Rohstoffe: Die „makellose Anlage“ in einer „makellosen Disinflation“?
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Rohstoffe: Die „makellose Anlage“ in einer „makellosen Disinflation“?
Einer aktuellen Umfrage zufolge haben 21 % der Anleger nicht die Absicht, in Rohstoffe zu investieren1. Wir argumentieren, dass Rohstoffe eine starke strategische Anlage sind, die erhebliche Diversifikationsvorteile, Inflationsabsicherung und eine langfristige Risikoprämie bietet2. Dennoch erkennen wir an, dass viele Anleger Rohstoffe als kurzfristiges taktisches Instrument betrachten3. Vor dem Hintergrund einer Weltwirtschaft, die sich 2024 wahrscheinlich weiter abkühlen wird, und der Wahrnehmung, dass Rohstoffe eine taktische Anlage darstellen, überrascht es nicht, dass sich rund ein Fünftel der Anleger von der Anlageklasse fernhält. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die realen Rohstoffpreise bei weichen Landungen im Allgemeinen steigen. Viele Anleger könnten sich eine Chance entgehen lassen, wenn sie untätig abwarten.
Was ist eine weiche Landung?
Der Marktkonsens geht offenbar von einer weichen Landung der Wirtschaft bzw. einer makellosen Disinflation im Jahr 2024 aus.
Für beide Begriffe gibt es jedoch keine offiziellen Definitionen. Das NBER (National Bureau of Economic Research), das Rezessionen dokumentiert, hat keine Definition für eine weiche Landung. Viele Wirtschaftswissenschaftler betrachten eine Rezession mit einem geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit als „weich“. Das Konzept der makellosen Disinflation ist insofern ähnlich, als die Inflation durch eine wirtschaftliche Abschwächung gedämpft wird, ohne dass es zu einem drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt. Eine solche weiche Landung bzw. makellose Disinflation ist aus Sicht der Zentralbanker ideal, da sie mit einer ausreichenden wirtschaftlichen Abkühlung einhergeht, um den Preisdruck zu bremsen, ohne der Wirtschaft große Schmerzen zuzufügen.
Alan Greenspan, von 1987 bis 2005 Vorsitzender der Federal Reserve (Fed), wird oft zugeschrieben, Mitte der 1990er Jahre eine exemplarische weiche Landung herbeigeführt zu haben. Anfang 1994 befand sich die US-Wirtschaft im dritten Jahr der Erholung nach der Rezession von 1990/91. Bis Februar 1994 war die Arbeitslosenquote von 7,8 % rasch auf 6,6 % gesunken. Die VPI-Inflation (Verbraucherpreisindex) betrug 2,8 %, der Leitzins lag bei 3 %. Angesichts des Wirtschaftswachstums und der raschen Abnahme der Arbeitslosigkeit war die Fed über einen möglichen Anstieg der Inflation besorgt und beschloss, die Zinsen vorsorglich zu erhöhen. 1994 hob die Fed die Zinsen siebenmal an und verdoppelte den Leitzins von 3 % auf 6 %. Dann senkte sie die Zinsen im Jahr 1995 dreimal, als sie feststellte, dass sich die Wirtschaft stärker abschwächte als nötig, um einen Anstieg der Inflation zu verhindern.
Rohstoffe in einer weichen Landung
Bei der Analyse von weichen Landungen stützen wir uns auf die Arbeit des Princeton-Ökonomen Alan Blinder4, eines ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden der Fed. Er betrachtet eine weiche Landung als einen Zeitraum, in dem das BIP (Bruttoinlandsprodukt) um weniger als 1 % zurückgeht und das NBER nach mindestens einem Jahr eines Zinserhöhungszyklus der Fed keine Rezession erklärt. Wir analysieren die Entwicklung der Rohstoffpreise ein Jahr vor und nach der letzten Zinsanhebung der Fed in jedem dieser Zeitabschnitte.
In der nachstehenden Abbildung stellen wir die realen Rohstoffpreise (deflationiert mit dem US-Verbraucherpreisindex) dar, indexiert auf 1 bei der letzten Zinserhöhung in der Phase der weichen Landung. Natürlich verläuft nicht jede weiche Landung gleich, aber im Durchschnitt sind die Rohstoffpreise in den fünf Monaten vor der letzten Zinserhöhung schwach und steigen danach wieder an.
In den Jahren 2000 und 1995 erhöhten sich die Rohstoffpreise vor und nach der letzten Zinserhöhung. Und im Jahr 1984 fielen die Rohstoffpreise vor und nach der letzten Zinserhöhung. Die beiden Beispiele aus den 1960er Jahren – 1966 und 1969 – entsprechen dem durchschnittlichen Profil eines Rückgangs einige Monate vor der letzten Zinserhöhung und eines Anstiegs danach.
Die wichtigste Erkenntnis ist, dass bei vier der fünf weichen Landungen die Rohstoffpreise in den fünf Monaten nach der letzten Zinserhöhung gestiegen sind.
Quelle: Bloomberg, WisdomTree. November 1965 – Juli 2001. Monatliche Daten. Rohstoffpreis (Bloomberg Commodity Total Return Index), deflationiert mit dem US-Verbraucherpreisindex, indexiert auf 1 im Monat der letzten Zinserhöhung des Zyklus. Die Legende zeigt das Jahr der letzten Zinserhöhung im Zyklus an. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Befinden wir uns aktuell in einer weichen Landung?
Wie wir in Was wird höher für längere Zeit wirklich bedeuten? darlegen, bereiten sich die wichtigsten Zentralbanken weltweit auf die nächste Phase der Geldpolitik vor. Die Fed – wohl der Vorreiter der Gruppe – hat die Zinsen seit August 2023 unverändert belassen. Der Inflationsdruck in den USA lässt offenbar deutlich nach, während die US-Arbeitslosigkeit mit 3,7 % im November 2023 sehr niedrig war. Obwohl sich die Arbeitslosigkeit von 3,4 % im Januar 2023 auf 3,9 % im Oktober 2023 in einem langsamen Aufwärtstrend befand, ging sie im November überraschenderweise zurück. Zwar könnte der Rückgang auf idiosynkratische Faktoren wie die Beendigung von Streiks und zusätzliche Einstellungen durch die Regierung und das Gesundheitswesen zurückzuführen sein, doch die Verbraucherumfrage der University of Michigan kletterte ebenfalls auf ein Vier-Monats-Hoch und deutet auf eine positive Stimmung hin, die mit dem Beginn einer harten Landung nicht vereinbar ist. Darüber hinaus zeigte die Umfrage trotz eines robusten Arbeitsmarktes eine Abkühlung der Inflationserwartungen. Eine weiche Landung ist zwar schwer zu erreichen, die derzeitigen Bedingungen sprechen jedoch dafür.
Anlagen in Broad-Commodities-Strategien
WisdomTree besitzt ein umfassendes Angebot an börsengehandelten OGAW-Rohstofffonds (ETFs), die zur Diversifikation eines traditionellen Portfolios beitragen und unterschiedliche Anlegerbedürfnisse und -ziele abdecken können. Unserer Überzeugung nach wird die Diversifikation unserer breiten Anlagekörbe in einem Szenario mit weicher Landung von Vorteil sein, da defensive Rohstoffe wie Gold mit zyklischen Rohstoffen wie Öl kombiniert werden.
WisdomTree Broad Commodities UCITS ETF
Der WisdomTree Broad Commodities UCITS ETF bildet den Bloomberg Commodity Index (BCOM) eng ab, verwendet aber im Gegensatz zu anderen BCOM-Trackern eine innovative Replikationsmethode, die für den Edelmetallanteil des Index ein direktes anstelle eines synthetischen Engagements in den Spotpreisen vorsieht. Durch das direkte Engagement in physischen Edelmetallen kann der ETF die Rollkosten für den Edelmetallanteil des BCOM-Index senken und damit die Performance im Vergleich zu einer vollständigen Swap-basierten Replikation potenziell verbessern. Gleichzeitig wird ein niedriger Tracking-Error gegenüber der Benchmark erzielt.
USD Thesaurierend: WisdomTree Broad Commodities UCITS ETF - USD Acc (IE00BKY4W127)
WisdomTree Enhanced Commodity UCITS ETF
Der WisdomTree Enhanced Commodity UCITS ETF ist eine Alternative zum Bloomberg Commodity Index (BCOM) für Kernrohstoffe. Er investiert in dieselben Rohstoffe und nimmt eine jährliche Neugewichtung zu denselben Gewichten wie der BCOM vor, versucht aber, das Risiko-Rendite-Profil systematisch zu verbessern, indem er die Form der einzelnen Rohstoff-Futures-Kurven zur Optimierung der Renditen nutzt. Der Algorithmus dieser Methode findet den Punkt auf der Terminkurve, an dem die Rollrendite (die Rendite beim Übergang von einem kürzerfristigen zu einem längerfristigen Vertrag) maximal ist. Das kann eine bedeutende Renditequelle sein. Die Strategie weist tendenziell auch eine viel geringere Volatilität auf als der Referenzindex BCOM. Eine weiche Landung (im Gegensatz zu einem anhaltenden Aufschwung) kann bei einer Rohstoffstrategie mit Frontmonatskontrakten eine größere Volatilität mit sich bringen, wenn eine nachlassende Nachfrage mehr Rohstoff-Futures-Kurven in eine Contango-Situation treiben kann. Unseres Erachtens könnte die erweiterte Strategie einen Teil dieser Volatilität abfedern.
- USD Thesaurierend: WisdomTree Enhanced Commodity UCITS ETF - USD Acc (IE00BYMLZY74)
- USD Ausschüttend: WisdomTree Enhanced Commodity UCITS ETF - USD (IE00BZ1GHD37)
- EUR Abgesichert, thesaurierend: WisdomTree Enhanced Commodity UCITS ETF – EUR Hedged Acc (IE00BG88WG77)
- GBP Abgesichert, thesaurierend: WisdomTree Enhanced Commodity UCITS ETF – GBP Hedged Acc (IE00BG88WH84)
- CHF Abgesichert, thesaurierend: WisdomTree Enhanced Commodity UCITS ETF – CHF Hedged Acc (IE00BG88WL21)
WisdomTree Enhanced Commodity ex-Agriculture UCITS ETF
Der WisdomTree Enhanced Commodity ex-Agriculture UCITS ETF bietet ein Broad-Commodities-Engagement ohne Land- und Viehwirtschaft und zielt gleichzeitig darauf ab, das Risiko-Rendite-Profil systematisch zu verbessern. Dazu wählt er optimale Laufzeiten entlang der Terminkurven aus, um den Carry zu verbessern, und erweitert das Rohstoffspektrum um Platin und Palladium. Die Strategie richtet sich an Anleger, die sich nicht an den Agrarmärkten engagieren wollen.
- USD Thesaurierend: WisdomTree Enhanced Commodity ex-Agriculture UCITS ETF (IE00BDVPNS35)
- EUR Abgesichert, thesaurierend: WisdomTree Enhanced Commodity ex-Agriculture UCITS ETF – EUR Hedged Acc (IE00BDVPNV63)
Quellen
1 WisdomTree, Censuswide. Pan-Europe Professional Investor Survey Research, Umfrage unter 803 professionellen Anlegern in Europa, durchgeführt im August 2023
2 Siehe Argumente für Anlagen in Broad Commodities, November 2021
3 Doch wie wir in Mit Mythen aufräumen: Sechs verbreitete Fehlvorstellungen über Rohstoffe darlegen, sind Rohstoffe nicht nur taktische Instrumente.
4 Landings, Soft and Hard: The Federal Reserve, 1965–2022, von Alan S. Binder, Journal of Economic Perspectives – Band 37, Nr. 1 – Winter 2023 – Seiten 101–120.
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