Gilts, Bundesanleihen, Treasuries - wie Sie sich gegen Verluste absichern können
Donald Trump hat die Präsidentschaftswahl in den USA gewonnen. Großbritannien will den Brexit. Die EZB ist nicht in der Lage, den Renditeanstieg bei deutschen Bundesanleihen und italienischen Staatsanleihen (BTPs) einzugrenzen. Alle diese jüngsten Ereignisse unterstützen die neue negative Stimmung an den Rentenmärkten. Anleger sollten daher jetzt die Verlustrisiken von erstklassigen Schuldverschreibungen untersuchen und sich davor schützen. Aber wie?
Eine sehr einfache aber effektive Absicherungsstrategie zum Schutz für Long-Positionen ist der Einsatz von gehebelten Short-ETPs, die die Entwicklung eines Index in die entgegengesetzte Richtung abbilden. In diesem Beitrag erklären wir, wie Engagements in britische Staatsanleihen (Gilts) und andere erstklassige Staatsanleihen einschließlich US-Treasuries und deutsche Bundesanleihen mit Hilfe von Short Exchange Traded Products (ETPs = börsengehandelte Produkte) abgesichert werden können.
Schlüssel zum Verständnis, wie Short-ETPs als Absicherungsinstrumente und als Mittel zur Positionierung in Bärenmärkten wirken, ist die Volatilität und die Kenntnis ihrer Auswirkungen auf die täglich berechnete Gesamtrendite und wie ein Wiederausgleich (Rebalancing) in unsicheren Börsenphasen funktioniert.
Short-ETPs – wie funktionieren sie?
Anleger können ihre Long-Positionen in Gilts mit Hilfe von Short-ETPs absichern. Short-ETPs sind ein in die andere Richtung laufendes Engagement in dem zugrunde liegenden Index. Sie haben auf täglicher Basis ausgleichende Wirkung und können mit und ohne Hebel (leveraged oder unleveraged) eingesetzt werden.
Verlieren zum Beispiel zehnjährige Gilts an einem Tag 0,20%, gewinnt ein ungehebeltes Short-ETP auf zehnjährige Gilts an diesem Tag 0,20%. Ist der Short-ETP gehebelt, berechnet sich seine Tagesrendite aus der inversen Rendite, die mit diesem Hebel multipliziert wird. Hat in dem obigen Beispiel der Short-ETP den Hebel -3, dann verdreifacht sich seine Rendite auf 0,6% (-3 x -0,2%).
Vor dem Hintergrund der zuletzt negativen Stimmung an den Anleihenmärkten zeigt Grafik 1 wie sich unsere Boost 3x Short-ETPs, welche die Vergleichsindizes für US-Treasuries, deutsche Bundesanleihen, britische Gilts und italienische BTPs nachbilden, entwickelt haben.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Indikatoren für zukünftige Wertentwicklungen.
Beispiel aus der Praxis: Absicherung des Brexit-Votums mit Short-ETPs auf Gilts
Das EU-Referendum war mit großen Unsicherheiten über die wirtschaftlichen Aussichten Großbritanniens verbunden und ist es noch. Insbesondere die steigenden Inflationserwartungen, die Verschlechterung des Handels- und des Haushaltsdefizits sowie der bedrohte Status von Gilts als „sicherer Hafen“ haben die Anleger beunruhigt.
Mit einer fiktiven Anlage von 100 GBP in zehnjährige Gilts möchten wir zwei einfache Absicherungsstrategien mit Hilfe von 3x Short-ETPs erklären:
1) Absicherung ohne Rebalancing (Kaufen und Halten): Kauf eines 3x Short-ETP mit einem nominalen Wert, der dem Anfangswert der Long-Position (Gilt) entspricht (gestrichelte orange Linie in Grafik 2).
2) Absicherung, mit Rebalancing: Kauf und Verkauf von 3x Short-ETP zur Anpassung des angenommenen Werts (ETP) an die Wertveränderung der Long-Position (Gilt) (durchgehende orange Linie in Grafik 2).
Ohne Absicherung
Im Vorfeld des EU-Referendums bis heute hat sich die Marktstimmung gegenüber britischen Staatsanleihen umgekehrt. Mit dem britischen Votum für den EU-Austritt, das der Markt als Risikoprofil wahrnahm, stiegen die Kurse von zehnjährigen Gilts (stellvertretend sind rollierende Terminkontrakte angegeben) von Juni bis Ende August um 8%. Gleichzeitig sanken die Renditen um rund 60 Basispunkte (Bp) auf die historischen Tiefststände von rund 0,5% (schattierte Fläche in Grafik 2).
Im September schlug die Stimmung wieder deutlich um, nachdem die Regierung den Austritt unter Berufung auf Artikel 50 des EU-Vertrages bekräftigt hatte. Die damit verbundenen Probleme für die Leistungsbilanz, den Staatshaushalt und die Inflation setzte das Pfund Sterling besonders unter Druck, aber Dominoeffekte lösten auch eine Verkaufswelle bei Gilts aus. Von den tiefen Niveaus im August stiegen die Renditen zehnjähriger Gilts bis Ende Oktober um mehr als 70 Bp auf rund 1,2%, oder anders ausgedrückt, verloren Anleger in diesem Zeitraum 4,5%.
Innerhalb dieser wenigen Monate summierten sich die Verluste auf den gleichen Betrag, den Gilts Anlegern seit 2010 im Schnitt jährlich an Rendite geliefert hatten. Darüber hinaus bestehen weiterhin Unsicherheiten über den Brexit: wird er hart oder weich und wann wird Artikel 50 ausgelöst, nachdem der High Court als oberstes Zivilgericht entschieden hat, dass das Parlament diese Entscheidung bestätigen muss? All dies sind Gründe für den Fortbestand der negativen Stimmung gegenüber Gilts.
Absicherungsstrategie 1: Absicherung ohne Rebalancing, Kaufen und Halten eines 3x Short-ETP
Werden 25 GBP aus der Long-Position auf Gilts in einen 3x Short-ETP investiert, besteht für einen Tag vollständige Sicherheit. Der nominale Wert der Short-Position ist mit 75 GBP (3 x 25 GBP) ebenso hoch wie der Wert der Long-Position (75 GBP in Gilts). Ist der Hebel weniger (höher) als 3, muss ein höherer (niedriger) Betrag als 25 GBP in 3x Short-ETP investiert werden, um das Engagement in Gilts vollständig abzusichern.
Eine Preisveränderung von z.B. -2% würde den Wert des Investments für einen Tag schützen, da der Verlust bei der Long-Position (75 GBP x -4%) durch den Gewinn bei der Short-Position (25 GBP x -3 x -4%) aufgewogen wird.
Wie hat sich die abgesicherte Position in der Zeit von Juni bis November entwickelt?
Wie die gestrichelte orangefarbene Linie in Grafik 2 zeigt, ist der Wert der abgesicherten Position mit einer Gesamtrendite von -0,36% für den Zeitraum relativ stabil geblieben. Darin spiegelt sich der begrenzte Einfluss der täglichen Aufzinsung auf die kumulative Performance des 3x Short-ETP und der abgesicherten Position wieder. Über diesen Zeitraum schützte die „Kaufen-und-Halten“-Strategie Anleger damit effektiv.
Grafik 2 zeigt aber auch, dass sich bei dieser Strategie aus den oben beschriebenen Gründen der Wert der abgesicherten Position des Portfolios vom gewünschten Zielwert entfernt. Zum Beispiel steigt der Wert der Long-Position während des relativ sprunghaften Aufwärtstrends mehr als der 3x Short ETP an nominalem Wert verliert, wodurch das Portfolio insgesamt zunehmend zu gering abgesichert war. Während des sprunghaften Abwärtstrends überstiegen die Verluste der Long-Position die Gewinne der 3x Short-ETP, wodurch das Portfolio zunehmend zu hoch abgesichert war.
In solchen Situationen spielt die zweite Absicherungsstrategie ihre Vorteile aus (s.u.).
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Indikatoren für zukünftige Wertentwicklungen.
Absicherungsstrategie 2: Absicherung mit Rebalancing, Kauf oder Verkauf von 3x Short-ETP zur Anpassung an die abgesicherte Position
Mit der Anpassung (Rebalancing) der Absicherungsposition (ETP) kann eine zu starke oder zu geringe Absicherung des Portfolios begrenzt werden. Wie die durchgehende orange Linie in Grafik 3 zeigt, erreicht man dadurch eine stabilere Absicherungsposition als mit der „Kaufen-und-Halten“-Strategie.
Wie stark und wann angepasst werden muss, hängt von der Toleranz des Anlegers ab, wie weit sich die abgesicherte Position vom Zielwert entfernen darf, bevor eine ausgleichende Anpassung ausgelöst wird. In einem vereinfachten Beispiel erlauben wir der am 1. Juni vorgegebenen Absicherungsquote von 25% (25 GBP in 3x Short-ETPs von einer ursprünglichen Anlage von 100 GBP in Gilts), zwischen den realisierten Absicherungsquoten von 27,5% (oberes Limit einer zu starken Absicherung) und 22,5% (unteres Limit einer zu geringen Absicherung) zu schwanken. Wird der obere oder untere Grenzwert erreicht, wird eine Anpassung ausgelöst.
Wann in welche Richtung und wie oft Anpassungen ausgelöst wurden, um die Absicherungsposition zu stabilisieren, zeigen die vertikalen grünen und roten Balken in Grafik 3.
Anpassung am 24. Juni 2016: An diesem Tag zeigte das Ergebnis des EU-Referendums, dass die Briten mehrheitlich für einen Austritt stimmten. Der Ausverkauf bei Aktien trieb Anleger in sichere Häfen, die Kurse von zehnjährigen Gilts sprangen nach oben. Dadurch erreicht die Absicherungsposition den unteren Grenzwert und löst eine Anpassung aus. Der Anleger kauft zusätzliche 3x Short-ETPs (linker grüner Balken in Grafik 3).
Anpassung am 9. August: An diesem Tag kaufte die Bank von England für große Summen britische Staatsanleihen, um den fehlgeschlagenen Versuch zu kompensieren, ausreichend Unternehmensanleihen zu kaufen. Im Rahmen des einen Tag zuvor bekannt gegebenen Kaufprogramms für Unternehmensanleihen waren ihr nicht genügend Unternehmensanleihen zum Kauf angeboten worden. Daraufhin stiegen die Kurse von zehnjährigen Gilts erneut und es wurden weitere 3x Short-ETPs gekauft, um das gewünschte Absicherungsniveau zu erhalten (mittlerer grüner Balken in Grafik 3).
Anpassung am 13. Oktober: An diesem Tag wurde die obere Grenze des Absicherungsbereichs berührt, nachdem die Gilt-Kurse in den Wochen zuvor deutlich gesunken waren. Auslöser dafür waren Sorgen über einen harten Brexit, verstärkt durch den Wertverlust des Pfund Sterling, mit dem die Inflationserwartungen stiegen. Mit dem Verkauf von 3x Short-ETPs wurde das gewünschte Absicherungsniveau wiederhergestellt (roter Balken in Grafik 3).
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Indikatoren für zukünftige Wertentwicklungen.
Ohne Anpassungen wäre die Absicherungsquote des Portfolios bei steigenden Gilt-Kursen immer weiter gesunken (gestrichelte orange Linie in Grafik 3), was zu einer zu geringen Absicherung des Portfolios und einer Netto-Long-Position auf zehnjährige Gilts für den Anleger geführt hätte. Bei steigenden Märkten ist das zunächst positiv. Sollten aber die Gilt-Kurse anschließend fallen, wäre das Portfolio zu gering abgesichert und würde nur unzureichend die Gewinne einfahren, die sich aus den 3x Short-ETPs zur Deckung der zunehmenden Verluste der Long-Position ergeben hatten.
Durch die Anpassungen bleibt die Absicherungsquote jedoch zwischen dem oberen und unterem Limit (durchgehende orange Linie in Grafik 3) und kehrt nach jeder Berührung der oberen und unteren Grenze auf das angestrebte Niveau von 25% zurück.
Fazit
Es gibt keinen Königsweg für den Aufbau von Absicherungspositionen, aber die vereinfachten Beispiele oben zeigen, wie gehebelte Short-ETPs als Absicherungsinstrumente eingesetzt werden können. Anleger sollten jedoch im Ganzen verstehen, dass die Volatilitätstreiber für gehebelte Short-ETPs von den vorherrschenden Marktbedingungen und –zyklen sowie der Anlageklasse, die mit gehebelten Short-ETPs abgesichert werden soll, und dem Hebel abhängen. In der Summe bestimmen sie den Effekt der täglichen Rendite besagter ETPs auf die entsprechende kumulative Rendite, wenn die ETPs länger als einen Tag gehalten werden.
Wenn Anleger dies vollständig nachvollzogen haben, ziehen sie ggf. in Erwägung, gehebelte Short- ETPs als Mittel zu verwenden, um Absicherungen für Assetklassen zu erstellen. Teilen Anleger diesen Gedanken, derselben Meinung sind, könnten sie zur Absicherung ihrer Positionen in festverzinslichen Wertpapieren folgende ETPs in Erwägung ziehen.
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