Faktoren, die für Performance sorgen
Dieser Blogartikel ist der dritte in unserer neuen informativen Blog-Serie zu Investmentstrategien und Anteilsklassen. Heute wenden wir uns den Hauptfaktoren zu, die mit dem Potenzial für eine Outperformance assoziiert werden.
Faktoren sind heute eines der häufigsten Investmentthemen. Doch was sind Faktoren eigentlich? Einfach ausgedrückt handelt es sich bei Faktoren – manchmal auch Risikoprämien genannt – um bestimmte Aktienattribute. Sie werden mit höheren Renditen assoziiert, die das mit ihnen verbundene erwartete Risiko bei Weitem übersteigen. Wahrscheinlich ist Ihnen beispielsweise bekannt, dass der Faktor Value langfristig tendenziell bessere Ergebnisse liefert als der Faktor Wachstum1 und dass kleine Unternehmen tendenziell besser abschneiden als große2. Hierbei handelt es sich um Beispiele für die Faktoren „Value“ und „Größe“. Das sind jedoch nicht die einzigen Faktoren, die für Performance sorgen können.
Wie viele Faktoren gibt es?
Zurzeit gibt es fünf weithin anerkannte „Faktoren“, die mit dem Potenzial für eine Outperformance assoziiert werden. Gibt es nur diese fünf Faktoren? Durchsucht man Datenbanken mit veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten, finden sich in diesen Dokumenten mehr als 300 verschiedene Faktoren3. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass die meisten davon in der Praxis keine Anwendung finden, da zum Beispiel die Kosten für den Handel und die Umsetzung berücksichtigt werden müssen. Diese fünf Faktoren sind:
- Value
- Größe
- Qualität
- Momentum
- Niedrige Volatilität
Definition der Faktoren
Zunächst ist es nicht nur wichtig zu wissen, dass es Faktoren gibt, sondern auch zumindest grundlegend darüber informiert zu sein, warum sie entwickelt wurden. Sehen wir uns die Faktoren im Einzelnen an.
Value
Das Konzept, Aktien unter ihrem Substanzwert zu kaufen, wird von vielen mit Benjamin Graham in Verbindung gebracht, einem Professor an der Columbia University, zu dessen Schülern unter anderem Warren Buffett zählte4. Mit der Zeit erkennt der Markt schließlich diese falsch bewerteten Aktien und beginnt, sie höher zu beziffern – dadurch ergeben sich Renditen, die über denen des Markts liegen. Ebenso erkennt der Markt letztendlich, dass die Erwartungen bei den eher wachstumsorientierten Aktien zu positiv waren. Werden diese Erwartungen enttäuscht, führt dies zu Renditen, die hinter dem Markt zurückbleiben. Dies folgt also der Maxime: „Günstig kaufen, teuer verkaufen.“
Größe
Dieser Faktor gehört tendenziell zu den heißer diskutierten. Besorgnis bereitet hierbei, dass kleinere Unternehmen lediglich für ein höheres Risiko sorgen. Obwohl die Renditen also möglicherweise höher sind, wird es aufgrund des erhöhten Risikos schwieriger, eine Prämie zu beziffern. Im Allgemeinen ist die Intuition, bekannte, erfolgreiche Unternehmen als Small-Cap-Investments auszuwählen und von ihrem Wachstum zu profitieren jedoch attraktiv (wenn in der Praxis auch recht schwierig). Das Ganze wird klarer (und unseres Erachtens interessanter), wenn Small-Cap-Aktien mit einem zusätzlichen Faktorfokus, wie Qualität5 oder Value6 kombiniert werden.
Qualität
Warren Buffett, Vorstand von Berkshire Hathaway, kann auf eine beeindruckende Erfolgsbilanz zurückblicken, die größtenteils auf den Kauf von Unternehmen zurückzuführen ist. In einigen seiner jährlichen Briefe legt Buffett klar einige seiner wichtigsten Kaufkriterien dar. Zu diesen gehören7: 1) Nachgewiesene konsistente Ertragskraft und 2) gute Eigenkapitalrendite bei geringer oder keiner Verschuldung. Das Kernkonzept, das hierbei betont wird, ist Qualität. In einem Paper von 2004 schrieb GMO über hochwertige Unternehmen8: „... obwohl viele dieser Unternehmen in der Regel Jahr für Jahr hohe Gewinne erwirtschaften, werden sie systematisch unterbewertet, weil es ihnen an Volatilität fehlt.“
Momentum
Viele sehen Momentum-Strategien als die Verfolgung von Trends. Bei Werten mit steigenden Kursen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie weiter steigen werden. Dies wird durch nicht risikobasierte Konzepte untermauert, so etwa die tendenziell recht gedämpften Reaktionen der Investoren auf Unternehmensgewinne und Dividendenbekanntmachungen oder die verspätete Überreaktion, die dadurch ausgelöst wird, dass die Investoren den Renditen nachjagen. Solche Reaktionen lassen die Aktienkurse noch weiter steigen und sorgen für einen sogar noch größeren kurzfristigen Momentum-Effekt9. Während über die genauen Gründe dafür spekuliert werden kann, haben wir sicherlich alle schon den Ausdruck „der Trend ist dein Freund“ in einem Investment-Zusammenhang gehört.
Niedrige Volatilität
Hierbei handelt es sich um eine interessante Prämie, da der landläufigen Meinung zufolge ein höheres Risiko eine höhere potenzielle Abgeltung (bzw. Rendite) erfordert, dass es eingegangen wird10. Wenn Investoren nicht an dieses Potenzial glauben, warum sollten sie dann ein höheres Risiko eingehen? Die logische Folge davon wäre, dass Aktien mit niedrigem Risiko niedrigere Renditen erzielen sollten. Die Daten lassen jedoch etwas anderes vermuten und unseres Erachtens stellt dies die Bedeutung von „weniger verlieren“ in abwärts tendierenden Märkten heraus. Viele Investoren können sich nicht an solche Strategien halten, da es bei aufwärts tendierenden Märkten nicht sehr attraktiv ist, eine Strategie zu verfolgen, die „weniger gewinnt“.
Unten zeigen wir Renditen von mit diesen Faktoren verbundenen Aktien über einen sehr langen Zeitraum hinweg.
Abbildung 1: Langfristige Beobachtung der Faktoren
Quelle: Kenneth R. French Data Library.
Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.
In der Überrenditenkategorie beziehen sich die hohen 30 % und die niedrigen 30 % auf die besten 30 % bzw. die schlechtesten 30 % eines Aktienportfolios als Funktion dessen, wie stark diese Aktien die Eigenschaften ihrer jeweiligen Faktorkategorie aufweisen. Im Fall der niedrigen Volatilität werden aufgrund der Datenverfügbarkeit die besten und schlechtesten 20 % verwendet. Durch Feststellen des Unterschieds zwischen den besten und schlechtesten 30 %, in der Tabelle als Überrendite dargestellt, lassen sich die Prämien für die Konzentration auf die Eigenschaften eines bestimmten Faktors beobachten.
- Zeitraum: Ausgewählt aufgrund der Datenverfügbarkeit für den Qualitätsfaktor in der Kenneth R. French Data Library.
- Value (HML): Gemessen als Verhältnis des Buchwerts der Aktie zum Marktwert der Aktie eines Unternehmens; höhere Werte weisen auf einen niedrigeren Marktpreis im Verhältnis zu diesem Fundamentalfaktor hin. Das hier gezeigte Portfolio ist ein Large-Cap-Portfolio.
- Größe (SMB): Gemessen als Marktwert einer Aktie; niedrigere Werte weisen auf Unternehmen mit niedrigerer Marktkapitalisierung hin und höhere Werte auf Unternehmen mit einer höheren Marktkapitalisierung.
- Rentabilität (RMW), häufig als Qualität bezeichnet: Misst Aspekte der betrieblichen Rentabilität. Das hier gezeigte Portfolio ist ein Large-Cap-Portfolio.
- Momentum (MOM): Mittel zum Messen der Stabilität von positiven Trends im Aktienkursverhalten; eine höhere Stabilität bei positiven Trends führt zu höherem Momentum. Das hier gezeigte Portfolio ist ein Large-Cap-Portfolio.
- Überrendite: Verweist auf die zusätzliche Rendite, die durch das Investment in Wertpapiere mit bestimmten attraktiven Fundamentalfaktoren (Value, Größe, Rentabilität, Momentum und niedrige Volatilität) gegenüber Portfolios, die in Wertpapiere mit schwachem Engagement in eben diesen Faktoren investieren, erwirtschaftet wird. Bei den hier verwendeten Portfolios handelt es sich, außer bei Größe, um Large-Cap-Portfolios.
- Markt (MK-RF): Bezieht sich auf ein nach der Marktkapitalisierung gewichtetes Maß für die Renditen aller vom Centre for Research in Security Prices erfassten und an der New Yorker Börse, der American Stock Exchange oder der NASDAQ notierten Unternehmen. Volatilität und Sharpe-Ratio werden hier nach den Renditen dieser Größe berechnet.
- Niedrige Volatilität: Verweist auf Wertpapiere mit niedriger Varianz. Das hier gezeigte Portfolio ist ein Large-Cap-Portfolio.
Fazit
Es gibt viele Möglichkeiten für ein Engagement in diesen Faktoren. Viele der Strategien von WisdomTree bieten allein aufgrund ihres Wesens ein Engagement in mehreren dieser Faktoren. Zum Beispiel kann eine Gewichtung nach Dividenden Zugriff auf Value, Qualität und – in manchen Fällen – niedriges Beta (niedrige Volatilität) geben.
In unserem nächsten Blogartikel erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Möglichkeiten, um auf Faktoren zuzugreifen, und was diese Ihnen bieten können.
Zudem könnte Sie folgende Lektüre interessieren...
+ ie großen Vorteile kleiner Unternehmen
+ Die einzigartigen Vorteile von Dividenden
Source
1 Lakonishok, et al. „Contrarian Investment, Extrapolation, and Risk.“ The Journal of Finance. Dezember 1994.
2 Banz, Rolf W. „The Relationship between Return and Market Value of Common Stocks.“ Journal of Financial Economics. 1981.
3 Harvey, Campbell R. und Yan Liu. „Lucky Factors.“ SSRN. 15. Januar 2018.
4 Buffett, Warren. „The Superinvestors of Graham-and-Doddsville.“ Columbia Business School. 1984.
5 Asness et al. „Size Matters, if you Control Your Junk.“ SSRN. Erster Entwurf, Januar 2015; aktueller Entwurf, Juni 2017.
6 Dhatt, et al. „The Value Premium for Small-Capitalization Stocks.“ Financial Analysts Journal. September/Oktober 1999.
7 Buffett, Warren. „Berkshire Hathaway Annual Shareholder Letter.“ 27. Februar 2015.
8 „The Case for Quality—The Danger of Junk.“ GMO Whitepaper. März 2004.
9 Moskowitz, Tobias. „Explanations for the Momentum Premium.“ AQR Capital Management. Sommer 2010.
10 Blau, Benjamin M. und Ryan J. Whitby. „Range-Based Volatility, Expected Stock Returns, and the Low Volatility Anomaly.“ PLOS one. 30. November 2017.