50 Shades of Value
![](https://www.wisdomtree.eu/-/media/eu-media-files/blog/refresh-images/abstract-and-landscape/market-boards-and-graphs/market-board-1151x564.jpg?h=564&iar=0&w=1151&sc_lang=de-ch&hash=5C0E0019973B973E98D77017E13F0500)
Das Konzept hinter der Value-Investmentstrategie ist einfach: Günstige Unternehmen schneiden langfristig tendenziell besser ab als teure Unternehmen. Den Investoren zufolge funktioniert dieser Investmentstil aufgrund von zwei Argumenten: irrationalen Verhaltensmustern und Risikoprämien. Die meisten Investoren konzentrieren sich auf Aktien, bei denen zukünftiges Wachstum im Vordergrund steht, wodurch bereits unterbewertete Aktien günstiger werden, als sie sein sollten. Aufgrund ihrer attraktiven Bewertungen sollten Value-Aktien Investoren auch für ein höheres Risiko entschädigen. Trotz dieser Argumente hinkte der Faktor Value dem Markt in den letzten zehn Jahren hinterher. Doch anhand der aktuellen Marktaktivität beginnt sich ein mögliches Comeback dieses Investmentstils abzuzeichnen.
Bei unserem Research berücksichtigen wir, dass sich „Value“ in Bezug auf die Fundamentaldaten auf vielerlei Weise definieren lässt. Niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV), hohe Buchwert-Marktwert-Verhältnisse und hohe Dividendenrenditen sind einige Beispiele für Rechengrößen, anhand derer eine Orientierung in Richtung niedriger Aktienkurse im Vergleich zu dieser Rechengröße möglich ist. Unseres Erachten stellt bei US-Aktien eine dividendenfokussierte Familie einen höheren Value-Anteil dar, weil dadurch (wachstumsstärkere) Aktien, die keine Dividenden ausschütten, aus dem Investmentuniversum herausfallen.
Dividendenzahler hinken hinter – doch ist eine Trendwende in Sicht?
Dividendenzahler stehen seit Ende 2016 unter Druck. Zwischen dem 30. Dezember 2016 und Ende Dezember 2018 schnitt der MSCI USA Information Technology Index, der im Allgemeinen aus Nicht-Dividendenzahlern besteht, um jährlich mehr als 10 % besser ab als der MSCI USA Utilities Index1. Der Spread bei den Renditen der letzten 12 Monate zwischen Nicht-Dividendenzahler und dem dividendenstärksten Quintil im S&P 500 erreichte Ende September ein 10-Jahreshoch. Wie in dem Chart unten ersichtlich, vollzog sich die Rückkehr zum Mittel ebenso rasch wie bei den letzten beiden Malen, als der Unterschied bei den Renditen 2003 und 2009 so hoch ausgefallen war.
Abbildung 1: S&P 500: Höchste Dividendenzahler vs. Nicht-Dividendenzahler (Vergleich der rollierenden Renditen der letzten 12 Monate, vierteljährlich gemessen)
Quelle: Factset, für den Zeitraum vom 31. Dezember 2002 bis zum 31. Dezember 2018. Ein direktes Investment in einen Index ist nicht möglich.
Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken
In der zweiten Jahreshälfte 2018, und noch deutlicher während der jüngsten Verkaufswelle, war jedoch zu beobachten, dass defensive Sektoren, die gewöhnlich mit dem Faktor Value in Verbindung gebracht werden, begannen, die Wachstumssektoren auf dem Markt zu übertreffen. In dem Chart unten zeigen wir das Protokoll der umbasierten Indexstände für den MSCI USA Utilities Index und den MSCI USA Information Technology Index. Dieses Protokollchart ermöglicht uns einen visuellen Vergleich der Performance der beiden Indizes über einen gegebenen Zeitraum hinweg, indem wir die Steigung der Kurven vergleichen. Wenn wir dieses Chart dem Chart von oben gegenüberstellen, sehen wir, dass die Zeiträume, in denen die Nicht-Dividendenzahler besser abschneiden als das dividendenstärkste Quintil, sich mit den Zeiträumen überschneiden, in denen der MSCI USA Information Technology Index den MSCI USA Utilities Index übertraf, was an einer steileren Kurve erkennbar ist. Im Oktober 2018 hängte der MSCI USA Utilities Index den MSCI USA Information Technology Index um fast 15 % ab2. Es wird ersichtlich, dass diese Outperformance vor einigen Monaten begann, da die blaue Kurve steiler wird, die graue sich hingegen umkehrt.
Abbildung 2: MSCI USA Utilities Index vs. MSCI Information Technology Index
Quellen: WisdomTree Factset, für den Zeitraum vom 31. Dezember 2001 bis zum 31. Dezember 2018. Ein direktes Investment in einen Index ist nicht möglich.
Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.
Fazit: Momentum oder Value?
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass das Konzept der „Rückkehr zum Mittelwert“ immer noch gilt – wenngleich klar erkennbar ist, dass eine Outperformance des „Value“-Stils lange überfällig ist. Wir nähern uns der Vollendung des zehnten Jahres wirtschaftlicher Expansion seit der letzten Rezession in den USA und es besteht kein Zweifel daran, dass sich der US-Markt in einer „Spätphase des Wirtschaftszyklus“ befindet. Momentum – von der Fortsetzung eines vorhandenen Markttrends zu profitieren – als Investmentstil für Aktien könnte sich noch weiter auszahlen, realistisch gesehen müssen wir uns jedoch fragen, ob der nächste, mit einem Zuwachs verbundene Dollar, der in US-Aktien investiert wird, nach Ansicht der Investoren mit „Momentum“ oder mit „Value“ eine Chance auf eine bessere Performance hat. Unseres Erachtens könnte es sein, dass sich diese Chance, gegenüber „Momentum“ zugunsten von „Value“ zu verschieben beginnt.
Quelle
1 Bloomberg, Stand: 31.12.18.
2 Bloomberg, Stand: Mittwoch, 31. Oktober 2018.
Zudem könnte Sie folgende Lektüre interessieren...
+ Wachstumsaktien: Werden sie die Hürde überwinden?