WisdomTree
Gold Monthly
April 2025

Nitesh Shah
Head of Commodities and Macroeconomic Research, WisdomTree Europe
Nitesh Shah ist ein Finanzexperte mit über 24 Jahren Erfahrung in den Bereichen Research und Anlagestrategie. Als Head of Commodities & Macroeconomic Research bei WisdomTree Europa leitet er Marktanalysen und -einblicke für die verschiedenen Anlageklassen, wobei sein Schwerpunkt auf Rohstoffen und börsengehandelten Produkten liegt. Zuvor war er bei Moody's, HSBC Investment Bank, The Pension Protection Fund und Decision Economics tätig, wo er sein Fachwissen in den Bereichen Marktanalyse und Strategie vertiefte.
Nitesh Shah hat einen Master-Abschluss in internationaler Wirtschaft und Finanzwesen von der Brandeis University und einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der London School of Economics. Seine Einsichten werden häufig in den Finanzmedien zitiert und er ist ein gefragter Redner bei Branchenveranstaltungen. Außerdem ist er Moderator des Podcasts „Commodity Exchange“, in dem er über Trends auf den globalen Märkten spricht. Nitesh Shah begeistert sich für die Beratung von Anlegern und bietet ihnen umsetzbare Erkenntnisse, die ihnen bei der Orientierung in der komplexen Finanzlandschaft helfen.
Handelskrieg treibt Gold auf neue Höchststände
Der Goldpreis erreichte am 11. April ein neues Allzeithoch und setzte damit eine kräftige sechsmonatige Rallye fort. Gold gilt in einer vom Handelskrieg von Trump erschütterten Welt eindeutig als der bevorzugte sichere Hafen. Der US-Dollar hat abgewertet und US-Staatsanleihen werden stark abverkauft, da das Vertrauen in die USA als zuverlässiger Handelspartner geschwunden ist.
Der Anstieg des Goldpreises wurde durch die Abwertung des US-Dollar begünstigt (Abbildung 1), was in den vergangenen Jahren Gegenwind für das Edelmetall bedeutet hatte.
Abbildung 1: Gold und US-Dollar
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 01.01.2025–11.04.2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Die realen Anleiherenditen sind in den letzten Tagen stark gestiegen (Abbildung 2), während Gold diesem Gegenwind weiterhin trotzen konnte.
Abbildung 2: Gold und Realzinsen
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 01.01.2025–11.04.2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Gold dürfte seinen Aufwärtstrend fortsetzen, da die unberechenbare US-Handelspolitik die Anleger verunsichert und zu einer Flucht in die Sicherheit von Gold führt. Trump hat eine 90-tägige Pause bei seinen Zöllen vom sogenannten „Tag der Befreiung“ angeboten. Wenn die Maßnahmen in Kraft treten, werden gegen die meisten Handelspartner der USA Zölle in nahezu beispielloser Höhe erhoben. Zwar haben zyklische Werte nach der Ankündigung der Pause zugelegt, doch Gold befindet sich noch immer im Aufwind. Nach der ersten Ankündigung am Tag der Befreiung geriet Gold unter Verkaufsdruck. Das ist typisch für Zeiten finanzieller Anspannung: Wenn Aktien und andere Risikoanlagen fallen, wird Gold häufig zunächst verkauft, da Anleger Liquidität benötigen. Margin-Calls und Protokolle für das Risikomanagement sind in der Regel der Grund für solche kurzfristigen Verkäufe. Normalerweise erholt sich Gold jedoch schnell wieder, und diese Erholung ist jetzt zu beobachten.
Trump verhängte zudem mit sofortiger Wirkung einen Zollsatz von 145 % gegen China, was ein Hinweis darauf ist, dass der Handelskrieg weiter eskalieren wird. China hat zugelassen, dass sein Yuan auf den niedrigsten Stand seit 2007 abgewertet wird. Da auch der US-Dollar an Wert verliert, könnten wir neben dem Handelskrieg auch in eine Zeit der Währungskriege eintreten. Gold zeichnet sich als eine Währung aus, die nicht entwertet werden kann.
Marktbasierte Indikatoren deuten nun auf wachsende Rezessions- und Inflationsrisiken hin – ein Stagflationsszenario, das Gold erheblich zugutekommen könnte.
Um die neuerlichen Zuwächse ins rechte Licht zu rücken: Es hat 14 Jahre gedauert, bis Gold von 1.000 US-Dollar je Unze auf 2.000 US-Dollar gestiegen ist, aber nur gut ein Jahr, um von 2.000 US-Dollar auf 3.000 US-Dollar zu klettern. Ein weiterer Anstieg um 800 US-Dollar auf über 4.000 US-Dollar scheint nicht mehr weit hergeholt zu sein.
Zumindest hat der Tag der Befreiung klargestellt, dass Bullion von Zöllen befreit sein wird. Die Futures-Preise weisen jetzt einen Rekordabschlag gegenüber den Spotpreisen auf (Abbildung 3). Wir erwarten, dass sich der Umzug von Gold von London nach New York, der in den letzten Monaten stattgefunden hat, daher umkehren wird.
Abbildung 3: Frontmonats-Goldfutures abzüglich Spotpreis
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Januar 1990 bis April 2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
In der Tat waren in der letzten Woche bereits einige Goldabflüsse von der Comex in New York zu verzeichnen (Abbildung 4).
Abbildung 4: Comex-Goldbestand
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 01.01.2025-10.04.2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Das Verhältnis von Bitcoin zu Gold sinkt weiter. Denn Gold bleibt der herausragende Gewinner in dieser Zeit des ungewissen Handels und volatiler Finanzmärkte (Abbildung 5). Im bisherigen Jahresverlauf ist Gold um 19 % gestiegen, Bitcoin hat um 13 % abgenommen.
Abbildung 5: Bitcoin-Gold-Verhältnis
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. September 2022 bis April 2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.