurechtzufinden.
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