ETPedia - Leitfaden für ETPs
Bei WisdomTree sind wir der Ansicht, dass Anleger mit allen Risiken vertraut sein sollten, die mit ihren Anlagen verbunden sind. Aus diesem Grund haben wir den vorliegenden Leitfaden verfasst. Wir möchten Anlegern damit einen objektiven Überblick über Exchange Traded Products (börsengehandelte Wertpapiere) ermöglichen.
Investoren können sich mit unseren sechs animierten Videos einen Überblick zu ETPs verschaffen oder das entsprechende Kapitel in unserem ETPedia online für weitere Informationen auswählen.
- EINFÜHRUNG
- EINFÜHRUNG IN ETPS
- ETP-STRUKTUR
- ETP-RISIKEN
- HANDEL UND PREISE
- KOSTEN UND PERFORMANCE
- AKTIVE UND PASSIVE ANLAGEN
ETPs in sechs kurzen Videos erklärt:
1. Einführung in ETPs
2. ETP-Struktur
3. ETP-Risiken
4. Handel und Preise
5. Kosten und Performance
6. Aktive und passive Anlagen
Bitte wenn Sie weitere, in unserem Leitfaden nicht enthaltene Informationen zu ETPs benötigen.
Einführung in ETPs
Seit der Auflegung des ersten Exchange Traded Product (ETP) im Jahr 1993 hat die Branche ein enormes Wachstum erfahren. Das in weltweit über 7.000 ETPs angelegte Vermögen beläuft sich mittlerweile auf mehr als USD 5,12 Bio.1
Ursprünglich kombinierten ETPs die kostengünstige Strategie von Aktien-Indexfonds zur Nachbildung eines Referenzindex mit dem Intraday-Handel notierter Anteile. Mit der Evolution des Marktes haben sich auch ETPs weiterentwickelt und decken nun eine zunehmende Zahl von Anlageklassen ab. Neben der Nachbildung eines Aktienindex bieten ETPs den Anlegern inzwischen auch die Möglichkeit, ihr Portfolio mit zuvor schwer zugänglichen Anlagen wie Gold oder Erdöl zu diversifizieren.
Die Popularität von ETPs scheint ungebrochen. Obwohl sich das in Europa in ETPs verwaltete Anlagevermögen im letzten Jahrzehnt verdreifacht hat, bleibt der europäische Markt nach wie vor hinter dem US-amerikanischen Markt zurück, wenn man den Wert der in der ETP-Struktur enthaltenen Anlagen vergleicht.
Die ETP-Branche im Überblick
Wussten Sie schon?
Das erste Exchange Traded Product (ETP) überhaupt wurde im Jahr 1993 aufgelegt.
Das weltweit in über 7.000 ETPs angelegte Vermögen beläuft sich mittlerweile auf mehr als USD 5,12 Bio.1
ETPs sind mit offenen Investmentfonds vergleichbar, ermöglichen jedoch auch den Intraday-Handel: Sie können an beliebigen Börsentagen zu im jeweiligen Tagesverlauf fortlaufend ermittelten Kursen ge- oder verkauft werden.
Mit der Evolution des Marktes haben sich auch ETPs weiterentwickelt und decken nun eine zunehmende Zahl von Anlageklassen ab, darunter auch viele zuvor für Investoren nur schwer zugängliche Anlagen wie Gold und Erdöl.
In Europa werden ETPs üblicherweise in drei Kategorien eingeteilt: Exchange Traded Funds (ETFs), Exchange Traded Commodities/Currencies (ETCs) und Exchange Traded Notes (ETNs).
Mit ETPs lassen sich auch Short-Engagements und gehebelte Positionen eingehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Anlageinstrumenten erfordern ETPs keine direkte Fremdmittelaufnahme. Auch der Handel mit Optionen oder das Führen von Margin-Konten entfallen.
- 1 Quelle: ETFGI, Wachstum des weltweit in ETFs und ETPs investierten Vermögens bis Ende Juli 2018
Aktive und passive Anlagen
Aktives Fondsmanagement
Fondsmanager aktiv verwalteter Fonds investieren in ausgewählte Anlagen (Aktien, Anleihen, Rohstoffe etc.). Ihr Ziel besteht darin, den Marktdurchschnitt zu übertreffen (der üblicherweise anhand eines Referenzindex, wie dem DAX 30 oder EURO STOXX 50®, dargestellt wird).
Passives Fondsmanagement
Bei passiv verwalteten Fonds oder Anlagen besteht das Ziel nicht darin, besser als der Markt abzuschneiden. Stattdessen versuchen passive Anleger, die Wertentwicklung des Referenzindex so präzise wie möglich nachzubilden.
Die meisten ETP-Produkte sind passive Anlagen, da mit ihnen ein Referenzindex oder Basiswert nachgebildet wird.
Weshalb sollte man passive Anlagen gegenüber aktiven Anlagen bevorzugen und sich damit zufriedengeben, lediglich die Marktrendite zu erzielen, anstatt diese zu übertreffen? Diese Frage ist berechtigt, erscheint diese Herangehensweise doch etwas pessimistisch. Zu verlockend ist die Vorstellung kontinuierlicher, überdurchschnittlicher Renditen, die aus dem ursprünglich investierten Betrag langsam ein Vermögen machen.
Auch wenn aktive Anlagen attraktive Chancen versprechen, kann eine überdurchschnittliche Wertentwicklung nicht garantiert werden. Viele Anleger entscheiden sich für eine passive Anlagestrategie, weil zahlreiche aktive Fondsmanager den Markt nicht dauerhaft übertreffen konnten. Anleger sollten sich nicht vorbehaltlos auf aktiv verwaltete Fonds, sondern die historischen Performancedaten aktiver und passiver Anlagen miteinander vergleichen.
Weitere Informationen über aktive und passive Anlagen finden Sie auf "Aktive und passive Anlagen".
Was ist ein ETP?
Bei einem Exchange Traded Product (ETP) handelt es sich um ein Finanzinstrument, das an der Börse gehandelt wird. Das Ziel besteht normalerweise darin, dieselbe Rendite zu erzielen wie ein bestimmter Referenzindex oder Basiswert (vor Gebühren). Auch wenn ETPs verschiedene Formen annehmen können, weisen sie gemeinsame Merkmale auf.
Merkmale | Vorteile |
Börsennotierung | Genaue Nachvollziehbarkeit der Performance |
Handelbar wie Aktien | ETPs können während Börsenzeiten genauso leicht gekauft und verkauft werden wie Aktien (= Intraday-Handel) |
Liquide Anlage | Autorisierte Marktteilnehmer und Market Maker stellen Liquidität bereit |
Nachbildung eines Referenzindex oder Basiswerts | Strebt dieselbe Rendite an wie der Referenzindex oder Basiswert> |
Passive Anlage | Da die Verwaltungsgebühren in der Regel geringer ausfallen, sind ETPs eine günstige Methode, um an einem Referenzindex oder Basiswert zu partizipieren |
Welche Arten von ETPs gibt es?
In Europa werden ETPs üblicherweise in drei Kategorien eingeteilt: Exchange Traded Funds (ETFs), Exchange Traded Commodities (ETCs) und Exchange Traded Notes (ETNs).
ETF
Ermöglicht u.a. den Zugang zu:- Aktienindizes
- Rohstoffindizes
- Anleihen
- Geldmarktinstrumenten
- Private-Equity-Indizes
- Dach-Hedgefonds-Indizes
ETC
Ermöglicht u.a. den Zugang zu:- Einzelnen Rohstoffen (z. B. Gold, Öl, Landwirtschaft, Industriemetalle etc.)
- Rohstoffkörben
- Währungen
ETN
Ermöglicht Zugang zu einer Anlage oder einem Referenzindex in Form einer unbesicherten Schuldverschreibung.Welche Vorteile bieten ETPs?
01 Einfach
ETPs werden ähnlich notiert und gehandelt wie Aktien, wobei dieselben Broker und Plattformen zum Einsatz kommen
02 Frei handelbar
Da die Kurse von ETPs während des Handelstages fortlaufend ermittelt werden, können sie jederzeit gekauft oder verkauft werden, wenn die Börse geöffnet ist.
03 Flexibel
ETPs können für zahlreiche Anlagestrategien verwendet werden und werden auch von aktiven Managern eingesetzt.
04 Kostengünstig
ETPs sind ein günstiges Mittel, um über einen Referenzindex oder Basiswert das Engagement in zuvor schwer zugänglichen Anlagen zu erreichen.
05 Transparenz
Im Gegensatz zu anderen Anlageinstrumenten wird die Zusammensetzung des ETP täglich veröffentlicht. Dank dieser Transparenz können sich die Anleger jederzeit einen genauen Überblick über ihre Anlage verschaffen.
06 Diversifizerung
ETPs können mit einer einzigen Transaktion den Zugang zu einem gesamten Index oder zu alternativen Anlageklassen (z. B. zu Rohstoffen) ermöglichen.ETP-Arten
1. Exchange traded funds (ETFs)
Exchange Traded Funds sind Investmentfonds, die als einzelnes Wertpapier an einer Börse gehandelt werden. Ihr Ziel besteht in der Nachbildung eines zugrunde liegenden Index. ETFs sind offene Investmentfonds. Das bedeutet, dass ETF-Anteile bedarfsweise je nach Nachfrage ausgegeben werden können. Nach der Auflegung des ersten ETF im Jahr 1993 hat die Anzahl und Vielfalt der ETFs deutlich zugenommen. Nachfolgend finden Sie einige Beispiele für die verschiedenen Anlageklassen, die ETFs heute bieten.
Exchange Traded Funds (ETFs) – Beispiele für Anlageklassen
Aktien | Anleihen | Geldmarktinstrumente | Alternative Anlagen | Rohstoffe |
Global | Staatsanleihen | EONIA | Private equity | Diversifizierte Indizes |
Sektoren | Unternehmensanleihen | LIBOR | Hedgefonds | |
Schwellenländer | Inflationsgebundene Anleihen | Federal Reserve funds | Volatilität | |
Einzelländer | Hochzinsanleihen | Immobilien | ||
Hypothekenbesicherte Anleihen | ||||
Schwellenländer-Anleihen |
In der Europäischen Union unterliegen die meisten Wisdom Tree den OGAW-Richtlinien (Rechtsvorschriften für Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren). Die OGAW-Richtlinien halten für Anleger wichtige Schutzmechanismen bereit:
- Sondervermögen: Damit wird das Risiko der Anleger im Falle einer Insolvenz des ETP-Anbieters gemindert.
- Höhere Transparenz: Den Anlegern müssen bestimmte Informationen vorgelegt werden.
- Bestimmtes Maß an Diversifizierung: Damit wird verhindert, dass das Vermögen in einem einzelnen Vermögenswert gebündelt wird. Diese Schutzmechanismen haben dazu beigetragen, dass ETFs sowohl bei Anlegern als auch bei Anbietern beliebt sind.
2. Exchange traded commodities (ETCs)
Exchange Traded Commodities sind unverzinste Schuldverschreibungen. Damit können Anleger in einzelne Rohstoffe, Rohstoffkörbe oder Währungen investieren.
Exchange Traded Commodities (ETCs) – Beispiele für Anlageklassen
Edelmetalle | Energie | Landwirtschaft | Industriemetalle | Vieh | Breit Diversifiziert |
Gold | Rohöl (Sorte Brent, WTI) | Getreide | Aluminium | Magerschwein | Diversifizierte Rohstoffe |
Silber | West Texas Benzin | Kakao | Kupfer | Lebendvieh | Diversifiziert ohne Landwirtschaft |
Platin | Emissionsrechte | Kaffee | Blei | Diversifiziert ohne Energie | |
Palladium | Erdgas | Mais | Nickel | ||
Heizöl | Baumwolle | Zinn | |||
Sojabohnen | Zink | ||||
Zucker | |||||
Weizen |
Da die OGAW-Richtlinie für kollektive Anlageinstrumente ein Mindestmaß an Diversifizierung vorsieht und die zulässigen Vermögenswerte begrenzt, waren die Anbieter auf eine alternative Struktur angewiesen, um den Anlegern einen Zugang zu einzelnen Rohstoffen zu ermöglichen. In Europa bestand die Lösung darin, auf eine Schuldverschreibung zurückzugreifen, die von einer Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle – SPV) mit Sondervermögen emittiert wird:
- Finanzierungsstruktur: Das bedeutet, dass ETCs aufsichtsrechtlich anders behandelt werden als ETFs und nicht die Diversifikationsanforderungen der OGAWRichtlinie erfüllen müssen. Auf diese Weise können Anleger in einzelne Rohstoffe oder in eine geringe Anzahl an Rohstoffen investieren.
- Zweckgesellschaft (SPV)10: Die Emission über eine Zweckgesellschaft bedeutet, dass das im Rahmen des Produkts verwaltete Vermögen vom Vermögen des Anbieters getrennt ist und bei einer Insolvenz des Anbieters nicht verwendet werden kann, um dessen Verbindlichkeiten zu tilgen.
- Besicherung: ETCs werden häufig mit dem physischen Vermögenswert unterlegt oder mit einem Derivat besichert, mit dem ein Engagement in der Anlage aufgebaut wird. Die Verpflichtungen aus einem Derivatekontrakt für ETCs werden in der Regel besichert.
ETCs werden auch verwendet, um Anlegern den Zugang zu Währungen zu ermöglichen, entweder anhand einzelner Währungspaare (gehebelt oder ungehebelt) oder über einen Währungskorb.
3. Exchange traded notes (ETNs)
Wie ETCs sind ETNs unverzinsliche Schuldverschreibungen, die die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Index oder Basiswerts nachbilden. Während ETCs von Zweckgesellschaften mit Sondervermögen ausgegeben werden, erfolgt die Emission von ETNs normalerweise über Banken. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass ETNs unbesichert sind und keine Vermögenswerte gehalten werden. Auch wenn die Wertentwicklung von ETNs von einem zugrunde liegenden Index oder Basiswert abhängig ist, sind ETNs ähnlich strukturiert wie unbesicherte, börsennotierte Anleihen.
Deshalb sind ETNs abhängig von der Bonität des Emittenten. Wenn sich die Kreditwürdigkeit des Emittenten ändert, kann dies den Wert des ETN negativ beeinflussen – ungeachtet der Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index oder Basiswerts. In extremen Fällen kann ein Zahlungsausfall des Emittenten dazu führen, dass der Anleger als unbesicherter Gläubiger Ansprüche gegen den Emittenten geltend machen muss.
Der wesentliche Vorteil von ETNs besteht darin, dass der Zugang zu einem Referenzindex oder zur Rendite einer Anlage (abzüglich Gebühren) auch dann garantiert wird, wenn die zugrunde liegenden Märkte oder Sektoren Liquiditätsengpässe aufweisen. Die Rendite wird vom Emittenten garantiert und hängt nicht vom Zugang (direkt oder per Anordnung) zu den Basiswerten ab.
Da ETNs in der Regel unbesichert sind und keine Vermögenswerte gehalten werden, unterscheiden sie sich erheblich von ETFs und ETCs. Viele Aussagen in diesem Leitfaden, die sich auf ETPs beziehen, gelten deshalb nur für ETFs und ETCs, nicht jedoch für ETNs.
Einschließlich ETFs, ETCs und ETFs
ETF | ETC | ETN | |
Art des Wertpapiers | Sondervermögen | Schuldverschreibung | Schuldverschreibung |
Untersteht der OGAW-Richtlinie | Ja | Nein | Nein |
Zugang zu Rohstoffen | Begrenzt11 | Ja | Ja |
Kreditrisiko des Emittenten | Begrenzt | Begrenzt> | Ja |
OGAW-geeignet | Ja | Ja | Ja |
1 - Gemäß der OGAW-Richtlinie dürfen ETFs keine physischen Rohstoffe halten und müssen ein Mindestmaß an Diversifizierung gewährleisten. Das bedeutet, dass ETFs lediglich einen Zugang zu bestimmten diversifizierten Rohstoffindizes ermöglichen können.
Short und gehebelte ETPs
Anleger können mit dem taktischen Einsatz von Short- und gehebelten ETPs sowohl Short-Positionen als auch gehebelte Positionen in verschiedenen Anlageklassen eingehen.
Im Unterschied zu herkömmlichen Short- und gehebelten Positionen in Aktien werden zur Erzielung von Renditen keine Fremdmittel aufgenommen, sondern Derivate eingesetzt. Da ETPs in der Regel als Aktien oder Schuldverschreibungen strukturiert sind, können die Verluste nicht über dem ursprünglich investierten Betrag liegen.
Pfadabhängigkeit und Volatilität
Short- und gehebelte ETPs erzielen ihre erwartete Rendite nur über einen festen Zeitraum hinweg (z. B. täglich oder monatlich). Wenn Sie Short- und gehebelte ETPs für einen längeren Zeitraum halten, kann die erwartete Rendite durch die Pfadabhängigkeit und Volatilität verzerrt werden. Dies gilt insbesondere bei einem volatilen Marktumfeld.
Zur Veranschaulichung soll das Beispiel auf der rechten Seite dienen. Hier werden 100 € in ein 2-fach gehebeltes Short-ETP investiert, das einen volatilen Index abbildet. Da der Index nach fünf Tagen 5 % eingebüßt hat, könnte der Anleger davon ausgehen, dass der Wert des ETP um 10 % gestiegen ist. Wir müssen jedoch die Wertentwicklung des ETP und des zugrunde liegenden Referenzindex im jeweils angegebenen Zeitraum betrachten. Da wir für unser Beispiel ein ETP mit einer täglichen Pfadabhängigkeit der Erträge verwenden, betrachten wir die tägliche Wertentwicklung des ETP und des Index.
Am Ende von Tag 1 ist der Indexwert um 2,9 % auf 97,10 gesunken. Um den entsprechenden Wert des ETP zu ermitteln, wird der 2-fache Short-Faktor mit der täglichen Veränderung des Index multipliziert.
In diesem Beispiel erhöht sich der Wert des 2-fach gehebelten Short-ETP um 5,8 % auf 105,80 (2 x 2,9 % = 5,8 %). An Tag 2 legt der Index um 1,9 % zu und steigt von 97,10 auf 98,94. Der Wert des ETP geht um 3,8 % zurück (2 x 1,9 % = 3,8 %) und fällt von 105,80 auf 101,78. Der 2-fache Short-Faktor wird also mit der täglichen Kursbewegung des Index multipliziert, dann mit der Veränderung des nächsten Tages usw. Dies ist ein Beispiel für ein ETP mit kumulierendem Effekt.
Am Ende von Tag 5 ist der Wert des ETP um 9,48 % gestiegen, obwohl der Index einen Wertverlust von 5 % verzeichnet hat. Die 5-Tages-Performance des Index sollte also nicht mit -2 multipliziert werden, um den Ertrag des 2-fachen Short-ETP abzuschätzen. Short- und/oder gehebelte ETPs sollten aufgrund der möglichen Volatilität des jeweiligen Engagements aktiv überwacht werden.
Short- und gehebelte ETPs mit kumulierendem Effekt – ein Zahlenbeispiel
Tag | Indexwert | Tägliche Kursbewegung | Wert 2-fach gehebeltes Short-ETP (€) |
0 | 100 | 100 | |
1 | 97.10 | -2.9% | 105.80 |
2 | 98.94 | 1.9% | 101.78 |
3 | 95.98 | -3.0% | 107.89 |
4 | 98.47 | 2.6% | 102.28 |
5 | 95.00 | -3.5% | 109.48 |
Performance | -5.00% | 9.48% |
Quelle: Wisdom Tree, hypothetisches Beispiel.
Quelle: Wisdom Tree, hypothetisches Beispiel.
Long-Position
Bei einer Long-Position profitiert der Anleger von einer Wertsteigerung der Anlage.
Beispiel: Ein Anleger erwirbt Unternehmensaktien. Wenn der Wert der Aktien steigt, können diese mit Gewinn verkauft werden.
Short-Position
Bei einer Short-Position profitiert der Anleger, wenn der Wert der Anlage sinkt.
Beispiel: Ein Anleger leiht sich von einem Broker Aktien aus, um diese zu verkaufen. Diese Aktien müssen zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückgegeben werden. Wenn der Wert der Aktien nach dem Verkauf sinkt, kann der Anleger diese zu einem niedrigeren Preis als dem erhaltenen Verkaufspreis zurückkaufen und dem Broker zurückgeben.
Gehebelte Position
Bei einer gehebelten Position (Leverage) werden Finanzinstrumente eingesetzt oder Kredite aufgenommen, um das Ertragspotenzial einer Anlage zu steigern. Sowohl Short- als auch Long-Positionen können mit einem Hebel versehen sein.
Beispiel: Ein Anleger investiert 500 € in Unternehmensaktien. Dabei bringt er 250 € Eigenkapital ein und nimmt bei einem Broker einen zinsfreien Kredit in Höhe von 250 € auf.
Wenn die Aktien eine Wertsteigerung von 20 % erfahren, erhält der Anleger 600 €. Nach Rückgabe des Kredits in Höhe von 250 € bleiben dem Anleger noch 350 €. Dies entspricht einem Gewinn von 100 €. Wenn der Anleger lediglich seine eigenen Mittel investiert hätte, läge der Gewinn bei nur 50 € (Wertzuwachs um 20 % von 250 € auf 300 €).
Wenn die Aktien einen Wertverlust von 20 % erleiden, erhält der Anleger 400 €. Nach Rückgabe des Kredits in Höhe von 250 € bleiben dem Anleger noch 150 €. Dies entspricht einem Verlust von 100 €. Wenn der Anleger lediglich seine eigenen Mittel investiert hätte, wäre ihm ein Verlust von 50 € entstanden.
Währungs-ETPs
Die Auswirkungen von Währungsschwankungen auf Investitionen
Mit dem Währungsrisiko wird das Risiko bezeichnet, dass der Wert einer Anlage, die auf eine andere Währung als die Landeswährung des Anlegers lautet, aufgrund von Wechselkursschwankungen zwischen den beiden Währungen beeinträchtigt werden kann. Anleger vernachlässigen oft das Währungsrisiko bei ihren Anlagen.
Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass sich das Währungsrisiko erheblich auf den Wert einer Anlage auswirken kann. Praktisch jede Investition im Ausland ist von Währungsschwankungen betroffen: der erworbene Ruhesitz in Kalifornien genauso wie Aktien von Unternehmen, die an US-amerikanischen Börsen notiert sind.
Währungseinfluss auf Aktienrenditen
|
US-Aktien (MSCI US) | Rendite in USD | EUR/USD | Währungsrendite (nicht abgesichert) | Gesamtertrag |
31. Dez 2016 |
2,261 | 2.79% | 1.0456 | 1.36% |
4.15% |
30. Nov |
2,199 | 3.36% | 1.0599 | 3.38% | 6.74% |
31. Okt |
2,126 | -1.96% | 1.0963 | 2.45% | 0.49% |
30. Sep |
2,168 | -0.12% | 1.1235 | -0.69% | -0.81% |
31. Aug |
2,171 | -0.12% | 1.1158 | 0.14% | 0.02% |
31. Jul | 2,174 | 3.50% | 1.1174 | -0.91% | 2.59% |
30. Jun |
2,099 |
0.09% | 1.1073 | 0.59% | 0.68% |
31. Mai |
2,097 | 1.52% | 1.1139 | 2.76% | 4.28% |
30. Apr |
2,065 | 0.27% | 1.1451 | -0.61% | -0.34% |
31. Mar | 2,060 | 5.58% | 1.1381 | -4.01% | 1.57% |
28. Feb |
1,948 | 0.40% | 1.0934 | -0.95% | -0.54% |
31. Jan 2016 | 1,940 | -5.94% | 1.0831 | 11.08% | 5.14% |
Gesamt | 9.36% | 14.60% | 23.96% |
Quelle: Bloomberg, MSCI USD (Jan 2016 - Dez 2016).
Auch Investitionen im Heimatmarkt eines Anlegers können Währungsschwankungen unterliegen, wenn diese Anlagen auf Fremdwährungen lauten (z. B. Rohstoffe, die normalerweise in US-Dollar bewertet werden). Die Anleger fürchten häufig, dass der Wert ihrer Anlagen fallen könnte. Das Risiko einer Auf- oder Abwertung ihrer Währung bleibt jedoch meistens unberücksichtigt.
Währungsschwankungen können die Erträge eines Basiswerts zunichte machen. Wie aus der Abbildung rechts ersichtlich wird, hätte ein europäischer Anleger, der in US-Aktien investiert, zwischen Juli 2012 und Januar 2013 einen Wertzuwachs von rund 9,41 % verzeichnen können. Im gleichen Zeitraum legte der Euro gegenüber dem USDollar jedoch um 9,86 % zu. Aufgrund dieses Währungseinflusses wurden die Aktiengewinne vollständig neutralisiert, wodurch die Anlage insgesamt einen geringen Verlust hinnehmen musste.
Währungsgesicherte ETPs
Überblick
Mit einer Währungsabsicherung können die Auswirkungen von Währungsschwankungen gemindert werden. In der Vergangenheit erforderten diese Strategien umfassende Fachkenntnisse und eine entsprechende Infrastruktur, um die Währungsabsicherung durchzuführen und eine präzise Abstimmung mit dem Rohstoff-Engagement zu gewährleisten. Deshalb konnten diese Strategien nur von institutionellen Anlegern angewendet werden.
Währungsgesicherte ETPs ermöglichen jedoch nicht nur ein Engagement im zugrunde liegenden Basiswert, sondern verfügen auch über eine integrierte Währungsabsicherung, die den Einfluss von Währungseffekten mindert. Auf diese Weise können sich die Anleger darauf konzentrieren, den Basiswert auf Grundlage seiner Fundamentaldaten zu analysieren, und müssen sich nicht um das Währungsrisiko kümmern.
Tracking-Differenz zwischen währungsgesicherten Rohstoffindizes mit täglicher und monatlicher Absicherung
* Quelle: Bloomberg, Tageswerte (November 2007 - November 2017). Differenz zwischen den Varianten des Bloomberg Commodity Index mit täglicher und monatlicher Absicherung in EUR und der nicht abgesicherten USD-Version.
Rendite aus Rohstoffanlagen mit und ohne Währungsabsicherung für EUR-Anleger
Quelle: Bloomberg: Tageswerte, (2001-2017)
ETPs und andere passive Anlageinstrumente
In Großbritannien gibt es neben ETPs eine Reihe von Anlageinstrumenten, die unterschiedlich strukturiert sind. Um zu entscheiden, welches Anlageinstrument ihren Bedürfnissen am besten entspricht, sollten Anleger wissen, worin sich diese Anlageinstrumente unterscheiden.
Die Anlagen werden in der Bilanz der ausgebenden Bank zusammengefasst und stellen kein Sondervermögen dar. Der Handel erfolgt üblicherweise außerbörslich und Liquidität wird durch die ausgebende Bank bereitgestellt. Die wichtigsten Börsen in Deutschland sind EUWAX, Scoach sowie die Börsen in Berlin und Düsseldorf. Der Emittent erhebt eine Gebühr, die bei der Erstausgabe im Produkt eingepreist ist und die wiederum teilweise dafür eingesetzt wird, externe Fondsverwalter für die Produktplatzierung bei Privatkunden zu bezahlen.
Eine OEIC ist, wie der Name schon sagt, offen, d. h. Anteile können entsprechend der Nachfrage ausgegeben oder zurückgenommen werden. Dadurch ist der Wert jedes Anteils direkt mit dem NAV der OEIC verknüpft.
Nur wenige Policen bieten eine breite Auswahl an Fonds, in die zu diesem Zeitpunkt investiert werden kann. Da der Versicherungsnehmer ein Anlagerisiko trägt, besteht keine Zinsgarantie.
Zusammenfassung
ETP | Geschlossener Investmentfonds | OGAW-Fonds | Zertifikate | |
Rechtliche Struktur | Sondervermögen oder Schuldverschreibung | meist GmbH & Co. KG | Inhaberschuldverschreibung | |
Offen oder geschlossen | Offen | Geschlossen | Offen | Offen |
Preis | Bleibt durch Arbitrage nahe am NAV | Je nach Anlageart nicht täglich feststellbar | Direkt auf den NAV bezogen | Bleibt durch Arbitrage nahe am NAV |
Geld-Brief-Spanne | Ja | Ja, an spezialisierten Zweitmarktbörsen | Nein Einheitspreis | Ja |
Handel | Zu Börsenzeiten zum notierten Kurs | Nur an spezialisierten Zweitmarktbörsen, ansonsten vorher festgelegte Haltedauer | Höchstens einmal täglich | Zu Börsenzeiten zum notierten Kurs |
Zugang | An der Börse, meist mehrere Market-Maker | Direkt über Emissionsgesellschaft | Direkt über den Fondsmanager | An der Börse, Emittent einziger Market-Maker |
Anlageansatz | Passiv (selten aktiv) | Aktiv (selten passiv) | Aktiv oder passiv | Passiv (selten aktiv) |
ETP-Struktur
ETPs sind passive Anlagen, die die Rendite einer zugrunde liegenden Benchmark oder Anlage replizieren. Dazu können sie auf zwei Arten strukturiert werden: physisch oder synthetisch.
Bei der Erwägung eines Investments in ein ETP spielt die Struktur eine wichtige Rolle. Die Produktstruktur wirkt sich auf die Risiken, die Kosten und die Nachbildungsgenauigkeit der zugrunde liegenden Anlage aus.
Physische Replikation
Bei der physischen Replikation (Nachbildung) werden die Basiswerte des nachgebildeten Index erworben. Hierbei kann es leichte Unterschiede geben, je nachdem, ob das jeweilige Produkt einen Index (üblicherweise ETFs) oder einen Rohstoff (üblicherweise ETCs) nachbildet.
Synthetische Replikation
Anders als bei der physischen Replikation werden mit einem synthetischen ETP nicht die Basiswerte erworben, die mit dem Produkt nachgebildet werden sollen. Stattdessen schließt der Emittent des ETPs mit einer Gegenpartei ein Swap-Geschäft ab, bei dem die Gegenpartei die Rendite des Basiswerts garantiert.
Physische Replikation
Physisch besicherte ETFs
ETFs mit physischer Replikation erwerben entweder alle oder eine Auswahl der Anlagen, aus denen sich der zugrunde liegende Index zusammensetzt. Die beiden Anlageklasse, die in einem ETF am häufigsten nachgebildet werden, sind Aktien und Anleihen. Die bei diesen ETFs angewendete Technik wird jeweils als „vollständige Nachbildung“ oder als „Nachbildung durch Sampling“ bezeichnet.
Der Hauptvorteil der vollständigen Replikation besteht darin, dass die mit dem Produkt gehaltenen Basiswerte identisch sind mit den Bestandteilen des Index. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass der Index sehr präzise nachgebildet wird. Ein Nachteil sind die potenziell hohen Transaktionskosten, die anfallen, wenn sich die Indexzusammensetzung häufig ändert und eine große Anzahl von Aktien ausgetauscht wird.
Bei der Nachbildung durch Sampling fallen die Transaktionskosten geringer aus. Da die Positionen des ETPs allerdings nicht identisch sind mit den Bestandteilen des Index, weicht die Rendite des Produkts möglicherweise von der Indexrendite ab.
Die physische Replikation kann mit einem Kontrahentenrisiko einhergehen, wenn Wertpapierleihgeschäfte durchgeführt werden.
Physische ETCs
Physische ETCs sind mit einer bestimmten Menge des jeweiligen Rohstoffs besichert. Das ist nur dann möglich, wenn der jeweilige Vermögenswert über einen längeren Zeitraum hinweg problemlos gelagert werden kann. Deshalb kann die physische Replikation nur bei Edel- und Industriemetallen angewendet werden.
Der Wert eines physischen ETC setzt sich folgendermaßen zusammen:
Physische ETCs sind mit der entsprechenden Anzahl an Barren besichert, die in einem Tresor (Edelmetalle) oder in einem Lagerhaus (Industriemetalle) aufbewahrt werden. Der jeweilige Barren ist ausschließlich dem Produkt zugeteilt und wird getrennt von den anderen Metallen aufbewahrt, die sich in diesem Tresor oder Lagerhaus befinden. Es gibt verschiedene Organisationen, die den Handel mit Edel- und Industriemetallen beaufsichtigen und für einheitliche Standards sorgen, darunter die London Bullion Market Association (LBMA), der London Platinum and Palladium Market (LPPM) und die London Metal Exchange (LME). Diese Organisationen sorgen dafür, dass der Markt für den Metallhandel einheitlichen Standards entspricht, indem sie die Qualität der Metalle gewährleisten und in den Lagerhäusern Inspektionen durchführen. Edelmetalle werden in Tresoren in London, Zürich oder Singapur aufbewahrt. Industriemetalle werden in Lagerhäusern verwahrt, die von der London Metal Exchange geprüft werden.
Der größte Vorteil einer Anlage in physisch besicherte ETCs besteht darin, dass sie eine Partizipation an der Entwicklung der Rohstoffpreise ermöglichen und gleichzeitig die Sicherheit bieten, dass jedes ETC einen Anspruch auf physisches Metall verbrieft, das sicher verwahrt wird und eine hohe Qualität aufweist.
Vollständige Nachbildung
Alle Basiswerte werden gemäß ihrer Gewichtung im nachgebildeten Index im Fondsvermögen gehalten.
Diese Methode wird dann verwendet, wenn alle Indexwerte frei handelbar sind, eine überschaubare Anzahl darstellen und keinen erheblichen Änderungen unterliegen (z.B. die 50 Aktien des EURO STOXX 50®, dessen Zusammensetzung jährlich überprüft wird).
Nachbildung durch Sampling
Bei der Nachbildung durch Sampling (Sampling-Methode) werden nicht alle Titel eines Index erworben, sondern nur ein Teil.
Diese Methode kann sich als sinnvoll erweisen, wenn der Referenzindex sehr umfangreich ist und häufig geändert wird (beispielsweise der MSCI World Index, wo pro Jahr zuweilen 300 der 1.600 enthaltenen Titel ausgetauscht werden). Dieser Ansatz ist auch dann geeignet, wenn einzelne Bestandteile des Index eine geringe Liquidität aufweisen, da sonst zu hohe Kosten entstehen.
Wertpapierleihe
Hierbei wird ein Wertpapier von dessen Eigentümer an einen Verleiher verliehen, der im Gegenzug eine Gebühr entrichtet. Der Verleiher muss eventuell Sicherheiten hinterlegen, um seine mit dem Leihgeschäft einhergehenden Verpflichtungen abzusichern.
Die bei einem Leihgeschäft erhobene Gebühr kann zwar die Kosten eines ETP senken, gleichzeitig entsteht auf diese Weise jedoch ein Kontrahentenrisiko. Damit wird das Risiko bezeichnet, dass die entliehenen Wertpapiere bei einem Zahlungsausfall des Verleihers uneinbringlich sind. Unter diesen Umständen können im Vermögen des ETP Titel enthalten sein, die in keinerlei Zusammenhang mit den Werten des nachgebildeten Index stehen.
Synthetische Replikation
Ein ETP-Anbieter kann sich aus verschiedenen Gründen für eine Swap-Struktur entscheiden:
- Präzision: Da die Rendite eines synthetischen ETP von einer Gegenpartei garantiert wird, ist diese mit der Wertentwicklung des Basiswerts identisch.
- Niedrige Kosten: Synthetische ETPs gehen mit niedrigeren Transaktionskosten für den Kauf und Verkauf der Basiswerte einher.
- Rohstoffe: Der Zugang zu Nichtmetallen ist aufgrund ihrer schwierigen Lagerung nur anhand der synthetischen Nachbildung möglich.
- Vielfalt: Mit synthetischen ETP-Strukturen können Produkte realisiert werden, die physisch nicht möglich wären, darunter Short- und gehebelte Produkte, Volatilitätsindizes und Wertpapiere aus Schwellenländern.
Das größte Risiko synthetischer ETPs besteht in einem Zahlungsausfall der Gegenpartei, dem so genannten Kontrahentenrisiko. Wenn eine Gegenpartei ihren Verpflichtungen aus dem Swap-Geschäft nicht nachkommt, kann das ETP nicht die Rendite des nachgebildeten Index erzielen, wodurch auch den Anlegern Verluste entstehen können.
Um die Auswirkungen eines Zahlungsausfalls zu minimieren, werden die meisten synthetischen ETFs und ETCs mit Sicherheiten unterlegt.
Swap
Eine Vereinbarung, bei der die Vertragsparteien die Rendite einer Anlage gegen die Rendite einer anderen Anlage tauschen. Alternativ zahlt eine Vertragspartei eine Gebühr für den Ertrag einer bestimmten Anlage.
Beispiel: Es wird vereinbart, dass ein ETP eine Gebühr für die Wertentwicklung des EURO STOXX 50® zahlt. Wenn der EURO STOXX 50® um 1 % steigt, enthält der ETP-Anbieter von der Gegenpartei eine entsprechende Zahlung. Wenn der Index um 1 % sinkt, erhält die Gegenpartei vom ETP den Differenzbetrag.
Sicherheiten
Im Allgemeinen werden damit ein odermehrere Vermögenswerte bezeichnet, die ein Verleiher als Sicherheit für eine Verbindlichkeit anbietet.
Im Zusammenhang mit ETPs werden damit üblicherweise Vermögenswerte bezeichnet, die von Swap-Anbietern zur Verfügung gestellt werden. So werden ihre Zahlungsverpflichtungen aus einer Swap-Vereinbarung besichert und das Kontrahentenrisiko minimiert.
Typen von Synthetischer Replikation
Die synthetische Replikation kann je nach Art des Swaps auf zwei Arten strukturiert sein: funded oder unfunded.
Funded Swap-Struktur
Sicherheitsabschlag (Haircut)
Prozentualer Sicherheitsabschlag, der auf den Marktwert eines als Sicherheit dienenden Vermögenswerts erhoben wird.
Sicherheitsabschläge dienen als Polster, die den Emittenten eines ETP schützen, falls der Marktwert der Sicherheit fällt.
Im Gegenzug investiert die Gegenpartei in dieser Höhe in den Basiswert und hinterlegt bei einer Depotbank Sicherheiten, die mindestens diesem Betrag entsprechen. Bei funded Swaps liegt das Eigentumsrecht an der Sicherheit je nach Ausgestaltung des ETP-Produkts bei der Gegenpartei oder beim ETP.
Bei einem Zahlungsausfall des Kontrahenten gilt in beiden Fällen, dass die Sicherheit in den Besitz des ETP übergeht und verkauft werden kann, um den Erlös den Anlegern zufließen zu lassen.
Gemäß der OGAW-Richtlinie muss die vom Swap-Kontrahenten hinterlegte Sicherheit bei ETFs gewisse Anforderungen im Hinblick auf die Anlageklasse, die Liquidität und die Diversifikation erfüllen. Um einen Schutz vor Kursschwankungen zu gewährleisten, müssen darüber hinaus angemessene Sicherheitsabschläge vorgenommen werden (sogenannte „Haircuts“). Die Höhe des jeweiligen Sicherheitsabschlags ist abhängig vom Anlagetyp und von den Rechtsvorschriften des Landes, in dem das Produkt registriert ist. Die Sicherheit wird täglich zum Marktwert bewertet.
Funded Swap | |||||
Funded Swap | Tag 1 | Tag 2 | Tag 3 | ||
Indexwert | 100 | 105 | 105 | ||
Swap-Wert | 100 | 105 | 105 | ||
Davor | Danach | Davor | Danach | ||
Besicherungswert | 111 | 111 | 117 | 108 | 117 |
Erläuterung | Der Index legt um fünf Punkte zu. Um nach dem Sicherheitsabschlag ein ausreichendes Besicherungsniveau zu gewährleisten, muss die Gegenpartei mehr Sicherheiten hinterlegen. Die Gegenpartei muss den Wert der Sicherheiten auf 117 aufstocken (105 / 90 % = 117). | Auch wenn der Indexwert unverändert bleibt, ist der Wert der Sicherheit gefallen. Die Gegenpartei muss erneut zusätzliche Sicherheiten hinterlegen. |
Unfunded Swap-Struktur
Bei einem unfunded Swap wird das Geld, das die Anleger für den Kauf des ETP bezahlt haben, nicht direkt an den Swap-Kontrahenten übertragen. Stattdessen wird ein Teil des Geldes verwendet, um die Swap-Gebühr zu bezahlen. Das restliche Vermögen wird vom ETP-Anbieter verwaltet. Je nach Anbieter wird das Vermögen anders verwaltet:
- Referenzkorb: Manche Anbieter erwerben mit dem Geld einen Korb an Vermögenswerten (normalerweise vom Swap-Kontrahenten), die in keiner Beziehung zu den nachgebildeten Vermögenswerten stehen. Die Wertentwicklung des Korbs wird dann gegen die Wertentwicklung der Vermögenswerte getauscht, die mit dem ETP nachgebildet werden.
- Repogeschäft: Manche Anbieter schließen mit dem Geld ein umgekehrtes Pensionsgeschäft mit dem Swap-Kontrahenten ab, um eine Rendite zu erzielen.
Pensionsgeschäft (Repo)
Eine Vereinbarung, bei der sich eine Vertragspartei dazu verpflichtet, einen Vermögenswert vorübergehend zu verkaufen und diesen später wieder zurückzuerwerben.Umgekehrtes Repogeschäft
Dieselbe Vereinbarung, jedoch aus der Perspektive des Käufers, der den Vermögenswert erwirbt und später wieder verkauft.OGAW und ETPs
OGAW („Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren“) steht für eine Reihe von EU-Richtlinien, die innerhalb der Europäischen Union ein gemeinsames Rahmenwerk für die Regulierung von Organismen für gemeinsame Anlagen schaffen. Die OGAW-Richtlinien werden von den ETP-Anbietern begrüßt, da sie nach der Registrierung in einem EU-Land eine einfache und kostengünstige Möglichkeit bieten, um im fragmentierten europäischen Markt Anteile zu vertreiben.
Da die OGAW-Richtlinien bestimmte Diversifizierungskriterien vorschreiben, können nur ETFs OGAW-konform sein
OGAW, ETCs und ETNs
ETCs und ETNs werden nicht als Fondsanteile, sondern als Schuldverschreibungen ausgegeben. Deshalb stellen sie im Sinne der OGAW-Richtlinie keine Organismen für gemeinsame Anlagen dar und unterliegen nicht den OGAWVorschriften. Auch wenn diese Anlagen nicht OGAW-konform sind, können sie trotzdem OGAW-geeignet sein. Das bedeutet, dass die Anlagen an sich zwar nicht OGAW-konform sind, sich jedoch als Anlagen für andere OGAW Fonds eignen.
OGAW-Richtlinie: Vorteile für Anleger
Das bedeutet, dass die Vermögenswerte des Fonds nicht herangezogen werden können, um bei einem Zahlungsausfall des Fondsanbieters dessen Gläubiger zu bezahlen.
Darüber hinaus ist der Fonds gemäß der OGAW-Richtlinie dazu verpflichtet, sein Engagement in allen Gegenparteien zu reduzieren, die ihren Verpflichtungen aus den Derivatekontrakt nicht nachkommen. Dies kann unter anderem durch die Hinterlegung von Sicherheiten erfolgen. Diese Sicherheiten sollten bestimmte Mindestkriterien erfüllen. So muss die Sicherheit mindestens einmal täglich bewertet werden. Darüber hinaus sollten Vermögenswerte, die hohen Preisschwankungen ausgesetzt sind, erst dann als Sicherheiten akzeptiert werden, wenn angemessene konservative Abschläge (so genannte „Haircuts“) vorgenommen wurden.
Der Verkaufsprospekt muss verschiedene Informationen beinhalten, darunter eine Beschreibung des nachzubildenden Index, der Replikationsmethode sowie der Faktoren, die sich auf die Wertentwicklung des Wisdom Tree auswirken. Der Umfang der im Verkaufsprospekt erforderlichen Informationen fällt je nach Wisdom Tree-Typ unterschiedlich aus.
Da Verkaufsprospekte äußerst umfangreich und komplex sein können, wird mit den wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) eine übersichtliche und knappe Zusammenfassung bereitgestellt, in der die wichtigsten Informationen über einen Wisdom Tree gebündelt sind. Normalerweise werden diese Informationen auf zwei DIN A4-Seiten dargestellt. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass gewisse Informationen nicht in den wesentlichen Anlegerinformationen enthalten sind. Deshalb sollten Anleger immer auch den vollständigen Verkaufsprospekt lesen.
Die Jahres- und Halbjahresberichte enthalten Informationen über die einzelnen Anlagen und die Wertentwicklung. Die Berichte sind mit einem Kommentar des Fondsemittenten versehen, in dem die Entwicklung im Geschäftsjahr erläutert wird.
Risiken von ETPs
Wir hoffen, dass Sie die Vorteile von ETP-Anlagen nun etwas besser nachvollziehen können. Wie bei allen Anlagen sind jedoch auch hier gewisse Risiken gegeben. Vor einer Anlage sollte daher geklärt werden, mit welchen Risiken die einzelnen ETP-Produkte verbunden sind.
Physische ETFs | Synthetische ETFs | Physische ETCs | Synthetische ETCs | ETNs | |
Marktrisik | • | • | • | • | • |
Tracking-Differenz | • | • | • | • | • |
Steuern | • | • | • | • | • |
Kosten | • | • | • | • | • |
Währungsrisiken | • | • | • | • | • |
Wertpapierleihe | (•) | ||||
Sampling | (•) | ||||
Kontrahentenrisiko | (•)* | • | • | • | |
Kreditrisiko | • |
Wenn Wertpapierleihgeschäfte durchgeführt werden.
( ) = soweit zutreffend.
Da ETPs die Kursbewegungen ihres zugrunde liegenden Index oder Basiswerts nachbilden, kann ihre Wertentwicklung durch die Volatilität der jeweiligen Märkte beeinträchtigt werden.
Tracking-Differenz
Aufgrund ihrer Struktur und Kosten können ETPs ihre Basiswerte möglicherweise nicht präzise nachbilden.
Steuern
Wie die meisten Anlagen unterliegen ETPs normalerweise einer gewissen Besteuerung. Anleger sollten daher eine unabhängige Steuerberatung in Anspruch nehmen.
Kosten
Bei allen ETPs fallen interne (produktbezogene) oder externe (handelsbezogene) Kosten an.
Währungsrisiken
Alle Anlagen in Fremdwährungen werden von Wechselkursschwankungen beeinflusst (sofern das Produkt nicht mit einer Währungsabsicherung versehen ist).
Wenn physische ETFs Wertpapierleihgeschäfte durchführen, können die Kosten des Produkts damit gesenkt werden. Durch die Wertpapierleihe entsteht jedoch ein Kontrahentenrisiko.
Sampling
Physische ETFs, die eine Replikation durch Sampling betreiben, können zwar unter Umständen niedrigere Transaktionskosten aufweisen. Möglicherweise bilden diese ETFs ihren Referenzindex jedoch nicht so präzise nach wie ETFs mit synthetischer oder vollständiger Replikation.
Bei synthetischen ETPs erfolgt die Nachbildung ihres Basiswerts anhand von Swaps. Bei einem Ausfall der Gegenpartei ist es wahrscheinlich, dass diese die Rendite nicht erbringen kann. Um dieses Risiko zu mindern, werden synthetische ETFs und ETCs mit Sicherheiten hinterlegt.
Handel und Preise
Anleger beurteilen die Liquidität von ETPs häufig nach dem gehandelten Börsenvolumen. Tatsächlich stammt die Liquidität von ETPs aus zwei Quellen:
- dem gehandelten Börsenvolumen
- der Liquidität des Basiswerts
Die Preisfindung bei ETPs erfolgt vielmehr abhängig vom Basiswert. Durch Arbitrage wird sichergestellt, dass ETPs den entsprechenden Basiswert genau abbilden.
Ausgabe
Anleger in Exchange Traded Products kaufen und verkaufen Wertpapiere an der Börse. Dieser Handel wird als Sekundärmarkt bezeichnet. Daneben gibt es einen Primärmarkt, auf dem Autorisierte Marktteilnehmer (Authorised Participants = APs) direkt mit dem ETP-Anbieter handeln können, und der im Folgenden zu Informationszwecken dargestellt ist. Privatanleger können mit ETPs allerdings ausschließlich auf dem Sekundärmarkt über die Börse handeln.
Der Ausgabeprozess
1. Der AP beantragt beim ETP-Anbieter den Kauf (d. h. die „Ausgabe“) von Anteilen.
2. Der AP händigt dem ETP-Anbieter dann den entsprechenden Basiswert oder das Geld aus (wenn das ETP z. B. den EURO STOXX 50® abbildet, liefert der AP die EURO STOXX 50®-Aktien gemäß ihrer Gewichtung im Index oder den Geldwert der Aktien).
3. Im Gegenzug erhält der AP vom ETP-Anbieter die ETP-Anteile in Höhe des entsprechenden Gegenwerts.
Autorisierter Teilnehmer (AP)
Autorisierte Teilnehmer (APs) sind Finanzinstitute, die die zur Ausgabe des ETPs benötigen Basiswerte bzw. das entsprechende Barvermögen beschaffen. Nur APs können ETPs ausgeben oder zurücknehmen. In der Regel handelt es sich dabei um Investmentbanken oder spezialisierte Market Maker.
Rücknahme
Der Rücknahmeprozess
1. Der AP beantragt beim ETP-Anbieter die Rückgabe (d. h. die „Rücknahme“) von Anteilen.
2. Der ETP-Anbieter händigt dem AP dann den jeweiligen Basiswert oder den entsprechenden Geldbetrag aus.
3. Im Gegenzug storniert der ETP-Anbieter ETP-Anteile in gleicher Höhe.
Preise und NAV
ETPs können abhängig von der Nachfrage ausgegeben und zurückgenommen werden, was bedeutet, dass die Anzahl der ausgegebenen ETP-Anteile anders als bei Aktien variabel ist. Unternehmen geben eine feste Anzahl von Aktien aus (Ausnahmen bilden hier Kapitalmaßnahmen, bei denen zusätzliche Aktien emittiert werden), deren Preis dann abhängig von Angebot und Nachfrage schwankt.
Dies ist wichtig, denn das Ziel eines ETP besteht darin, einen zugrunde liegenden Referenzindex oder Vermögenswert nachzubilden. Würde der Preis eines ETP je nach Angebot und Nachfrage schwanken, könnte es seinen Basiswert nicht mehr akkurat nachbilden.
Theoretisch sollte der Preis eines ETP seinem Nettoinventarwert (NAV) geteilt durch die Anzahl der Anteile entsprechen. Der NAV verändert sich abhängig von den Preisschwankungen des Basiswerts, wodurch sich wiederum der Preis jedes ETP-Anteils verändert.
Physisch unterlegte ETCs haben keinen NAV. Ihr Preis entspricht stattdessen dem Metallanspruch multipliziert mit dem Spotpreis des jeweiligen Metalls. Dieser Spotpreis ändert sich je nach Angebot und Nachfrage des Metalls.
NAV oder Nettoinventarwert
Der NAV (engl. Net Asset Value) entspricht generell dem Wert der Aktiva eines Organismus abzüglich seiner Verbindlichkeiten.
Bei ETFs entspricht der NAV dem Wert der vom ETF gehaltenen Anlagen (Aktien, Anleihen, Swaps, Barmittel etc.) abzüglich seiner Verbindlichkeiten Verwaltungsgebühr, Swap-Gebühr etc.). ETCs werden nach ihrem Preis bewertet, da sie als Schuldverschreibungen ausgegeben werden und nicht als Anteile. Dieser Preis wird nach einer Formel mit Bezugnahme auf den jeweiligen Basiswert berechnet. Der Preis eines ETC wird manchmal der Einfachheit halber als NAV bezeichnet.
Arbitrage
Wenn sich der Preis eines ETP aufgrund von Angebot und Nachfrage von seinem NAV entfernt, eröffnen sich Arbitrage-Möglichkeiten.
Wenn ETP-Preis > Basiswert
Der AP kann die Basiswerte kaufen und sie gegen ETP-Anteile eintauschen. Diese Anteile können dann an Finanzvermittler und Anleger verkauft werden. Da die ETP-Anteile mehr wert sind als die Basiswerte, erzielt der AP einen Gewinn.
Wenn ETP-Preis ˂ Basiswert
Der AP kann ETP-Anteile kaufen und sie gegen den Basiswert eintauschen. Diese Basiswerte können dann an Finanzvermittler und Anleger verkauft werden. Da die Basiswerte mehr wert sind als die ETP-Anteile, erzielt der AP einen Gewinn.
Bei ETPs ermöglicht der Ausgabe- und Rücknahmeprozess Arbitrage-Möglichkeiten. Der AP kann die Arbitragegeschäfte solange fortsetzen, bis kein Preisunterschied zwischen dem ETP und dem Basiswert mehr besteht und der Arbitrageprozess damit unrentabel wird. Damit wird sichergestellt, dass die Notierung eines ETP nur kurzfristig von seinem NAV abweicht.
So kostet z. B. Brot in München 2 € und in Hamburg 1 €. Der Transport des Brots von Hamburg nach München kostet 50 Cent. Damit bietet sich nun die Möglichkeit, das Brot in Hamburg zu kaufen und in München mit Gewinn weiterzuverkaufen.
Da er das ETP kauft und den zugrunde liegenden Basiswert verkauft, reduziert sich der Preisunterschied zwischen beiden. Mit der Zeit laufen die Preise schließlich zusammen, und die Arbitrage wird unrentabel. Durch diesen Prozess hat der AP dafür gesorgt, dass sich der Preis des ETP und seines NAV wieder angleichen.
Liquidität
Hierzu ein Beispiel: Das durchschnittliche Tagesvolumen aller an der Londoner Börse notierten ETPs, die den FTSE 100 nachbilden, beläuft sich auf rund 61 Mio. Pfund. Anleger, die nur diesen Wert betrachten, könnten zu dem Schluss gelangen, dass die Liquidität dieser Produkte begrenzt ist. Die verfügbare Liquidität für ETPs auf den FTSE 100 ist allerdings deutlich höher, da das durchschnittliche Tagesvolumen aller FTSE 100-Aktien mehr als 4,7 Mrd. Pfund beträgt. Das ETP-Volumen macht lediglich 1,31 % des Volumens der zugrunde liegenden Anlagen aus.
ETP Liquidity explained
FTSE-100-ETPs | FTSE-100-Aktien | ETP-Volumen in % des Basiswerts | |
Daily volume (£) | 61.657.355 | 4.724.042.460 | 1,31% |
Quelle: WisdomTree, Bloomberg – durchschnittliches Tagesvolumen (September 2016 bis August 2017).
Anleger, die ein ETP-Investment in Erwägung ziehen, sollten zur Messung der Liquidität des ETPs daher die Liquidität der zugrunde liegenden Anlagen betrachten und nicht nur das Börsenvolumen.
Überblick über die verschiedenen Orderarten
ETPs können genau wie Aktien an der Börse ge- und verkauft werden. Sie können über eine Online-Plattform oder einen Broker gehandelt werden. Das bedeutet, dass ein Anleger sein Portfolio in nur einer Transaktion und mit nur wenigen Mausklicks über ein Rohstoff-ETC diversifizieren oder an einem kompletten Referenzindex partizipieren kann.
Kauf eines ETP
Differenz zwischen Order- und Ausführungskurs
Da ETPs an der Börse gehandelt werden, kann es bei der Ausführung zu Kursabweichungen kommen, d. h. zu einem Unterschied zwischen dem bestmöglichen Kurs einer Anlage und dem tatsächlich erzielten Kurs.
An einer Börse werden die besten Geld- und Briefkurse aller Market Maker für eine bestimmte Anlage in einem Orderbuch verzeichnet. In dem unten dargestellten hypothetischen Orderbuch werden in der Spalte „Briefkurs“ die Preise angezeigt, zu denen ein ETP-Anteil gekauft werden kann. Die Spalte „Größe“ zeigt, wie viele Anteile am Markt verfügbar sind, und die Spalte „Order“ enthält die Zahl der Market Maker, die die Anteile zum jeweiligen Briefkurs verkaufen. Um dies zu veranschaulichen, haben wir unten ein hypothetisches Orderbuch dargestellt. Angenommen, ein Anleger
Ein hypothetisches Orderbuch
Briefkurs (€) | Größe | Order | Summe |
10.83 | 2,000 | 1 | 2,000 |
15.50 | 180 | 1 | 2,180 |
16.30 | 100 | 1 | 2,280 |
17.25 | 120 | 1 | 2,400 |
20 | 160 | 1 | 2,560 |
21.10 | 1,000 | 1 | 3,560 |
Quelle: ETF Securities, hypothetisches Beispiel.
Die Order eines Anlegers wird ausgeführt, indem zuerst die billigsten Wertpapiere und danach schrittweise die teureren erworben werden. Wenn ein Anleger beispielsweise die Order über 3.000 Papiere sofort ausführen will, kauft er zunächst die 2.000 verfügbaren Wertpapiere zu 10,83 €, da sie am billigsten sind. Der Rest der Order wird ausgeführt, indem die 180 Wertpapiere gekauft werden, die zum zweitbesten Briefkurs angeboten werden (15,50 €). Anschließend werden die nächstteureren Papiere erworben. Dies geht so lange weiter, bis alle 3.000 Wertpapiere gekauft sind und die Order damit ausgeführt ist. Hierbei sollte erwähnt werden, dass zu 21,10 € zwar 1.000 Anteile des ETP angeboten werden, aber nur 440 Anteile gekauft werden müssen.
Der durchschnittliche Preis eines ETP-Anteils wird ermittelt, indem die einzelnen Briefkurse mit der Anzahl der Anteile multipliziert werden, die zu diesem Kurs gekauft werden, und die Summe dieser Werte durch die gesamte Ordergröße (3.000) dividiert wird. Wie in der Tabelle links dargestellt, würde die gesamte Order von 3.000 Papieren zu einem durchschnittlichen Kurs von 13,54 € ausgeführt, während der billigste Kurs 10,83 € beträgt. Der Anleger würde also einen deutlichen Aufschlag für die Anlage zahlen, der seinen erwarteten Gewinn schmälern würde.
Anleger können sich jedoch durch die Verwendung verschiedener Orderarten gegen diese Abweichungen absichern.
Berechnung des Durchschnittskurses eines ETP-Anteils
Briefkurs (€) | Gekaufte Anteile | Orderkosten(£) | ||
10.83 | x | 2,000 | = | 21,660 |
15.50 | x | 180 | = | 2,790 |
16.30 | x | 100 | = | 1,630 |
17.25 | x | 120 | = | 2,070 |
20 | x | 160 | = | 3,200 |
21.10 | x | 440 | = | 9,284 |
Total | 40,634 |
Kosten der gesamten Order (€) | 40,634 |
Ordergröße | 3,000 |
Durchschnittskurs (€ ) | 40,634 / 3,000= 13.54 |
Orderarten
Es gibt vier wesentliche Orderarten; Market-Order; Limit-Order; Stop-Loss-Order; und Stop-Limit-Order.
Market-Orders werden unverzüglich ausgeführt, die Ausführung kann jedoch zu einem abweichenden Kurs erfolgen. Eine Market-Order ist im obigen Beispiel dargestellt.
Market-Order | Vorteile | Nachteile | Wird oft genutzt, wenn... |
Sofortige Ausführungzum besten Marktkurs |
Unverzügliche Transaktion | Kein garantierter Kurs und Gefahr der Ausführung zu einem abweichenden Kurse | ein schneller Abschluss der Transaktion wichtiger ist als der konkrete Kurs |
Anleger, die möchten, dass ihre Aufträge zu einem bestimmten Kurs ausgeführt werden, verwenden häufig eine Limit-Order.
Limit-Order | Vorteile | Nachteile | Wird oft genutzt, wenn ... |
Ausführung erfolgt mindestens zum festgelegten Kursr |
Ausführung erfolgt nur zu einem konkreten Kurs, den der Anleger bestimmt hat | Wird dieser Kurs nicht erreicht, kommt keine Transaktion zustande | eine Transaktion zu einem bestimmten Kurs ausgeführt werden soll |
Limit-Orders werden nach einer bestimmten Zeit gelöscht (normalerweise am Ende des Tages), können aber auch für längere Zeiträume erteilt werden. Solange sie noch nicht ausgeführt wurden, können sie geändert oder gelöscht werden.
Stop-Loss-Order | Vorteile | Nachteile | Wird oft genutzt, wenn... |
Ausführung als Market- Order, sobald der festgelegte Stopp-Kurs erreicht wird |
Größere Aussicht auf Zustandekommen der Transaktion als Limit- Order, wenn der Kurs nahe dem festgelegten Kurs liegt | Geringe Gefahr einer abweichenden Ausführung (Kurs kann sich nach Auslösung der Order ändern) | ein Gewinn gesichert oder ein Verlust begrenzt werden soll |
Stop-Limit-Order | Vorteile | Nachteile | Wird oft genutzt, wenn... |
Auslösung einer Limit- Order bei Erreichen des festgelegten Stopp-Kurses (d. h. Kombination aus Stopp- und Limit- Kurs) |
Maximaler Ausführungsschutz, um den gewünschten Preis zu erzielen
|
Kurs muss zwei festgelegte Limits erreichen, bevor es zu einer Transaktion kommt | Ein Gewinn gesichert oder ein Verlust begrenzt werden soll und kein Zeitdruck vorliegt |
Kosten und Performance
Die Kosten sind einer der wichtigsten Faktoren, die bei einer Anlage berücksichtigt werden müssen. Im Gegensatz zur Performance lassen sie sich leicht bestimmen.
Leider sind die Kosten für ETPs nicht immer eindeutig. Die am weitesten verbreitete Kostenkennzahl, die Total Expense Ratio (TER) oder Gesamtkostenquote, enthält häufig nicht alle Kosten. So sind verschiedene interne und externe Kosten, wie Transaktionskosten, Swap-Gebühren oder Geld-Brief-Spannen an Börsen nicht immer berücksichtigt.
In diesem Leitfaden versuchen wir, die gängigsten Kostenbestandteile zu beschreiben, die in den Gesamtkosten einer ETP-Anlage enthalten sind, und unterteilen diese in interne Kosten (Kosten im Zusammenhang mit dem Produkt) und externe Kosten (Kosten, die durch den Handel des Produkts entstehen).
Gleichung der Gesamtbetriebskosten
Interne Kosten
Gesamtkostenquote (TER)
Die Gesamtkostenquote gibt die jährlichen Kosten für das Management des Produkts wieder. Sie wird als Prozentwert angegeben. Die in der TER berücksichtigten Kosten können je nach Anbieter variieren, umfassen aber in der Regel die folgenden Bestandteile:
Verwaltungskostensatz (MER) |
Administrative Kosten |
Index-Lizenzgebühr |
Lagerungskosten (bei physischen ETCs) |
Kosten für Neugewichtung
Die Kosten, die einem physisch unterlegten ETP für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren entstehen.
Wenn der dem ETP zugrunde liegende Index seine Zusammensetzung ändert, muss dies auch der ETP tun. Die Transaktionskosten hängen davon ab, wie viele der Indexbestandteile wie oft geändert werden: je größer die Zahl der Änderungen und je häufiger die Änderungen, desto höher die Kosten für die Neugewichtung.
Swap-Gebühr
Die Gebühr, die der Anbieter eines synthetischen ETP für die Swap-Vereinbarungen an die Swap-Kontrahenten zahlen muss.
Die Swap-Gebühr wird zwischen ETPBetreiber und Kontrahenten ausgehandelt, wobei wirtschaftliche Faktoren wie die Absicherungskosten des Kontrahenten für das Swap-Geschäft, die Kosten für die Sicherheiten, das Bonitätsrating und die eigene Gewinnmarge berücksichtigt werden. Im Allgemeinen sind die Swap-Gebühren bei illiquiden oder exotischen Basiswerten höher.
In einigen Fällen wird die Swap-Gebühr in die TER der ETPs mit einbezogen.
Externe Kosten
Geld-Brief-Spanne
Wie bei jeder anderen gehandelten Anlage gibt es auch bei ETPs eine Spanne zwischen Kauf- und Verkaufspreis.
Geldkurs | Briefkurs | Geld-Brief-Spanne |
Der Preis, zu dem ein Käufer bereit ist, eine Anlage zu kaufen. | Der Preis, zu dem ein Verkäufer bereit ist, eine Anlage zu verkaufen. | Die Differenz zwischen dem Geld- und Briefkurs. |
Geld-Brief-Spannen werden von Market Makern gestellt, die dadurch sicherstellen, dass es immer einen Kauf- oder Verkaufspreis für die ETPs gibt. Market Maker werben um Kunden, indem sie versuchen, die günstigsten Kurse zu stellen. Bei einem ETP berücksichtigen Market Maker die Kosten für die Ausgabe und Rücknahme von Anleilen, die Market-Maker-Spanne sowie den Basiswert-Spread.
Wenn einer dieser drei Kostenbestandteile steigt, weiten die Market Maker die Geld-Brief-Spanne aus, um weiterhin einen Gewinn zu erzielen.
Je mehr Market-Maker Geld-Brief-Kurse für einen ETP stellen, desto geringer ist in der Regel die Geld-Brief Spanne. Die Preise von ETPs, für die es viele Market Maker gibt, liegen generell näher an den Preisen der von ihnen abgebildeten Basiswerte. Dies bedeutet wiederum, dass die Anleger für den Kauf des Produkts weniger bezahlen und beim Verkauf mehr verdienen.
Brokerage-Gebühr
Kosten, die ein Anleger für den Kauf oder Verkauf eines ETP an einen Broker zahlt.Steuern
Für die verschiedenen ETPs fallen je nach Art des Produkts, Domizil und den persönlichen Umständen der Anleger unterschiedliche Steuern an. Den Anlegern wird empfohlen, die genaue Steuerbelastung von Steuerexperten in ihrem jeweiligen Land prüfen zu lassen.Ausgabe- /Rücknahmegebühr
Die Gebühr, die der ETP-Anbieter für die Ausgabe (Creation) oder Rücknahme (Redemption) von Anteilen berechnet.
Market Maker (MM)
Market Maker sind Firmen, die für Liquidität am Markt sorgen, indem sie Geld- und Briefkurse stellen. Ihr Gewinn resultiert aus dem Kauf einer Anlage zu einem Kurs, der unter dem Verkaufskurs liegt, oder umgekehrt aus dem Verkauf einer Anlage zu einem höheren Kurs als der Kaufkurs. Die Market Maker versuchen dabei, die Anlage nur so kurz wie möglich zu halten, und sie im Idealfall gleichzeitig zu kaufen und zu verkaufen.
Ein Beispiel: Für ETP 1 könnte ein Market Maker einen Briefkurs (Verkaufskurs) von 100 € und einen Geldkurs (Kaufkurs) von 99 € stellen. Wenn Sie Ihre Anteile an ETP 1 zu 99 € verkaufen, kann der Market Maker sie für 100 € an einen anderen Käufer weiterverkaufen und erzielt so einen Gewinn von 1 €.
Market-Maker-Spread
Market Maker versuchen nicht, aus den Kursschwankungen einer Anlage Profit zu ziehen; was die meisten Anleger als Investmentchance betrachten, stellt für die Market Maker ein Risiko dar. Sie versuchen stattdessen, gleichzeitig zu kaufen und zu verkaufen. Dies ist nicht immer möglich, weshalb die Market Maker sich gegen die Kursschwankungen einer Anlage absichern. Die dadurch entstehenden Kosten werden als Market-Maker-Spread bezeichnet und werden an die Anleger weitergegeben.
Basiswert-Spread
Die Kosten für den Kauf des Basiswertes, der für die Schaffung eines physisch besicherten ETP erforderlich ist (Basiswerte weisen ebenfalls Geld-Brief-Spannen auf). Diese Kosten sind bei illiquiden Basiswerten höher als bei liquiden.
Kosten jenseits der Gesamtkostenquote
Im folgenden vereinfachten Beispiel ist die TER von ETP A 15 Basispunkte niedriger als die von ETP B. Berücksichtigt man jedoch alle Produktkosten, zeigt sich, dass ETP A um 9 Basispunkte teurer ist. Die Anleger sollten ein ETP also nicht allein auf Grundlage seiner TER bewerten, sondern die gesamten Kosten berücksichtigen.
Beispiele für Kosten der Gesamtkostenquote
|
TER (Bp.) | Swap-Spread (Bp.) | Wertpapierleihe (Bp.) | Geld-Brief-Spanne (Bp.) | Gesamt-kosten (Bp.) |
ETP A | 25 | 15 | -5 | 10 | 45 |
ETP B | 40 | 5 | -15 | 6 | 36 |
Quelle: ETF Securities, hypothetisches Beispiel.
Basispunkt / BPS
100 Basispunkte entsprechen 1 Prozentpunkt
(1 Basispunkt = 0.01%)
Tracking
Tracking Error und Tracking-Differenz
Tracking error
Die Volatilität der Performanceunterschiede zwischen einem Produkt und seinem Referenzindex.
Der Tracking Error ist die Standardabweichung der Performance eines Produkts von der Performance seines Referenzindex. Er gibt an, wie beständig das ETP seinen Index nachbildet.
Tracking Differenz
Der Performanceunterschied zwischen einem Produkt und seinem Referenzindex über einen bestimmten Zeitraum.
Die Tracking Differenz wird gemessen, indem die Unterschiede zwischen der Performance eines Referenzindex und der Performance des ETP gemessen werden, das diesen Index nachbildet. Sie zeigt, wie groß die negative Performance ausfällt. Aufgrund der Gebühren gibt es immer eine Tracking Differenz.
Die Tracking Differenz ist normalerweise negativ, d. h. dass das ETP hinter seinem Referenzindex zurückbleibt. Allerdings kann die Tracking Differenz bei physisch besicherten ETPs aufgrund eines Sampling-Ansatzes bei der Replikation und Erlösen aus der Wertpapierleihe positiv sein, was bedeutet, dass das ETP besser abschneidet als sein Index.
Berechnung des Tracking Error bei ETPs
Quelle: Wisdom Tree, hypothetisches Beispiel.
In dem hypothetischen Beispiel unten liegt die Ursache für den Tracking Error in der Volatilität der Performanceunterschiede zwischen Index und Produkt. Werden jedoch die Ergebnisse zwischen Tag 1 und Tag 36 verglichen, ist keine Tracking Differenz zu erkennen, da sowohl der Index als auch das Produkt in diesem 3-Tage-Zeitraum das gleiche Ergebnis erzielen. Misst man dagegen die Performance über einen anderen Zeitraum, z. B. nicht über 36, sondern über 20 Tage, dann läge eine Tracking Differenz vor.
Die Tracking Differenz schwankt in der Regel im Verlauf der Zeit und hängt daher vom gewählten Zeithorizont ab. Der Tracking Error muss sich somit nicht unbedingt auf die Tracking Differenz über einen bestimmten Zeitraum auswirken.
Während sich die Tracking Differenz leicht messen lässt, ist die Ermittlung des Tracking Error weitaus komplexer, da die Anbieter zahlreiche Methoden zu seiner Messung verwenden.
Abweichungen beim Tracking Error können auf die folgenden Faktoren zurückgehen:
- Häufigkeit der verwendeten Daten (täglich, wöchentlich, monatlich)
- Zeitraum (ein Jahr, drei Jahre, fünf Jahre)
- Rundungsabweichungen
- Feiertagsbedingte Abweichungen
Gegenwärtig gibt es kein standardisiertes Verfahren zur Berechnung des Tracking Error. Das bedeutet, dass sich die von den ETP-Anbietern gelieferten Zahlen unter Umständen nicht eins zu eins vergleichen lassen.
Ursachen für Tracking Error und Tracking Differenz
Die Kosten haben einen wesentlichen Einfluss auf Tracking Error und Tracking Differenz. Da sich die Gesamtkosten für das Halten einer Anlage sowohl aus festen Kostenbestandteilen (TER) als auch aus variablen Elementen (Geld-Brief-Spannen) zusammensetzen, können diese Kosten zur absoluten Renditedifferenz (Tracking Differenz) zwischen einem Produkt und seinem Referenzindex sowie zur Volatilität dieser Differenz (Tracking Error) beitragen. Darüber hinaus gibt es jedoch eine Reihe von Ursachen für den Tracking Error und die Tracking Differenz, die sich nicht auf die Kosten zurückführen lassen.
Kostenfaktoren mit Einfluss auf die Abbildungsqualität | Kostenfremde Faktoren mit Einfluss auf die Abbildungsqualität |
TER | Wiederanlage der Dividende |
Kosten für Neugewichtung | Quellensteuern |
Swap-Gebühren | Sampling |
Steuern | Wertpapierleihe |
Kostenfremde Faktoren mit Einfluss auf die Abbildungsqualität
Darüber hinaus gibt es jedoch eine Reihe von Ursachen für den Tracking Error und die Tracking-Differenz, die sich nicht auf die Kosten zurückführen lassen.
Bei einigen Indizes wird eine unverzügliche Wiederanlage der Dividendenerlöse am Ex-Dividenden-Datum zugrunde gelegt, während ein Produkt die Dividende vor einer Wiederanlage erst erhalten muss. In dieser Zeit kommt es daher zu Unterschieden zwischen der Performance des ETP und seines Referenzindex.
Diese Steuern werden zwar bei der Indexberechnung berücksichtigt, betreffen jedoch möglicherweise nicht alle Anleger. Lassen Sie bitte von einem unabhängigen Finanzberater prüfen, welche steuerlichen Konsequenzen sich für Ihre Anlage ergeben.
Wichtigkeit von Tracking Error und Tracking Differenz
Indizes verstehen
Performanceindex (TR)
Ein Index, in dem Dividendenausschüttungen und sonstige Einnahmen der zugrunde liegenden Basiswerte, wie etwa Zinsen oder Bezugsrechtserlöse, reinvestiert werden. Ein Beispiel ist der EURO STOXX 50 Total Return Index (Bloomberg-Code: SX5T).
Auch für Anleihen und Rohstoffe gibt es Performanceindizes. Sie werden jedoch auf etwas andere Weise berechnet.
Kursindex (PR)
Ein Index, der nur die Kursentwicklung der zugrunde liegenden Basiswerte abbildet und in dem Dividendenausschüttungen nicht reinvestiert werden.
Ein Beispiel ist der EURO STOXX 50® PriceReturn Index (Bloomberg-Code: SX5E).
FTSE 100 Total Return Index (TUKXG) vs. FTSE 100 Price Return Index (UKX)
Quelle: Bloomberg (January 2012 – Dezember 2018).
Diese Unterscheidung ist wichtig: Werden nämlich Bardividenden ausgeschüttet, sinken Kursindizes (PR), während Performance-Indizes (TR) von den Ausschüttungen nicht beeinflusst werden. Ein Beispiel: Wenn mehrere Unternehmen aus dem FTSE 100 an einem bestimmten Datum Dividenden ausschütten, würde der UKX-Index infolge der Dividendenausschüttungen nachgeben, wohingegen der TUKXG-Index davon nicht betroffen wäre. Daher hat der TUKXG-Index im vergangenen Jahr eine Outperformance
von 11,88 % gegenüber dem UKX-Index erzielt. Da in den Medien fast ausschließlich Kursindizes angegeben werden, kann dies für Verwirrung sorgen, wenn Anleger in ein ETP investieren, das einen Performance-Index nachbildet. Künftige Anleger sollten daher wissen, welche Art von Index (Performance- oder Kursindex) ein ETP nachbildet.
Futures, Contango and Backwardation
ETCs auf Nichtmetallrohstoffe bilden daher in der Regel Futures-Indizes nach. Mit Futures sind jedoch bestimmte Kosten verbunden, über die sich die Anleger im Klaren sein sollten, wenn sie ETPs auf diese Kontrakte erwerben. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die Folgen von Contango und Backwardation.
Futures (Kontrakte)
Eine Vereinbarung, dass eine Anlage zu einem zukünftigen Termin und einem festgelegten Preis von einer Partei gekauft und von einer anderen Partei verkauft wird.
Futures-Kontrakte sind standardisiert, d.h. die Menge und Qualität der dem Kontrakt zugrunde liegenden Anlage wird im Voraus definiert. So entspricht ein Weizen-Future an der New Yorker Warenterminbörse NYMEX beispielsweise 5.000 Scheffel der Qualität Nr. 1 und der Sorte Soft Red Winter. Auf diese Weise wird die Entstehung eines liquiden Markts erleichtert, da Käufer und Verkäufer genau wissen, was sie handeln.
Futures-Kontrakte haben unterschiedliche Verfallstermine (der Zeitpunkt, zu dem der Rohstoff geliefert werden muss), die von einem Monat bis drei Jahren oder länger reichen.
Futures Contracts and Indices
Der Preis eines Futures-Kontrakts setzt sich aus dem Kassakurs (Spotpreis) des Basiswerts sowie den Haltekosten (Costs of Carry) zusammen, die weiter unten erklärt werden. Anstatt den Futures-Kontrakt zu kaufen, könnte der Anleger den Rohstoff erwerben und ihn über die Laufzeit des Kontrakts lagern. So könnte ein Anleger, der in drei Monaten 1.000 Barrel Öl erhalten will, entweder einen entsprechenden Futures-Kontrakt kaufen oder direkt die 1.000 Barrel Öl erwerben und sie drei Monate lang lagern.
Der sofortige Kauf des Rohstoffs verursacht jedoch Extrakosten, nämlich Zinsen sowie Lager- und Versicherungskosten. Diese Kosten werden als Haltekosten (Cost of Carry) bezeichnet.
Rollrendite
Um ein kontinuierliches Engagement zu erzielen, müssen Futures-Kontrakte kurz vor ihrem Ablauf regelmäßig glattgestellt und auf einen neuen Kontrakt mit längerer Laufzeit übertragen werden. Dieser Prozess wird als „Rollen“ bezeichnet. Es ist möglich, mit ihm eine „Rollrendite“ zu erzeugen, die sich entweder positiv oder negativ auf die Renditen auswirken kann.Contango
Futures-Kontrakte werden in der Regel kurz vor ihrem Ablauf glattgestellt, um anschließend in einen neuen Kontrakt mit längerer Laufzeit zu investieren. Mit diesem als „Rollen“ bezeichneten Prozess soll eine tatsächliche Lieferung des betreffenden Rohstoffs vermieden und ein kontinuierliches Rohstoffengagement ermöglicht werden.Die erworbenen Kontrakte können teurer sein als die verkauften Kontrakte, was einem Anleger in Rohstoff-Futures Verluste bescheren würde. Dieser Markttrend ist unter dem Namen „Contango“ bekannt, und der Preisunterschied wird allgemein als „Rollrendite“ bezeichnet. Da die Rollrendite bei der Berechnung des Indexwerts berücksichtigt wird, hat sie negative Auswirkungen auf den Wert des Index.
Ein Beispiel: Angenommen ein Anleger hält 100 Front-Month-Kontrakte in Erdöl, die kurz vor dem Verfall stehen und daher gerollt werden müssen. Gemäß der Abbildung rechts können sie für 79 USD verkauft werden, was einen Gewinn von 7.900 USD bedeuten würde. Dieses Geld wird dann in Futures investiert, die einen Monat später verfallen (M2-Futures) und 79,4 USD kosten. Mit den 7.900 USD können jedoch nur 99 M2-Futures erworben werden. Der Anleger hat also aufgrund der Rollkosten 1 % seiner Anlage verloren.
Öl-Terminkurve in Contango (USD/Barrel)
Quelle: WisdomTree, hypothetisches Beispiel
Backwardation
Umgekehrt können die Kontrakte mit längerer Laufzeit günstiger sein als die aktuellen Kontrakte, die glattgestellt werden. Diese Marktsituation wird als „Backwardation“ bezeichnet. Befindet sich der Markt in Backwardation, kann der Anleger eine positive Rollrendite erzielen.
Öl-Terminkurve in Backwardation (USD/Barrel)
Quelle: WisdomTree, hypothetisches Beispiel
Collateral yield
Bei einem Futures-Kontrakt wird der Großteil des bei der Lieferung des Rohstoffs fälligen Betrags nicht sofort gezahlt. Bei Futures-Indizes gilt dagegen, dass der gesamte Kontraktwert im Voraus bezahlt wird. Das würde allerdings bedeuten, dass Anleger, die in einen Futures-Index investieren, auf Zinsen verzichten müssten, die sie beim Kauf eines Futures-Kontrakts verdient hätten. Aus diesem Grund wird bei der Indexberechnung eine Collateral Yield berücksichtigt, um dem Rollprozess bei Anlagen in Futures besser Rechnung zu tragen.Somit kann man sagen, dass ein Futures-Index aus drei Elementen besteht: der Spotrendite, der Rollrendite und der Zinsrendite (Collateral Yield). Ein Rohstoffindex, der alle drei Elemente umfasst, wird als Performanceindex bezeichnet.
Zusammensetzung der Rendite – Bloomberg Crude Oil: jährliche Rendite von 1991 bis 2016
Quelle: WisdomTree, Bloomberg (1991 - 2016)
Es gibt allerdings ETPs, die Kursindizes nachbilden. In diesen Indizes ist die Collateral Yield nicht enthalten.
Die Folgen von Contango und Backwardation
Da ETCs auf Nichtmetalle Futures-Indizes nachbilden, wird sich auch die Rendite eines ETC aus den drei oben genannten Elementen Spotrendite, Rollrendite und Collateral Yield zusammensetzen. Aus der unteren Abbildung geht hervor, dass vor allem die Rollrendite dafür verantwortlich ist, dass ein Rohstoff-ETC die Spotrendite nicht erreicht. Die Rollrendite hängt davon ab, ob sich der Terminmarkt in Contango oder Backwardation befindet. Das Ausmaß der Auswirkungen dieser Marktsituation auf die Renditen von ETCs sollten nicht unterschätzt werden. Ein Beispiel dafür liefert das Jahr 2009: Obwohl der Spotpreis von Rohöl um über 50 % stieg, zehrte ein Contango diese Zugewinne fast vollständig auf.
ETCs können Futures-Indizes nachbilden, die Engagements in kurz- sowie in langfristigen Kontrakten simulieren. Eine Möglichkeit, die Auswirkungen von Contango und Backwardation kurzfristig abzuschwächen, besteht darin, in länger laufende Kontrakte zu investieren. ETCs, die kurzfristige Futures-Indizes nachbilden, müssen die Kontrakte häufiger rollen als ETCs auf langfristige Futures. Dadurch haben kurzfristige Preisänderungen und der Verlauf der Terminkurve eine stärkere Wirkung auf die Anleger. Der Preis von langfristigen Futures wird normalerweise vor allem von strukturellen Aspekten in Bezug auf die Angebots- und Nachfragesituation beeinflusst. In der Abbildung auf der nächsten Seite lässt sich erkennen, dass die Rollrendite des ETP, das den längerfristigen Futures-Index nachbildet, näher an Null liegt. Bei ETPs auf kürzer laufende Futures-Indizes können die Schwankungen der Rollrendite deutlich höher sein.
Kurzfristige Impulsgeber | Langfristige Impulsgeber |
Unmittelbare Angebots-/Nachfrage- Probleme aufgrund von:
|
Strukturelle Angebots-/Nachfrage- Probleme aufgrund von:
|
Ein Anleger kann versuchen, die Auswirkungen von Contango und Backwardation zu begrenzen und – in Einzelfällen – davon zu profitieren. Um Futures-Kontrakte möglichst wenig rollen zu müssen und die Spotpreise möglicherweise genauer nachzubilden, kann ein ETP einen länger laufenden Kontrakt nachbilden. Hierbei sollte angemerkt werden, dass ein ETC-Anleger mit einer langfristigen Ausrichtung bei einer Terminkurve in Backwardation von einer positiven Rollrendite profitieren kann. Einige ETCs bilden Indizes nach, in denen die Laufzeit der Futures zur Optimierung der Rollrendite dynamisch angepasst wird. Nicht alle dieser Strategien weisen jedoch eine bessere Performance auf.
Contango / Backwardation von ETFS Brent (1 M. & 2 J.) ggü. US Öl-Lagerbestände
Letztlich muss Anlegern klar sein, mit welchem Ziel sie investieren. Wenn ein Anleger versuchen will, kurzfristige Ungleichgewichte von Angebot und Nachfrage auszunutzen, empfiehlt sich hierfür möglicherweise ein ETP auf einen kurzfristigen Futures-Index. Will er dagegen von strukturellen Verschiebungen profitieren, dann ist unter Umständen ein längerfristiges ETP besser geeignet.
Aktive und passive Anlagen
Die meisten ETP-Produkte sind passive Anlagen, da mit ihnen ein Referenzindex oder Basiswert nachgebildet wird.
Die Kosten aktiver Fonds
1 Jahr | 3 Jahre | 5 Jahre | 10 Jahre | 20 Jahre | |
Aktiver Fonds (Gebühr: 2 %) | £9,800 | 9,411.92€ | 9,039.21€ | 8,170.73€ | 6,676.08€ |
ETP (Gebühr: 0,5 %) | 9,950€ | 9,850.75€ | 9,752.49€ | 9,511.10€ | 9,046.10€ |
Quelle: WisdomTree, hypothetisches Beispiel.
Über 20 Jahre wären die Kosten für den aktiv verwalteten Fonds um fast 2.500 € höher gewesen als für das ETP. Dies ist natürlich ein extremes Beispiel, aber die Einsparungen sind erheblich, sogar über kürzere Zeiträume.
Risiken passiver Anlagen
Indexverzerrung
Die Anlage in einen passiven Indexfonds hat den Vorteil, dass man an einer breiten Zahl von Basiswerten partizipiert. Ein Indexengagement garantiert jedoch nicht immer automatisch auch eine Diversifikation. So können Indizes stark in einem bestimmten Sektor konzentriert sein. Im Juli 2007, auf dem Höhepunkt des Booms vor der Krise, machten Finanzdienstleistungen 36 % des EURO STOXX 50® aus. In den folgenden zwei Jahren ging dieser Anteil auf 31 % zurück und die Marktkapitalisierung sank um 479. Mrd. € was zu einem Rückgang des EURO STOXX 50® von 41 % in diesem Zeitraum beitrug.
Ein kompetenter aktiver Manager wäre möglicherweise in der Lage gewesen, seine Verluste zu reduzieren, indem er sein Engagement im Finanzsektor verringert. Für einen passiven Anleger hätte diese Möglichkeit nicht bestanden. Viele Verfahren zur Zusammenstellung von Indizes begrenzen allerdings die Sektor- und Einzeltitelgewichtungen, um dieses Risiko zu senken.
Tracking-Ungenauigkeit
ETPs versuchen zwar, Indizes so genau wie möglich nachzubilden, sind dabei jedoch nicht hundertprozentig erfolgreich. In der Praxis kommt es normalerweise zu Tracking Differenzen zwischen dem Index und dem Produkt. In den liquidesten Märkten sind diese Differenzen allerdings begrenzt. So beträgt die durchschnittliche Tracking Differenz von ETPs auf den EURO STOXX 50® nur 0,47%. Bei einzelnen ETPs kann sie dagegen deutlich höher ausfallen, vor allem in weniger liquiden Marktsegmenten. Ein ETP, das stark hinter seinem Index zurückbleibt, erzielt unter Umständen weniger Rendite als ein aktiver Fonds.
Kombination von aktiven und passiven Anlagen
ETPs sollten als Bausteine innerhalb eines Anlageportfolios genutzt werden. Die Kombination von aktiven und passiven Anlagen in einem einzigen Portfolio kann sich für die Anleger als positiv erweisen. Durch die Beimischung eines passiven Fonds zu einem Kernportfolio lassen sich die Gesamtkosten und die Volatilität des Portfolios senken. Zusätzliche Positionen (die als Satelliten-Anlagen bezeichnet werden) nutzen die Möglichkeit aktiver Fonds, zukunftsgerichtete Prognosen umzusetzen und den Markt möglicherweise zu übertreffen. Mit diesem flexiblen Portfolioaufbau aus Kern- und Satelliten-Anlagen sollen die Vorteile aktiver und passiver Strategien optimal kombiniert werden.
Kombination von aktiven und passiven Anlagen
ETPs sollten als Bausteine innerhalb eines Anlageportfolios genutzt werden. Die Kombination von aktiven und passiven Anlagen in einem einzigen Portfolio kann sich für die Anleger als positiv erweisen. Durch die Beimischung eines passiven Fonds zu einem Kernportfolio lassen sich die Gesamtkosten und die Volatilität des Portfolios senken. Zusätzliche Positionen (die als Satelliten-Anlagen bezeichnet werden) nutzen die Möglichkeit aktiver Fonds, zukunftsgerichtete Prognosen umzusetzen und den Markt möglicherweise zu übertreffen. Mit diesem flexiblen Portfolioaufbau aus Kern- und Satelliten-Anlagen sollen die Vorteile aktiver und passiver Strategien optimal kombiniert werden.
ETPs können als Bausteine in einem Investmentportfolio verwendet werden. Letztendlich können die Anleger von der Kombination aktiver und passiver Anlagen in einem einzigen Portfolio profitieren. Die Einbeziehung von passiven Fonds in den Kern eines Portfolios trägt zur Minimierung der Gesamtkosten und der Volatilität eines Portfolios bei.