Goldmarkt als Maß aller Dinge
Die Goldpreise verzeichnen derzeit ein Sechsjahreshoch (Stand: 7. August 2019), während sich die Handelskonflikte zwischen den USA und China zuspitzen. Die Maßnahmen von Trump, China und der US-Notenbank Fed führen zu einer negativen Rückkopplung, die die Goldpreise voraussichtlich während des gesamten Jahres 2019 auf erhöhtem Niveau halten wird.
Abbildung 1: Goldpreise liegen 12,3 % über ihrem 200-tägigen gleitenden Durchschnitt
Quelle: Bloomberg, WisdomTree. Bitte beachten Sie, dass die Abbildung auf täglichen Daten in US-Dollar/Feinunze vom 5. August 2018 bis zum 5. August 2019 basiert.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse, und Anlagen können im Wert fallen.
USA, China und Fed stecken in negativer Rückkopplungsschleife fest
Trumps Ankündigung, dass die Zölle auf die restlichen chinesischen Güter im Wert von 300 Mrd. US-Dollar ab dem 1. September 2019 auf 10 % angehoben werden, erschütterte die Finanzmärkte und ebnete den Weg für einen signifikanten Abverkauf. Die Ankündigung erfolgte einen Tag nach der Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) vom 30./31. Juli 2019. Wie erwartet, senkte die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte (Bp.) und beendete ihr Programm zur quantitativen Straffung. Für eine Überraschung sorgte allerdings die Pressekonferenz nach der Sitzung, da Fed-Chef Jay Powell einen restriktiven Ton anschlug und die Zinssenkung nur als eine „Anpassung der Politik in der Zyklusmitte“ und „nicht den Beginn einer langen Reihe von Zinssenkungen“ bezeichnete. Dies macht weitere Zinssenkungen weniger wahrscheinlich. Powell gab zudem an, dass die Unsicherheit hinsichtlich des Handels einer der drei Faktoren war, die zur Zinssenkung führten. Trumps Bekanntgabe der Zollerhöhungen für chinesische Güter ist höchstwahrscheinlich eine Taktik von ihm, um die Fed zu weiteren Zinssenkungen zu verleiten. Damit sollen die Auswirkungen auf das US-Wirtschaftswachstum abgeschwächt werden, während er im Konflikt mit China noch einmal nachlegt. China ist jedoch fest entschlossen, die weltweit führende Wirtschaftsmacht zu werden, und wird sich von Trump nicht davon abhalten lassen. Als Reaktion auf Trumps Zollerhöhung hat die chinesische Regierung staatliche Unternehmen angewiesen, Importe US-amerikanischer Landwirtschaftsprodukte zu stoppen, und den chinesischen Yuan abgewertet. Aus strategischer Sicht ist sich China dessen bewusst, dass Trumps oberstes Ziel darin besteht, die US-Präsidentschaftswahlen 2020 zu gewinnen. Es ist wahrscheinlich, dass das Reich der Mitte eine härtere handelspolitische Position vertreten wird, um Trumps Chancen auf einen Wahlsieg zu senken. Derzeit entwickelt sich das US-Wirtschaftswachstum allerdings beständig. Der letzte Arbeitsmarktbericht bestätigte die nach wie vor robuste Verfassung der US-Konsumenten. Das Wachstum der neu geschaffenen Arbeitsplätze verlangsamt sich allerdings, das Lohnwachstum bleibt verhalten und der Kerndeflator der privaten Konsumausgaben liegt bei 1,6 % im Jahresvergleich, was die jüngste US-Zinssenkung rechtfertigte. Unseres Erachtens wird die Fed nur zu einer erneuten Maßnahme gezwungen sein, falls sich die Verschlechterung des globalen Handels auf die US-Konjunktur niederschlägt. Angesichts der harten handelspolitischen Position der US-Administration und der chinesischen Regierung erscheint dies allerdings wahrscheinlich.
Gold profitiert weiterhin
Da die steigende wirtschaftliche Unsicherheit in Verbindung mit dem globalen Handel für Anleger ein wichtiger Faktor ist, rückt der Status von Gold als sicherer Hafen wieder in den Mittelpunkt. Dies zeigt sich an den Daten zur spekulativen Nettopositionierung in Gold-Terminkontrakten. Laut Angaben der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) liegt diese derzeit bei 292.847 Kontrakten und damit mehr als eine Standardabweichung über dem Fünfjahresdurchschnitt.
Abbildung 2: Spekulative Nettopositionierung mehr als eine Standardabweichung über Fünfjahresdurchschnitt
Quelle: Commodity Futures Trading Commission (CFTC), WisdomTree, Stand: 30. Juli 2019.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse, und Anlagen können im Wert fallen.
Darüber hinaus beliefen sich die Nettokäufe der Zentralbanken im ersten Halbjahr 2019 auf 374,1 Tonnen. Sie waren damit 57 % höher als im Vorjahr und verzeichneten laut dem Weltgoldrat (World Gold Council, WGC) ihren höchsten Stand, seitdem die Zentralbanken 2010 Nettokäufer wurden. Die Rekordkäufe der globalen Zentralbanken zeigen, dass sie ihre Reserven vom US-Dollar weg diversifizieren müssen. Goldkäufe von Zentralbanken sind für gewöhnlich langfristiger angelegt und dürfen nicht unterschätzt werden. Gold steht darüber hinaus in einem umgekehrten Verhältnis zum US-Dollar und wir erwarten, dass sich die US-Dollar-Schwäche fortsetzen wird, da Trump zusätzlichen Druck auf die Fed ausübt, der US-Dollar weniger Renditevorteile gegenüber nicht auf US-Dollar lautenden Alternativen bietet und der Anstieg der nationalen Verschuldung das US-Wirtschaftswachstum übertreffen wird.
Renditelose Anlagen wie Gold erscheinen attraktiver als andere sichere Anlagen wie Anleihen, die niedrige bis negative Renditen abwerfen. Derzeit weisen globale Staatsanleihen im Wert von fast 12 Bio. US-Dollar laut Bloomberg negative Renditen auf. Anleger befinden sich eindeutig auf der Suche nach besseren Chancen und dies wird sich wahrscheinlich langfristig weiterhin günstig auf Gold auswirken. Gold hat seit 2012 enttäuscht, da die weltweite geldpolitische Lockerung risikoreichere Finanzanlagen unterstützte. Wir sind jedoch der Ansicht, dass der Wirkung der geldpolitischen Lockerung der globalen Zentralbanken Grenzen gesetzt sind. Da sich die Marktteilnehmer bald damit arrangieren müssen, wird der Goldpreis voraussichtlich weiter steigen.
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