WisdomTree
Gold Monthly
February 2025

Nitesh Shah
Head of Commodities and Macroeconomic Research, WisdomTree Europe
Nitesh Shah ist Head of Commodities & Macroeconomic Research, Europe bei WisdomTree. Vor der Übernahme von ETF Securities im April 2018 war er bei dem Unternehmen Rohstoffstratege. Nitesh Shah verfügt über 20 Jahre Erfahrung als Ökonom und Stratege und deckt eine Vielzahl von Märkten und Anlageklassen ab.
Bei WisdomTree leitet er den Research für Rohstoffe und entwickelt verständliche Publikationen für ein breites Publikum. Sein Gold-Modell und seine Prognosen finden bei den Kunden hohen Anklang.
Ein neues Jahr, ein neues Hoch für Gold
Der erste Monat des chinesischen Jahrs der Schlange erwies sich als positiv für Gold: Das Edelmetall stieg am 19. Februar 2025 auf einen neuen Höchststand von 2.936,85 US-Dollar je Unze (LBMA1). Während sich andere wichtige Vermögenswerte wie US-Aktien auf unsicherem Terrain bewegen, gedeiht Gold als sicherer Hafen.
Gegenwind durch Anleihen und US-Dollar flaut ab
Der US-Dollar-Korb hat von einem Höchststand von 110,0 am 13. Januar auf 106,6 am 21. Februar abgewertet, was Gold nach einer unaufhaltsamen Rallye des US-Dollar seit Oktober 2024 etwas Luft verschafft (Abbildung 1).
Abbildung 1: Gold und US-Dollar-Korb
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Von Januar 2019 bis Februar 2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Die Renditen zehnjähriger inflationsgeschützter US-Staatsanleihen gingen ebenfalls zurück, und zwar von 2,32 % am 14. Februar auf 2,00 % am 21. Februar (Abbildung 2) – eine weitere positive Entwicklung für Gold.
Abbildung 2: Gold und inflationsgeschützte US-Staatsanleihen
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Von Januar 2019 bis Februar 2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Der nachlassende Gegenwind durch den US-Dollar und Anleihen ist zwar hilfreich, erklärt aber nicht allein den kräftigen Anstieg bei Gold.
Gold als bevorzugter sicherer Hafen
Die Märkte bleiben durch die aggressive Zollpolitik von Präsident Trump verunsichert. Das unberechenbare Vorgehen des US-Präsidenten nährt die Bedenken der Anleger. Beispielsweise wurde der Zollsatz von 25 % gegenüber Kanada und Mexiko, der ursprünglich mit sofortiger Wirkung für den 1. Februar 2025 angekündigt wurde, am 3. Februar um nur einen Monat verschoben. Je näher die Frist rückt, desto größer wird die Unsicherheit, insbesondere in Anbetracht der mangelnden Fortschritte bei den Fentanyl-Kontrollen und der ständigen Androhung von Vergeltungszöllen durch Kanada und Mexiko. Vor dem Hintergrund der gegenseitigen Abhängigkeit der USA und ihrer Nachbarländer beim Handel mit Öl, Gas und Mineralien könnten derartige Zölle erhebliche Inflationswirkungen haben.
Anleger wenden sich verstärkt Gold zu, um sich gegen die Risiken durch eskalierende Handelsspannungen abzusichern.
Außerdem haben sich die geopolitischen Risiken verschärft. Präsident Trump und der ukrainische Präsident Selenskyj lieferten sich eine öffentliche Auseinandersetzung, nachdem Trump Gespräche mit Russland über die Beendigung des Konflikts ohne Einbeziehung der Ukraine aufgenommen hat. Trump bezeichnete Selenskyj sogar als „Diktator“ und bezog sich dabei auf die Aussetzung der Wahlen aufgrund von Kriegsbedingungen. Das Drängen der USA auf Zugang zu den enormen Bodenschätzen der Ukraine (unter anderem Lithium, Titan, Uran, Gas und Öl) in Verbindung mit ihren wechselnden militärischen Verpflichtungen verunsichert die Anleger und treibt die Nachfrage nach Gold weiter an.
Inflation: Höher für längere Zeit?
Die Einführung von Zöllen dürfte sich inflationär auswirken und die Endpreise sowohl für Verbraucher als auch für Zwischenerzeuger anheben. Selbst die Androhung von Zöllen erzeugt Inflationsdruck. Eine Umfrage von CreditCards.com2 ergab, dass jeder fünfte Amerikaner mehr einkauft als üblich, wobei viele ihre Besorgnis über die drohenden Zölle anführten. Außerdem hat jeder vierte Amerikaner seit November in Erwartung höherer Preise größere Einkäufe getätigt.
Die VPI3-Kerninflation in den USA lag im Januar bei 3,3 % und übertraf damit die Konsensschätzung von 3,1 %. Das deutet darauf hin, dass Panikkäufe die Preise bereits beeinflussen könnten.
Gold, eine bewährte Absicherung gegen die Inflation, steigt angesichts der zunehmenden Befürchtungen einer wiederauflebenden Inflation.
Die Goldnachfrage der Zentralbanken bleibt kräftig
Nach Angaben des Weltgoldrats vom Februar 2025 (Abbildung 3) haben die Zentralbanken auch 2024 in rasantem Tempo Gold gekauft und damit das dritte Jahr in Folge mehr als 1.000 Tonnen erworben. Das ist mehr als das Doppelte des vorherigen Zehn-Jahres-Durchschnitts. Das Einfrieren von G74-Vermögenswerten als Reaktion auf den Russland-Ukraine-Krieg hat die Zentralbanken zur Diversifikation gegenüber den G7-Währungen veranlasst. Daher ist Gold eine attraktive Alternative.
Die endgültigen Zahlen für 2024 waren etwas überraschend, da die Internationalen Finanzstatistiken des IWF5 schwächere Käufe in der zweiten Jahreshälfte vermuten ließen. Die offiziellen Daten zeigten jedoch eine Verstärkung.
- Nationalbank Polens (NBP): der größte Käufer, der seine Reserven um 90 Tonnen aufstockte. NBP-Präsident Adam Glapiński äußerte eine starke Präferenz für Gold und strebt an, den Anteil von Gold an den Gesamtreserven auf 20 % auszudehnen.
- Türkische Zentralbank (CBRT): der zweitgrößte Abnehmer mit insgesamt 75 Tonnen im Jahr 2024. Anders als im Jahr 2023 verkaufte die CBRT 2024 kein Gold.
- Reserve Bank of India (RBI): kaufte bis Dezember jeden Monat Gold und vervierfachte damit ihre Käufe des Jahres 2023.
- People's Bank of China (PBOC): Obwohl sich das Tempo der chinesischen Goldkäufe nach Mai 2024 verminderte, tätigte die PBOC im November, Dezember und Januar 2025 wieder Käufe.
Abbildung 3: Goldnachfrage der Zentralbanken
Quelle: WisdomTree, Weltgoldrat, Q1/2010 – Q4/2024. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Chinas ETP-Käufe lassen nach
Die chinesische Nachfrage nach börsengehandelten Produkten (Exchange-Traded Products, ETP), die 2024 trotz globaler Abflüsse Rekordzuflüsse verzeichnete, lässt Anzeichen einer Abschwächung erkennen. Nach Angaben des Weltgoldrats kam es im Januar 2025 zu einem Abfluss von 4,7 Tonnen aus chinesischen ETP, was wahrscheinlich auf Gewinnmitnahmen im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfests zurückzuführen war. Höhere Preise dämpfen zwar die Schmucknachfrage, aber die Käufe von Barren und Münzen bleiben robust.
Gold-EFP klingt ab
Letzten Monat berichteten wir, dass sich die Spanne zwischen den Spot- und den Frontmonats-Terminpreisen – ein Indikator für den EFP (Exchange for Physical) – so stark ausgeweitet hat wie seit der COVID-19-Krise nicht mehr. Ausschlaggebend hierfür war die Unsicherheit über US-Zölle auf Goldbarren. Die US-Goldpreise hatten angesichts drohender Zölle einen Aufschlag erzielt.
Zum 21. Februar 2025 hat sich der EFP-Spread jedoch deutlich verringert und ist nun negativ (Abbildung 4). Obwohl keine ausdrücklichen Ausnahmen für Gold angekündigt wurden, ist der Markt offenbar zuversichtlicher, dass sich Logik durchsetzen und zu einer Ausnahmeregelung für Gold führen wird.
Abbildung 4: Frontmonats-Goldfutures abzüglich Spotpreis
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Von Januar 2020 bis Februar 2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Darüber hinaus hat der Anstieg der COMEX6-Bestände (Abbildung 5) dem Markt die Gewissheit gegeben, dass in den New Yorker Tresoren reichlich Gold vorhanden ist.
Abbildung 5: COMEX-Goldbestand
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Von Januar 2020 bis Februar 2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Dennoch sollte man diesen Bereich im Auge behalten. Im Falle der Einführung von Universalzöllen ohne Ausnahmen könnte es zu einer erneuten Divergenz zwischen den Goldpreisen in London und New York kommen. Außerdem wird ein Großteil der letzten Goldzuflüsse nach New York in 400-Unzen-Barren abgewickelt, die zu 100-Unzen-Barren raffiniert werden müssten, um die COMEX-Lieferstandards zu erfüllen.
1 LBMA = London Bullion Market Association.
2 https://www.creditcards.com/statistics/1-in-5-americans-are-doom-spending/
3 Verbraucherpreisindex.
4 Die Gruppe der Sieben (G7) ist ein zwischenstaatliches politisches und wirtschaftliches Forum aus den USA, dem Vereinigten Königreich, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien und Japan. Hinweis: Die Europäische Union ist ein nicht aufgezähltes Mitglied.
5 IWF = Internationaler Währungsfonds.
6 COMEX = Commodity Exchange, der wichtigste Markt für den Handel mit Futures und Optionen auf Metalle wie Gold, Silber, Kupfer und Aluminium.