Fed-Watch: Ein frühlingshafter Sprung nach oben
![](https://www.wisdomtree.eu/-/media/eu-media-files/blog/refresh-images/abstract-and-landscape/market-boards-and-graphs/market-board-1151x564.jpg?h=564&iar=0&w=1151&sc_lang=it-ch&hash=7BEAB353B3E1F838C3EFF854C63DB881)
Die US-Notenbank (Fed) hat beschlossen, ihre geldpolitischen Entscheidungen im Frühling voranzutreiben. Die Erhöhung der Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte (Bp), für die sich die stimmberechtigten Mitglieder der Fed während ihrer März-Sitzung aussprachen, war erst vor kurzem weitläufig in den Medien kommuniziert worden. Bis dahin waren die Märkte davon ausgegangen, dass die erste Zinserhöhung 2017 im Juni stattfinden würde, und nicht bereits drei Monate früher. Daher stellen sich natürlich folgende Fragen: Warum erhöhte die Fed ihren Leitzins bereits im März und welche geldpolitischen Entscheidungsspielräume bleiben ihr in Zukunft?
In ihrem Halbjahresbericht an den Kongress Mitte Februar schien Janet Yellen noch keine Dringlichkeit oder Guidance für eine bevorstehende Zinserhöhung auf der März-Sitzung der Fed zu bekunden. Erst während der letzten zwei Wochen zeichnete sich unter den Entscheidungsträgern ein Stimmungswechsel ab. Was aus wirtschaftlicher Perspektive betrachtet offensichtlich den Ausschlag für eine weitere Leitzinserhöhung gab, waren neue Konjunkturdaten, die darauf schließen ließen, dass die Fed ihr duales Mandat fast erreicht hat: Vollbeschäftigung und die Aufrechterhaltung des Preisniveaus. Sehr wahrscheinlich waren die Inflationsdaten das Zünglein an der Waage. So war der PCE-Preisindex, ein von der Fed bevorzugter Barometer für persönliche Konsumausgaben, neusten Daten zufolge auf 1.9% gestiegen und hat damit fast die von der Fed angestrebte Marke von 2% erreicht. Darüber hinaus haben sich die Finanzbedingungen, ein weiterer Aspekt, dem die US-Notenbank viel Beachtung schenkt, und die Konjunktur weltweit in eine Richtung bewegt, die den Geldhütern mehr zusagte.
Um die Märkte also auf eine Anhebung des Leitzins im März vorzubereiten, musste die Fed entsprechende Fingerzeige geben, vor allem seitens der so genannten „Big 3“: Dabei handelt es sich um Janet Yellen, Vize-Chef Stanley Fischer und den Präsidenten der regionalen Notenbank von New York, William C. Dudley. Letztgenannter brachte den Ball am 28. Februar ins Rollen, indem er in einem außerplanmäßigen Interview mitteilte, dass die Argumente für eine Anhebung mittlerweile „zwingender“ seien und der nächste Zinsschritt „schon ziemlich“ bald erfolgen könnte. Einige Tage später blies Fischer in dasselbe Horn und Janet Yellen kündigte während ihrer Rede am 3. März in Chicago schließlich eine Zinserhöhung noch im selben Monat an.
Die recht verhaltenen Reaktionen der Finanzmärkte auf diese Meldungen bestärkten die Fed in diesem Vorhaben und in ihrem Bemühen, den Zielkorridor für den Leitzins so hoch wie eben möglich anzusiedeln. In unseren Augen wünscht sich die Fed in Bezug auf die Leitzins-Bandbreite ein größtmögliches Polster. Denn das lässt ihr in Zukunft den erforderlichen Spielraum, traditionelle QE-Maßnahmen zu ergreifen und möglicherweise die Zinsen zu senken, sollten die wirtschaftlichen Verhältnisse dies erforderlich machen.
Darüber hinaus scheint die US-Notenbank eine andere Denkweise als vor einem Jahr zu verfolgen. Soll heißen: Sie hat die Latte bei den Konjunkturdaten dahingehend gesenkt, dass bevorstehende Wirtschaftsberichte eine Zinsanhebung nicht mehr unbedingt rechtfertigen müssen, die entsprechenden Daten aber auch nicht zu schwach ausfallen dürfen, dass sie einen derartigen Schritt nicht zuließen. Darüber hinaus scheinen die Währungshüter das Wahlgeschehen in der Eurozone anders zu beurteilen. Denn im Gegensatz zum letzten Jahr, als das Brexit-Votum ihren Entscheidungsfindungsprozess beeinflusste, hielten die Wahlen in den Niederlanden und Frankreich die Fed scheinbar nicht von der Zinserhöhung im März ab. Folgendes ist zudem bemerkenswert: Während die Inflations- und Beschäftigungsdaten für eine Anhebung sprachen, trifft dies für einen anderen Konjunkturindikator – nämlich den BIP – nicht unbedingt zu. Denn so wurde für das vierte Quartal ein unterdurchschnittliches Wachstum von +1.9% ausgewiesen, während die Prognosen für das reale BIP im ersten Quartal einen möglichen Zuwachs von voraussichtlich +1% oder weniger vorhersagen.
Fazit
Nachdem die Anhebung der Leitzinsen drei Monate früher als erwartet erfolge, jedenfalls aus Sicht des Marktes, muss man sich fragen: Wird die Fed in Zukunft aggressiver vorgehen? Werden aus den bisher vorausgesagten drei Zinserhöhungen im laufenden Jahr letztendlich doch vier?
Könnte darüber hinaus auch der Fahrplan für die Kürzung der Fed-Bilanz vorverlegt werden? All diese Fragen sind sicherlich berechtigt. Aber zunächst gilt es, mit den vielen Ungewissheiten (z.B. die US-Fiskalpolitik und die Wahlen in Europa) fertig zu werden und die anstehenden Wirtschaftsdaten abzuwarten. Eins scheint jedoch klar zu sein: Die US-Notenbank möchte ihre geldpolitischen Zügel weiter lockern. Vor diesem Hintergrund sollten Anleger Lösungen für den Fall eines steigenden Zinsumfeldes in Erwägung ziehen.